BIANCA EXKLUSIV Band 0193
er seinen Kaffee ausgetrunken und die Rechnung beglichen hatte, ging er hinüber zur Werkstatt. Der Shelby war vom Abschleppwagen gehievt worden und stand vor einer leeren Box.
Einen Moment lang inhalierte Dane den Geruch nach Gummi und Öl. Es war lange her.
Zu lange .
Er schüttelte den Gedanken ab und trat vor.
Ein Mann, der gerade mit einem Klemmbrett in der Hand um das Auto herumging, bemerkte ihn und schob sich die Baseballkappe auf den blonden Haaren zurück. „Wood Tolliver?“
Dane nickte.
Der Mann reichte ihm die Hand. „Stu Golightly.“ Mit der anderen Hand, die in einem Gipsverband ruhte, deutete er zu dem Auto. „Verdammt, das ist ein Jammer. Sie sind auf meine kleine Schwester gestoßen, wie?“
Hadley hatte beim Frühstück erwähnt, dass Shane und Stu Zwillinge waren, aber abgesehen von der Größe – XXL – hatten sie wenig Ähnlichkeit. „Sie hat mir gesagt, dass Sie ein Genie sind.“
Stu grinste. Anscheinend war er wesentlich freundlicher veranlagt als sein Bruder. „Das bin ich, aber ich nehme an, Sie kennen jemanden, den Sie lieber an sie ranlassen.“
Das stimmte zwar, aber er hatte andere Pläne. Er öffnete die Beifahrertür, zerrte den hinter den Sitz geklemmten Matchbeutel hervor und nahm seine Papiere, die er beim Eintreffen der Ambulanz im Lederpolster versteckt hatte.
„Schreiben Sie einen Voranschlag“, sagte er zu Stu, „und rufen Sie mich dann an. Ich nehme an, Sie kennen die Nummer vom Tiff’s .“
Stus Miene erstarrte. Anscheinend ähnelte er seinem Bruder mehr, als auf den ersten Blick zu vermuten war. „Sie wollen im Tiff’s absteigen?“
Dane nickte und ging eilig davon, um irgendwelchen Einwänden vorzubeugen. Stus Miene nach zu urteilen, würde die Reparatur in Rekordzeit durchgeführt werden. Sein Enthusiasmus für die Arbeit an dem seltenen Wagen war offensichtlich nicht groß genug, um sich mit der Vorstellung anzufreunden, dass Dane mit Hadley unter einem Dach wohnte.
Als Dane das Ende der Main Street erreichte, wusste er ein wärmeres Klima mehr denn je zu schätzen. Nicht, dass es in Seattle oder Louisville, wo er Häuser besaß, nicht kühl wurde. Aber das war nichts im Vergleich zu dem Frost in Lucius.
Das viktorianische Gebäude, in dem sich das Tiff’s befand, war gut in Stand gehalten mit seinen Schnörkeln und Verzie rungen. Aber es war in Pink und Grün gestrichen – der scheuß lichsten Farbkombination, die Dane je gesehen hatte.
Er erklomm die Freitreppe. Solange es drinnen warm war, kümmerte es ihn nicht sonderlich, wie es draußen aussah. Die Haustür war unverschlossen und er trat zögernd ein. Er wusste nicht recht, was ihn erwartete. Er war es gewohnt, in Fünf-Sterne-Hotels abzusteigen, nicht in Familienpensionen in Kuhdörfern.
Er fand sich in einer großen Halle mit verschiedenen Türen wieder. Der Fußboden war mit einem Teppich in ebenso hässlichem Pink wie die Fassade ausgelegt. Zu einer Seite befand sich eine hölzerne Treppe. Geradeaus ging es in die Küche, und hinter einer der Türen ertönte ein Piano, das ein wenig gequält klang.
„Hi.“ Eine hochschwangere junge Blondine spazierte mit einer riesigen Schüssel Müsli vorbei. „Sie müssen der neue Gast sein.“ Er nickte, und sie deutete zur Treppe. „Ganz oben. Das Turmzimmer. Sie haben Glück. Sie haben ein eigenes Badezimmer.“ Dann tapste sie barfuß weiter und entschwand wieder der Sicht.
Er ging die Stufen hinauf. Ganz oben befand sich nur ein Raum, und er trat ein und schloss die Tür hinter sich.
An drei Seiten des Zimmers befanden sich Fenster mit weißen Spitzengardinen. Dane spähte hinaus und sah weite, schneebedeckte Flächen, gespickt mit kahlen Bäumen. In der Ferne schlängelte sich das schmale, glitzernde Band eines Baches.
Er zog sich die Jacke aus, holte sein Handy aus dem Matchbeutel und rief seine Schwester an. „Wie geht es ihm?“
„Momentan stabil“, erwiderte Darby.
„Bewusstlos?“
„Ja.“
Dane unterdrückte einen Fluch. „Ist Felicia bei ihm?“
Darby lachte kurz auf. „Machst du Witze? Unsere Mutter betritt keine Krankenhäuser, das weißt du doch. Aber sie ist im Haus.“
„Wenn Roth wüsste, dass sie sich unter seinem Dach aufhält, würde er bestimmt noch einen Herzinfarkt kriegen.“
Seit Roth und Felicia Rutherford geschieden waren, ließen sie kein gutes Haar aneinander. Es war über zwanzig Jahre her, und doch hatte keiner der beiden einen neuen Lebensgefährten gefunden.
Dane rieb sich behutsam die
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