BIANCA EXKLUSIV Band 0193
Fremdenzimmer, aber seit ich es übernommen habe, ist es eher eine Pension.“
„Wer hat es vor Ihnen geführt?“
„Meine Mutter. Holly.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Holly Golightly?“
Sie lächelte. „Ja, und ihr Lieblingsfilm war Frühstück bei Tiffany’s mit Audrey Hepburn.“ Sie arrangierte die Blumen und musterte sie kritisch.
„Hübsch“, murmelte er.
Sie nickte.
„Was ist aus ihr geworden?“
Hadley seufzte. „Sie ist an Krebs gestorben, als ich zwanzig war.“
„Das tut mir leid.“
Seltsamerweise spürte sie, dass seine Worte nicht bloß dahingesagt waren. Sie blickte zu ihm auf und stellte fest, dass er gar nicht die Blumen ansah. Sie nickte erneut. Obwohl es Tage gab, an denen sie ihre Mutter furchtbar vermisste, hatte sie ihren Kummer größtenteils überwunden.
Sie stellte die Blumen beiseite und fuhr fort, die Einkäufe wegzuräumen. „Was ist mit Ihren Eltern?“, fragte sie hastig, bevor sie den Mut verlor.
„Geschieden, seit langer Zeit.“
„Das muss hart gewesen sein.“
Er nickte. „Seien Sie froh, dass Sie keinen Krieg zwischen Ihren Eltern miterleben mussten.“
Hadleys Finger schlossen sich fest um eine Tomate. Sie legte sie beiseite, bevor die Schale platzen konnte. Der Krieg zwischen ihrer Mutter und ihrem leiblichen Vater hatte vor ihrer Geburt stattgefunden. Beau Golightly war ihr Stiefvater. „Also, was gibt es Neues von Ihrem Auto?“
„Ihr Bruder macht einen Kostenvoranschlag.“
„Es wird ein faires Angebot. Und nicht nur aus Rücksicht auf meine Versicherungsprämie, die wieder steigen wird.“
„Wieder?“
Sie lächelte reumütig. „Wir wissen beide, dass ich keinen Blumentopf für meine Fahrkünste gewinnen würde.“ Hadley faltete die Leinentaschen zusammen und verstaute sie unter der Spüle. „So, jetzt muss ich Sie aber in einem Zimmer unterbringen. Ich kann Sie ja nicht einfach in den Gemeinschaftsräumen herumlungern lassen.“
Joanie Adams tapste in die Küche, mit der unvermeidlichen Müsli-Schüssel in der Hand. „Ich habe ihn schon ins Turmzimmer geschickt. Er ist doch der Gast, den du erwartet hast, oder?“
Hadleys Lächeln welkte ein wenig. „Nein, das ist er nicht.“
Joanie verzog das Gesicht. „Oh, das tut mir so leid.“
„Sei nicht albern. Ich hätte hier sein sollen, als Mr. Tolliver gekommen ist. Außerdem ist es nicht weiter schlimm.“
„Ich bin nicht wählerisch“, versicherte Wood. „Hauptsache, ich kriege ein Bett.“
Und doch stiegen Tränen in Joanies Augen. „Ich wollte doch nur helfen.“
Hadley hakte sich bei ihr unter und zog sie hastig aus der Küche, bevor sich die Schleusen vollends öffneten. „Das weiß ich doch“, beschwichtigte sie. „Ehrlich, Joanie, es ist alles in Ordnung. Es ist ja nichts passiert.“
Nachdem sie Joanie wieder beruhigt hatte, spähte Hadley in den Salon, in dem Mrs. Ardelle auf dem Piano klimperte. Wood saß auf der Bank neben der weißhaarigen Frau und blätterte ihr die Noten um.
Sie beendete das Stück mit viel Schwung und strahlte ihn an. „Spielen Sie Klavier?“
„Schlecht. Ich wurde sechs Jahre lang zum Unterricht gezwungen.“ Als sie ihm Platz machen wollte, wehrte er hastig ab: „Nein, nein, spielen Sie nur weiter. Mein Ego würde die Blamage nicht verkraften, wenn ich mich daran versuchte.“
Mrs. Ardelle lachte fröhlich, offensichtlich sehr angetan von Wood.
Hadley lächelte vor sich hin und schlich sich in die Küche, ohne die beiden zu stören. Der Lunch – Brokkolisuppe, Hühnchenbrust mit Salat, Nusstörtchen – war leicht zubereitet und erforderte nicht viel Konzentration, was gut war, da der unerwartete Gast einen Großteil ihrer Gedanken beschäftigte.
Als alles fertig war, füllte sie die Speisen in Thermobehälter, stellte sie auf den Büfetttisch im Esszimmer und läutete den Gong. Die Gäste würden innerhalb der nächsten Stunde zum Essen erscheinen, wie es ihnen beliebte.
Wood geleitete Mrs. Ardelle in das Esszimmer, bevor Hadley entfliehen konnte, um die Mittagszeit wie gewöhnlich zu verbringen – in ihrem Zimmer vergraben für eine Stunde des ungestörten Schreibens. Aber sie überraschte jeden, sich selbst eingeschlossen, indem sie sich eine Portion nahm und an den Tisch setzte.
Während Mrs. Ardelle den neuesten Tratsch von Lucius auftischte, wanderte ihr wacher Blick zwischen Hadley und Wood hin und her. Der Verdacht lag nahe, dass Wood Tollivers Auftauchen im Tiff’s ein gefundenes Fressen für die ältere Dame
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