BIANCA EXKLUSIV Band 0193
zu haben. Die Tatsache, dass sie noch Jungfrau gewesen war, hatte bei ihm offensichtlich nur den Beschützerinstinkt geweckt. Und jetzt glaubte er, sie vor sich beschützen zu müssen.
Annie hatte genug Frauen in seinem Leben ein- und ausgehen sehen, um zu wissen, dass er kein Mann war, dem es um Liebe, Hingabe und Treue ging.
Er hatte diese Geschichte erzählt, dass er vor Jahren einer Frau fast einen Antrag gemacht hätte, aber irgendwie konnte Annie ihm nicht glauben. Vielleicht hatte er diese Story sogar erfunden.
Griffin wollte keine Frau in seinem Leben. Zumindest nicht auf Dauer. Und sie hatte sich gestern entschlossen, das zu akzeptieren. Lieber einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach, hatte sie sich gesagt. Lieber ein paar Stunden mit Griffin genießen, als nur ewig von ihm zu träumen.
Wenn ihr das auf einmal nicht mehr genug war, trug sie selbst die Schuld.
Da sie nicht wusste, was sie mit sich anfangen sollte, ging Annie zurück ins Haus und entschloss sich zu kochen. Normalerweise beruhigte das immer ihre Nerven. Sie stellte die Stereoanlage und den Backofen an und begann Blätterteigtaschen zu machen, die sie später mit Meeresfrüchten füllen wollte. Danach machte sie sich daran, Butterkekse zu backen, die für Mrs. Worthingtons Bridgeparty am Montag mit einem Erdbeersorbet gereicht werden sollten.
Schon vor langer Zeit hatte sie entdeckt, dass Kochen und Backen ihre Einsamkeit linderten, ihr eine gewisse Zufriedenheit vermittelten. Aber heute wollte sich ihre Laune einfach nicht bessern.
Schließlich war noch der Radicchiosalat vorzubereiten, für den sie sich eine besondere Lemon-Vinaigrette-Sauce ausgedacht hatte. Und als auch der im Kühlschrank stand, hatte Annie nichts mehr zu tun und musste sich den Erinnerungen der vergangenen Nacht stellen.
Zumindest für eine Weile, denn sie war nicht bereit, die unerträgliche Sehnsucht und den dumpfen Schmerz, die diese Bilder in ihr hervorriefen, einfach hinzunehmen. Warum war er nicht bis zum Morgen bei ihr geblieben? Hätte er das nicht bei jedem anderen Bettabenteuer auch gemacht? Man wachte gemeinsam auf, lachte, plauderte, aß zusammen Frühstück und trennte sich dann wieder. Das wäre angemessen gewesen. Aber er hatte sie wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen. Ihre Wut und ihre Trauer waren so ungeheuer groß, dass sie einfach nicht länger stillsitzen konnte. Entschlossen begann sie aufzuräumen, Staub zu saugen und den Boden zu wischen. Es wurde die größte Putzaktion ihres ganzen Lebens.
9. KAPITEL
Als Annie am Montagnachmittag mit dem Scheck von Mrs. Worthington auf dem Beifahrersitz und der unguten Erinnerung an den Bankraub im Hinterkopf durch die Straßen eines Vorortes von Strawberry Bay fuhr, fand sie, dass genug wirklich genug war. Es reichte.
Nein, eigentlich war das nur ihr zweiter Gedanke. Ihr erster Gedanke – das immer wiederkehrende Bild, wie Griffin sich zwischen ihre Oberschenkel legte – hatte sie dazu gebracht in den Südwesten von Strawberry Bay zu fahren, wo sich das Hauptgebäude von Chase Electronics befand. Sie entdeckte jedoch noch nicht einmal sein silbergraues Sportcoupé, obwohl sie sich fast den Hals ausgerenkt hatte, als sie am Parkplatz der Firma vorbeifuhr. Während sie in die Stadt zurückfuhr, musste Annie sich eingestehen, das es Mitleid erregend war, wenn eine Frau einen so großen Umweg machte, nur um an der Arbeitsstelle des Mannes vorbeizufahren, der sie nach dem Sex einfach wie ein getragenes Paar Einweghandschuhe fallen gelassen hatte. Es war nicht nur Mitleid erregend, es war auch absolut dumm und kindisch.
Sie schaute sich im Rückspiegel an und hielt sich selbst eine Predigt.
„Erstens, du musst ihn vergessen.“
Klarer Fall.
„Zweitens, du musst endgültig über diesen Banküberfall hinwegkommen.“
Ganz genau.
„Das, was passiert ist, wird dich stärken und nicht zum Opfer machen.“
Absolut richtig.
Sie schaute auf den Scheck, der neben ihr auf dem Beifahrersitz lag und biss sich auf die Lippe. „Du musst in die Bank gehen.“
Kommt überhaupt nicht infrage.
Annie schluckte, bereit, mit sich selbst einen Kompromiss einzugehen. „Du musst ja nicht in die Filiale gehen, in der es passiert ist. Wie wäre es mit der in der Seventh Street? Du bist ganz in ihrer Nähe. Geh hinein, reich deinen Scheck ein und geh wieder hinaus. Dann hast du bewiesen, dass du stark bist. Dann hast du den Beweis, dass weder ein Bankräuber, noch ein falscher Mann im Bett dich
Weitere Kostenlose Bücher