Bianca Exklusiv Band 0226
Sean, blondlockig und mit dem Gesicht eines Engels, was aber wahrscheinlich trog. Er würde wohl der Klassenkasper werden. Da war Meagan, intelligent und verzogen, und schon am ersten Tag hatte sie sich selbst zur Anführerin erkoren. Da gab es Kinder, für die die Schule etwas Furcht einflößendes war. Wie für die kleine Rosa, ein scheues stilles Mädchen, und Matthew, der für sein Alter sehr unreif war und keinen Schimmer hatte, was man von ihm erwartet .
Und da war Susan, die Allison die ganze Zeit mit großen wissbegierigen Augen angesehen hatte. Allison war sich nicht sicher, womit sie die Aufmerksamkeit des kleinen Mädchens gewonnen hatte. Susan war offensichtlich wohlerzogen und ihren Mitschülern weit voraus.
„Ich liebe Kinder in dem Alter. Sie sind so eifrig und so empfänglich für neue Eindrücke. Wenn die Anfangserfahrungen in der Schule positiv sind, dann haben sie für den Rest ihres Lebens eine solide Grundlage.“ Und ohne auch nur die Andeutung von Wichtigtuerei fügte sie hinzu: „Vielleicht kann ich ihnen dazu verhelfen.“
„Na, meine Bewunderung und mein Mitgefühl hast du.“
„Danke. Ich kann beides gebrauchen.“ Allison warf einen Blick auf ihre Uhr. „Ich muss noch tausend Dinge erledigen, bevor ich nach Hause gehe und morgen ist der nächste erste Schultag, und ich bekomme eine weitere Anfängerklasse.“
Chris schüttelte den Kopf. „Das ist noch ein Grund, weshalb ich um nichts in der Welt mit dir tauschen möchte. Die Vorschule ist die Einzige mit zwei Klassen, die alternierend Unterricht haben.“ Mit einem spöttischen Zwinkern setzte sie hinzu: „Doppeltes Vergnügen, doppelter Spaß …“
„Und doppelte Arbeit“, fügte Allison seufzend hinzu, die beide Vorschulklassen unterrichten musste. Sie zog ihr Haarband heraus und schüttelte ihre Mähne, bis sie locker um ihr Gesicht fiel. „Ich könnte ein paar freie Wochen brauchen. Ich hatte gehofft, bis zum ersten Schneefall mit dem Anstrich des Hauses fertig zu sein.“
„Wieso brauchst du so lange? Ich dachte, du hättest schon zu Beginn des Sommers damit angefangen.“
„Habe ich auch. Aber es war so etwas wie das Öffnen der Büchse der Pandora.“ Allison seufzte melancholisch. „Tante Millie hat wahrscheinlich zehn Jahre nichts mehr am Haus getan. Die alte Farbe kam in großen Stücken herunter, also musste ich erstmal das Holz abkratzen. Als ich dabei war, entdeckte ich, dass einige der Bretter verrottet und gebrochen waren. Dann stellte ich fest, dass die Fensterrahmen in schlimmem Zustand waren. Also musste ich neue Fenster einsetzen lassen. Und dann natürlich das Dach …“
Chris hielt sich die Ohren zu. „Genug, genug! Das ist der Grund, weshalb ich in einer Wohnung lebe. Ich will nichts mit Instandhaltungen zu tun haben. Ich verstehe nur nicht, warum du dir nicht Handwerker nimmst.“
„Bei meinem Gehalt? Soll das ein Witz sein?“, rief Allison aus. „Außerdem bin ich schon früher mit Farbe und Pinsel umgegangen und habe geglaubt, ich schaffe die Sache in einer Woche.“
„Du hättest mit Murphys Gesetz rechnen sollen. Für jedes Projekt, das mein Mann sich vornimmt, rechne ich jedes Mal zweimal die Zeit und dreimal die Kosten, die er veranschlagt“, meinte Chris mit einem schlauen Lächeln. „Ehemänner machen sich ganz gut, besonders, wenn man ein altes Haus wie das deine besitzt.“
„Ja, das ist eine blendende Idee“, stimmte Allison begeistert zu. „Sag Jared, am Sonnabendmorgen um sieben, wird der Kaffee heiß sein und die Farbe angerührt.“
„Eigentlich habe ich nicht meinen Ehemann gemeint.“ Chris fühlte sich überrumpelt. „Obgleich ich annehme, dass er sehr gern helfen würde. Ich meinte nur …“
Allison konnte ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. Seit Jahren versuchten entschlossenere Ehestifter als Chris, für Allison einen passenden Mann zu finden – alle ohne Erfolg. Es war nicht etwa so, dass Allison ängstlich darauf bedacht gewesen wäre, dem Klischee der altjüngferlichen Gouvernante zu entsprechen, sie wartete nur auf den Richtigen, der schon zur rechten Zeit in ihrem Leben auftauchen würde. „Ich habe dich schon verstanden. Und, bitte, frag deinen Mann nicht. Ich weiß ja, dass er seinen Sonnabend opfern würde, aber ich habe nur einen Scherz gemacht.“
„Es würde ihm allerdings wirklich nichts ausmachen.“
„Sicher, das würde er sagen, denn er ist ein netter Kerl. Aber ich weiß, wie wichtig die Sonnabende sind, wenn man die ganze
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