Bianca Exklusiv Band 0226
Allison den Arm hin. Sie hakte ihn unter und hoffte, er würde durch seinen Pullover nicht spüren, wie feucht ihre Handfläche war.
Galant hielt Justin ihnen ihre Stühle hin. Allison setzte sich, aber Susan konnte nicht aufhören zu kichern. „Oh, Daddy, du hast ja Mehl in deinem Gesicht.“
Er täuschte Bestürzung vor und beugte sich zu ihr nieder. „Bitte, wisch es ab. Ich möchte auf Miss Greene doch keinen schlechten Eindruck machen.“
Susan wischte ihm mit ihrer Serviette über die Wange. „So, alles weg.“
Justin zwinkerte Allison zu und reichte ihr die Salatschüssel, bevor er sich setzte. „Ich weiß nicht, was ich ohne Susan anfangen sollte. Sie passt immer so gut auf mich auf.“
Allmählich wurde Allison lockerer. Justin war ein amüsanter Gastgeber, und Susan war ein äußerst wohlerzogenes Kind. Sie ertrug es erstaunlich gut, dass die meisten Themen, die während des Essens angesprochen wurden, Themen von Erwachsenen waren. Als dann die Zeit kam, da sie zu ihren Großeltern hinübergehen sollte, um dort zu übernachten, gab es keinen Widerspruch.
„Ich bin gleich zurück“, sagte Justin zu Allison. „Ich bringe sie nur eben. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.“
Allison nahm die Gelegenheit wahr, ihr Make-up aufzufrischen und ihre Frisur zu richten. Dann ging sie zurück und sah sich im Wohnzimmer um. Die Borde waren mit Büchern gefüllt. Sie war immer beeindruckt, wenn jemand Literatur schätzte und viel las. Überall waren Fotos von Susan zu sehen. Vom Augenblick der Geburt an war sie ein hübsches Kind gewesen.
Vor einer großen Fotografie auf dem Kaminsims blieb Allison stehen. Sie nahm sie in die Hand, um die hübsche Blondine, die das Foto zeigte, eingehender zu betrachten. Die Frau lächelte. Es war das Lächeln eines Menschen, der mit sich und seinem Leben zufrieden war. Um ihre Schultern lag ein kostbarer Pelz.
„Das ist Susans Mutter.“ Wiederum hatte Allison Justins Gegenwart nicht bemerkt.
„Sie ist sehr hübsch“, sagte sie.
„Sie war schön“, korrigierte er.
Allison bemerkte die Bewunderung in seinem Blick, der liebevoll auf dem Bild ruhte, das sie wieder auf den Kaminsims stellte, und sie wusste, ohne nachzufragen, dass Susans Mutter tot war.
„Über diesen Punkt wollte ich mit Ihnen sprechen.“ Allison musste sich zwingen, dieses Gespräch zu beginnen. Noch vor wenigen Augenblicken hatte sie sich hier so wohlgefühlt, jetzt wäre sie am liebsten sofort nach Hause gegangen. „Für einen Lehrer ist hilfreich, die häusliche Situation eines Schülers zu kennen. In den Akten fand ich keinen Hinweis auf Ihre Frau. Ich wusste nicht, ob Sie geschieden sind, oder …“, sie zögerte, fortzufahren, da sie nicht wusste, wie frisch der Schmerz war.
Justin spürte die Peinlichkeit und nahm ihr das Wort ab. „Caroline starb, als Susan sieben Monate alt war. Sie war meine Jugendliebe aus dem College, doch wir heirateten erst, nachdem wir unsere Staatsexamen hatten.“ Auf seine Geste hin setzte Allison sich auf die Couch und hörte zu, als er fortfuhr.
„Dann warteten wir weitere sechs Jahre, bevor wir uns ein Kind anschafften. Ich arbeitete all die Jahre für eine große Computerfirma in Denver.“ Er setzte sich nicht, sondern ging im Raum auf und ab. „Wahrscheinlich war ich damals kein besonders guter Ehemann. Mein Blick war auf meine Karriere gerichtet. Ich wollte erst Erfolg haben, bevor ich mich mehr meiner Familie widmete. Unglücklicherweise jedoch durchkreuzt das Leben manchmal die Pläne.“ Voller Melancholie seufzte er auf. „Ich verdiente eine Menge, war viel geschäftlich auf Reisen. Caroline sagte, es störe sie nicht, so machte ich weiter. Sie und ich, wir hatten große Pläne. Ich wollte meine eigene Firma gründen. Sie bekam eine durch Viren verursachte Lungenentzündung. Wir hielten es nicht für ernst. Ich ging wie gewöhnlich auf Geschäftsreise. Und dann bekam ich im Hotel den Anruf von Carolines Mutter …“ Er hielt inne und fuhr sich mit den Fingern durch sein sorgfältig gekämmtes Haar. „Caroline war nicht mehr. So schnell ging das.“
„Dann hat Susan ihre Mutter gar nicht kennengelernt?“ Allison sprach mehr aus dem Drang, die Stille zu brechen, die sich zwischen ihnen ausgedehnt hatte, als um eine Antwort zu bekommen.
„Nein“, bestätigte er mit flacher Stimme. „Unglücklicherweise hat Susan nur ihren Vater kennengelernt.“
Allison spürte den Schmerz, die Einsamkeit und das Schuldbewusstsein, das ihn quälte. Sie
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