Bianca Exklusiv Band 0226
vergaß seine Voreingenommenheit gegenüber der Frau, ja, er vergaß sogar den Grund seines Kommens.
„Daddy!“ Susan zerrte an seinem Hemd, um auf sich aufmerksam zu machen. „Ich hab Hunger. Kaufst du mir ein Eis?“
Justin blickte auf seine Tochter hinab. „Es ist zu spät für Eis.“
„Bitte, Daddy. Auf unserem Heimweg können wir doch in dieses gute Lokal gehen.“
„Immer wenn wir ein Eis essen wollen, gehen wir zu dem Hamburger-Lokal am Ende der Straße“, erklärte er der Lehrerin. „Sie haben die besten Eistüten.“
„Ja, ich weiß“, stimmte Miss Greene zu. Ich gehe da auch oft hin. Sie machen auch gute Hamburger.“
„Miss Greene kann doch mit uns gehen, nicht Daddy?“, piepste Susan.
„Miss Greene hat wahrscheinlich Besseres vor, als uns zu begleiten.“
„Können Sie mit uns gehen, Miss Greene?“, fragte Susan direkt. „Sie können sich Regenbogensprenkel auf ihr Eis machen lassen.“
Die Aufrichtigkeit der Einladung abschätzend, blickte die Lehrerin von Susan zu ihrem Vater. „Eigentlich würde ich ja gern mit Ihnen über ihre Tochter sprechen.“
Justin war erfreut … und plötzlich so fahrig wie ein Sechzehnjähriger vor seinem ersten Rendezvous.„Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie mit uns kämen.“
Sie begleiteten Allison zu ihrem Wagen, und als Justin ihr die Tür aufhielt, sagte er: „Übrigens, mein Name ist Justin.“
Sie blickte zu ihm auf und erwiderte: „Nett, Sie kennenzulernen, Justin. Nennen Sie mich bitte Allison.“
„Dann bis gleich im Restaurant, Allison“, entgegnete er, und er genoss es, ihren Namen auszusprechen.
Allison wartete auf dem Parkplatz des Restaurants neben ihrem Wagen auf Susan und ihren Vater. Die Abende waren schon kühl, und sie fröstelte. Gleich, nachdem sie abgefahren war, waren ihr Bedenken gekommen, ob es richtig gewesen war, die Einladung anzunehmen, und auch jetzt, da der andere Wagen auf den Parkplatz rollte, machte sie sich Vorwürfe.
Das Licht der Straßenlaternen hob die kräftigen markanten Gesichtszüge Justins hervor, die Wangenknochen, den Schwung der Brauen. In dieser Beleuchtung sah das Haar fast schwarz aus. Seine Augen konnte sie nicht sehen, aber vorhin hatte sie ihren Blick kaum von ihnen abwenden können. Sie waren von leuchtendem Blau, genau wie die von Susan.
Justin. Sie wollte weiterhin an ihn als an Mr Sloane denken, Vater einer ihrer Schülerinnen. Doch in dem Augenblick, da ihre Hände einander berührten, hatte sie gewusst, dass eine unsichtbare Linie überschritten worden war, und dass es fast unmöglich sein würde, eine formelle Distanz zu wahren.
Allison wusste, es war unklug, sich an einem öffentlichen Ort mit einer Schülerin und deren Vater sehen zu lassen. Aber die von ihr sonst geübte Vorsicht hatte versagt.
„Ich möchte eine Waffel mit Schokoeis und weißem Eis und Fritten“, verkündete Susan, als sie eine Hand in die ihres Vaters und die andere in Allisons Hand schob. „Was für’n Eis mögen Sie, Miss Greene?“
Allison lächelte und gab vor, die Frage ernsthaft zu bedenken. „Früher mochte ich am liebsten Eis mit Schokoladenraspeln, aber jetzt mag ich Fruchteis.“
Justin hielt ihnen die Tür auf.
„Daddys Lieblingseis ist Vanille.“ Voller Unverständnis schüttelte Susan den Kopf. „Können Sie sich vorstellen, dass jemand Vanilleeis am liebsten mag?“
„Mein Bruder mochte auch am liebsten Vanille“, sagte Allison.
„Sie haben einen Bruder?“
Allison nickte, unterließ es aber zu erzählen, dass er vor ein paar Jahren gestorben war.
Susan bemerkte nicht, dass die Miene ihrer Lehrerin plötzlich traurig geworden war. „Wär das schön, wenn ich einen Bruder hätte oder eine Schwester“, meinte sie mit einem sehnsüchtigen Seufzer. „Das wäre lustig, dann hätte ich immer jemanden zum Spielen.“
„Okay, ihr zwei“, unterbrach Justin, „ihr müsst mir jetzt sagen, was ihr haben wollt!“
„Ich bestelle meins getrennt“, protestierte Allison. Auf keinen Fall wollte sie eingeladen werden. Denn das würde aus der Zusammenkunft ein Rendezvous machen.
Justin wollte Einwände vorbringen, unterließ es aber, als er ihre entschlossene Miene sah.
Allison kam sich ein wenig töricht vor, als sie eine Eiswaffel und Cola bestellte. Justins Angebot war höflich gewesen. Schließlich handelte es sich hier ja nicht um ein Essen mit sieben Gängen, sondern um einen Imbiss.
Sie suchten sich einen der Tische aus, verzehrten das Bestellte und unterhielten
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