Bianca Exklusiv Band 0226
Miss Greene stumm. Dann sagte sie: „Auch dein Vater ist ein sehr beschäftigter Mann. Ich glaube nicht, dass er jeden Abend einen Gast haben möchte. Und es gibt eigentlich keinen Grund, dass wir uns, außer auf Schulveranstaltungen, wiedersehen.“
„Wann ist das nächste Mal so eine Veranstaltung?“
„Wir haben nur eine im Jahr“, erklärte Miss Greene.
„Heißt das, Daddy kommt all die Zeit nicht wieder in die Schule?“ Das war ein entsetzlicher Gedanke. Wie sollte sie die beiden nur zusammenbringen?
„Er kann jederzeit kommen und dich hier besuchen. Und außerdem veranstalten wir ja ein Weihnachtsprogramm. Das wird er sicher nicht verpassen wollen.“
Weihnachten? Das dauerte ja noch Monate. So lange konnte Susan nicht warten. Sie hatte vor, den Nikolaus um eine Schwester zu bitten. Aber so viel wusste sie schon, dass ihr Vater erst Miss Greene heiraten musste, bevor die Lehrerin ein Baby bekommen konnte. Sie war sich nicht ganz sicher über den Ablauf, aber selbst Mr Wackelnase und Schneewittchen mussten erst heiraten, bevor sie Babyhäschen haben konnten.
„Aber gibt es nicht einen anderen Grund, dass Daddy mit Ihnen redet?“, fragte sie mit wachsender Verzweiflung.
„Das bezweifle ich.“ Miss Greene lächelte und zupfte liebevoll an Susans Zopf. „Du bist so ein braves Mädchen, da werde ich nie Grund haben, ihn zu mir zu bitten, wie ich das mit Meagans Eltern machen muss. Nun hol’ dir aber ein Magazin, und vergiss deine Schere und den Kleber nicht. Ihr sollt Früchte und Gemüse ausschneiden und sie auf Pappe aufkleben.“
Gehorsam wie stets machte Susan sich an die Arbeit. Sie folgte immer, denn ihr Daddy sollte stolz auf sie sein. Aber es war gar nicht fair, dass die verzogene Meagan, die immer so frech war, viel mehr von Miss Greenes Aufmerksamkeit bekam. Jedenfalls musste Susan sich jetzt aufs Neue überlegen, wie sie ihren Daddy und Miss Greene wenigstens noch einmal zusammenbringen konnte. Sie seufzte. Erwachsene konnten wirklich sehr schwierig sein.
„Schatz, bist du krank?“ Justin legte seiner Tochter die Hand auf die Stirn. „Fieber scheinst du nicht zu haben. Tut dir der Hals weh? Hast du Bauchschmerzen?“
Susan schüttelte den Kopf. Was war nur mit Erwachsenen los? Konnte ein Kind nicht still dasitzen und nachdenken, ohne gefragt zu werden, ob es krank sei? „Geht mir gut.“
Justin warf ihr noch einen besorgten Blick zu, ehe er sich wieder seinem Computer zuwandte.
Sie saß an einem kleinen Tisch neben seiner Computeranlage. Vor ihr lagen die Teile eines Puzzles, das eine galoppierende Stute mit ihrem Füllen auf einer grünen Wiese zeigte. Normalerweise hätte es Susan nur Minuten gekostet, die Teile zusammenzusetzen. Doch heute war sie zerstreut.
„Vorhin haben Miss Greene und ich über dich geredet, Daddy.“
„Ach“, machte er nur abwesend, in seine Arbeit vertieft.
„Sie hat gesagt, sie mag dich.“ Scharf beobachtete Susan die Reaktion ihres Vaters. „Sie hat auch gesagt, dass sie sehr gern hier bei uns war.“
„Hmmm. Hat sie das, tatsächlich?“ Er wandte immer noch keinen Blick von seinem Monitor.
„Ja. Sie kann nicht viel zum Mittag essen, weil sie immer umhergehen muss, um auf uns aufzupassen.“
„Ach, wie nett“, sagte er.
Allmählich wurde Susan ganz ärgerlich auf ihn. Offenbar nahm er diese kritische Situation nicht ernst. „Ich dachte, vielleicht können wir ihr wieder mal was zum Essen machen. Vielleicht morgen Abend…“
„Susan“, unterbrach er seine Tochter und wandte sich ihr endlich zu. „Miss Greene hat vielleicht gesagt, dass sie mich mag, aber sie meinte damit nicht, dass sie mich so richtig mag. Ich glaube nicht, dass sie noch einmal zum Abendessen zu uns kommen möchte.“
„Aber natürlich möchte sie das, Daddy. Du musst sie nur fragen.“
„Das habe ich bereits getan.“
Susan bekam große Augen. „Hast du das? Wann?“
„Ein paar Tage nach ihrem Besuch habe ich sie angerufen und gefragt, ob sie mit mir zum Essen gehen würde.“
„Wirklich?“ Susan war entsetzt. „Und wann seit ihr gegangen?“
„Sind wir nicht. Sie hat abgelehnt.“
„Sie wollte nicht mit dir zum Essen gehen?“ Für Susan war es unfassbar, dass jemand nicht gern mit ihrem Daddy ausgehen würde. „Aber warum nicht?“
Er zuckte die Achseln. „Sie sagte, sie hätte zu viel zu tun.“
Das hatte sie Susan auch gesagt. „Hast du sie wieder gefragt, wenn sie mal nicht so viel zu tun hat?“
„Nein“, sagte er. „Ich
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