Bianca Exklusiv Band 0226
Anstrich in Bambusfarbe für das Verandageländer?“, fragte er.
„Nein, ich möchte alles in Weiß. Danke. Du wirst nach der Qualität deiner Pinselstriche beurteilt werden, nicht nach deiner Kreativität.“
Er begann an einem Ende des Geländers und sie an dem entgegengesetzten. Die Arbeit ging ihnen schnell von der Hand, und es war erst ein Uhr, als sie sich in der Mitte trafen. Als sie beide ihren letzten Gitterstab anstrichen, gerieten ihre Pinsel scheinbar außer Kontrolle.
„Huch“, meinte Allison, als ihr der Pinsel aus der Hand glitt und einen weißen Flecken auf Justins Hand hinterließ.
Justin führte seine Pinselstriche in ununterbrochenem Rhythmus weiter, streckte dabei aber seine Hand zu weit aus und landete den letzten Strich auf Allisons Wange. „Oh, Entschuldigung. Habe ich das Geländer verfehlt?
„Vielleicht ist deine Brille schmutzig, sodass du nicht richtig sehen kannst“, meinte sie und setzte auf die Mitte seiner Brillengläser je einen dicken Tupfer. „Na, wie ist es jetzt?“
„Also, sieht aus, als ob wir fertig seien“, meinte er. „Alles ist weiß. Jetzt kann ich wohl nach Hause gehen.“ Damit ließ er seinen Pinsel in den Farbtopf fallen.
„Oh nein, das kommt gar nicht infrage. So leicht kommst du mir nicht davon.“ Sie war kaum in der Lage, weiterhin das Lachen zurückzuhalten.
„Ich höre dich, aber ich kann dich nicht sehen.“ Er streckte die Hände aus und tastete nach ihr. Kreischend wich sie ihm aus. Als er sie um das Haus herum verfolgte, wurde deutlich, dass ihm seine Sicht doch nicht ganz abhandengekommen war.
Mit einem Sprung fing er sie plötzlich. „Hmm, wer könnte das sein?“, überlegte er, als er sie mit einem Arm an sich drückte und mit der andere Hand ihr Gesicht abtastete. „Wer sie auch sei, sie ist weich und sie riecht nach Farbe.“
Jeder Wunsch, ihm zu entkommen, schmolz dahin, als er sie an sich zog. Allison fühlte seinen Körper an dem ihren und spürte seinen warmen Atem.
„Möchte nur wissen, wie sie schmeckt“, murmelte er und fand unfehlbar ihren Mund. Was bewies, dass er entweder durch den weißen Schleier sehen konnte, oder unglaubliche Instinkte hatte.
Sobald ihre Lippen sich trafen, spielte es keine Rolle, dass seine Brille mit Farbe beschmiert war und ihre Brille jäh beschlug, denn eine Woge der Emotionen übermannte all ihre Sinne.
Den Pinsel immer noch in der Hand, schlug sie die Arme um Justins Nacken und zog ihn an sich… fester und fester. Sie überlegte nicht mehr, ob er sie küssen dürfe oder ob sie es zulassen solle.
„Ich dachte, ihr streicht die Veranda an“, erscholl anklagend eine Stimme.
Hastig ließen Allison und Justin voneinander ab und blickten schuldbewusst zur Quelle der Unterbrechung hin.
„Daddy, du hast Farbe auf deiner Brille, und du hast Farbe in deinem Gesicht, Miss Greene. Habt ihr euch aber schmutzig gemacht!“
Justin und Allison, die ihre Brillen abgenommen hatten, sahen einander an und brachen, als ihre Blicke sich trafen, in Gelächter aus.
„Ich kann malen, ohne mich so schmutzig zu machen“, erklärte Susan vorwurfsvoll, was Justin und Allison nur noch heftigeres Lachen entlockte.
„Ich wollte ja nur wissen, wann wir etwas essen“, fuhr die Kleine fort. „Ich und Neugier sind echt sehr hungrig.“
„Wir wollten gerade reinkommen“, brachte Allison schließlich heraus. „Wir wollten nur eben …“, ihr Blick fiel auf den Pinsel, den sie in der Hand hielt, „… die Pinsel waschen.“ Ihr war bewusst, wie herbeigesucht die Ausrede klang, doch von Justins Kuss war sie immer noch verwirrt.
„Ja, wir sind mit der Veranda fertig“, bestätigte Justin. „Aber ich konnte nicht sehen, wohin ich ging.“ Er zwinkerte Allison zu. „Und Miss Greene hat mir geholfen, meinen Weg zu finden.“
Plötzlich dämmerte Allison, dass sie ja soeben in ihrem Vorgarten in intimer Umarmung mit einem Mann gestanden hatte. Ihre Nachbarn würden schockiert sein. Sie war schockiert.
Doch sie spürte immer noch den Druck seiner Lippen auf ihren Lippen, und sie bedauerte nichts. Das einzige, was sie bedauerte, war, dass sie nicht mit ihm an einem intimeren Ort war, wo man sie nicht unterbrechen konnte. Der Gedanke ließ ihr die Hitze in die Wangen steigen. Seit langer Zeit war Justin der erste Mann, der ihr Blut in Wallung brachte. Seine Gegenwart erinnerte sie daran, dass sie eine Frau war – nicht nur eine Lehrerin oder eine Tochter oder eine Schwester, sondern eine Frau mit eigenen
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