Bianca Exklusiv Band 0226
mehr ganz so viel Geduld wie üblich zeigte, „Du bist ein Dinosaurier. Ein niedlicher Dinosaurier, aber ganz gewiss nicht ausgestorben.“
„Trick or Treat!“ Überall in der Stadt konnte man hören, als Geister, Engel und mutierte Ninja-Schildkröten von Haus zu Haus eilten. Justin folgte Susan, die mit kindlicher Energie ein Haus nach dem anderen abklapperte, um Süßigkeiten einzusammeln.
„Da ist das Haus von Miss Greene“, verkündete sie schließlich unnötigerweise.
Seit fünf Minuten hatte Justin kein Auge mehr von diesem Haus gelassen.
Als sie durch die Gartenpforte gingen, kamen ihnen ein Cowboy, ein Soldat und eine Kreatur von der schwarzen Lagune entgegen. So brauchten sie nicht zu klingeln, aber Susan konnte nicht widerstehen, „Trick or Treat“ zu rufen.
„Oh, das ist ja ein Terraverdesaurus. Bitte, Miss Dinosaurus, beißen Sie mich nicht“, bettelte Allison.
Susan stieß ihr bestes Dinosauriergebrüll aus und zeigte kichernd ihren nahezu gefüllten Plastikkürbis vor.„Ich verspreche, dich nicht zu beißen, wenn du mir all deine Erdnussbutterdrops gibst.“
Allison griff in die Bonbonschale, die sie im Arm hielt, und ließ das Gewünschte in den Kürbis fallen.
„Danke, Miss Greene“, sagte Susan und sah sich dann um. „Daddy, du stehst schon wieder auf meinem Schwanz.“
„Nun weiß ich, warum die Dinosaurier ausgestorben sind“, meinte Justin amüsiert, als Susan auf der Suche nach der Katze ins Haus gelaufen war. Sie haben sich gegenseitig auf den Schwänzen rumgestanden, und so kamen sie nie zum Essen oder Trinken oder …“, er machte eine lüsterne Miene, …Liebemachen.“
„Diese Entdeckung musst du unbedingt in einem Artikel im ‚Smithsonian‘ veröffentlichen“, scherzte Allison.
Erst jetzt betrachtete er sie eingehend. Auf der Straße hätte er sie nicht erkannt. Sie steckte in einem vielfarbigen Clownskostüm, und ihr Haar war unter einer leuchtend roten Perücke aus Wollfäden versteckt. Eine dicke Schicht weißen Make-ups, ein riesiger roter Mund, rote Kreise auf den Wangen und eine rote Kartoffelnase machten ihr Gesicht unkenntlich.
„Möchtest du auch einen Bonbon?“, fragte sie.
„Nein, denn ich kann nicht wie meine Tochter versprechen, dass ich dich nicht beiße.“
Er drängte sie ein paar Schritt zurück und drückte sie gegen die offene Tür. „Ich habe noch nie einen Clown geküsst. Schmiert das Zeugs?“
Sie lachte auf. „Ich weiß nicht. Ich habe auch noch nie einen Clown geküsst.“
„Dann fügen wir das der Liste der Dinge hinzu, die wir noch nie getan haben, bevor wir einander kennenlernten“, sagte er und kam seiner eigenen Aufforderung mit einem Kuss nach. „Ja, es schmiert“, verkündete sie, als er sich wieder aufrichtete. „Aber mit roten Lippen siehst du irgendwie niedlich aus.“
„Danke. Darf ich dein Bad benutzen?“
„Klar. Aber schmier dein Make-up nicht in meine Handtücher“, neckte sie ihn. „Es wäscht sich so schwer aus.“
Als er zurückkam, rief Justin nach seiner Tochter: „Komm, Susan, gehen wir!“
Allison schloss die Jalousien. „Heute Nacht soll es sehr kalt werden. Fahrt nur schnell nach Hause, bevor es zu schneien anfängt.“
Susan gähnte schon, protestierte jedoch ungeachtet ihrer Müdigkeit: „Daddy, mein Kürbis ist noch nicht ganz voll.“
Doch Justin ließ sich nicht erweichen. Er nahm seiner Tochter den Kürbis ab. „Komm, den trag ich.“
Wieder gähnte Susan. Sie hielt die Arme hoch. „Trag mich, Daddy, meine Füße sind müde!“
Justin nahm seine Tochter auf, die sogleich ihren Kopf an seine Schulter bettete.“
„Ich fahr euch zu deinem Wagen“, erbot Allison sich.
„Nicht nötig, so weit weg steht er nicht.“
Allison hob sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. „Schön, dass ihr vorbeigekommen seid.“
„Um nichts in der Welt hätte ich das versäumt. Wie ist es mit morgen? Abendessen?“
„Lass uns abwarten, wie das Wetter wird. Vielleicht leihen wir uns ein paar Videos aus und essen hier zu Abend.“
Obgleich er wusste, dass er wieder Lippenstift abbekommen würde, konnte er nicht widerstehen, ihr einen Abschiedskuss zu geben, bevor er, Susan im Arm, aus der Tür ging.
Draußen wehte ein eiskalter Wind. Am nächsten Morgen war der Boden von einer dünnen Eisschicht überzogen, aber es hatte nur sehr wenig geschneit. Justin war froh, dass es Susans freier Tag war, aber er machte sich um Allison Sorgen, die unter so schwierigen Bedingungen fahren
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