Bianca Exklusiv Band 0226
musste.
Den ganzen Morgen verbrachte er an seinem Computer. Wäre Susan nicht zu Hause gewesen, hätte er auch über die Mittagszeit gearbeitet, aber das Geräusch eines Dosenöffners erinnerte ihn an seine väterlichen Pflichten.
„Also, was möchtest du zum Mittag haben?“, fragte er, als er die Küche betrat.
„Chili“, entgegnete Susan und leerte den Inhalt einer Dose in einen Kochtopf. „Wir essen doch immer Chili, wenn es draußen schneit. Du weißt doch, das ist eine unserer Regeln.“
„Aber es schneit doch gar nicht.“ Er hob den Blick und schaute durchs Esszimmerfenster. „Oh, Himmel!“, rief er aus und ging mit langen Schritten durch den Raum. Draußen fiel der Schnee so dicht, dass er jede Sicht nahm. Man sah nur Weiß. Justin war so in seine Arbeit versunken gewesen, dass er es nicht bemerkt hatte, als der Schneesturm einsetzte.
Der Wetterbericht bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Es waren bereits fünf Zentimeter Schnee gefallen und weitere zehn wurden in den nächsten vierundzwanzig Stunden erwartet. Im ganzen Bereich schlossen die Schulen, aber die Busse hatten Mühe, durch die Schneewehen zu kommen. Schneeräumer arbeiteten mit voller Kraft, doch kaum hatten sie eine Straße freigelegt, türmte der Sturm wieder Schnee auf.
Justin rief die Schule an, doch er konnte Allison nicht erreichen, da sie, wie man ihm sagte, gerade dabei half, die Kinder in die Busse zu verfrachten. Er hinterließ eine Nachricht. Unruhig ging er im Zimmer auf und ab und wartete, dass sie zurückriefe.
„Das Chili ist fertig, Daddy.“ Susan hatte den Tisch gedeckt und wartete jetzt nur noch darauf, dass ihr Vater das Essen in eine Schüssel füllte und auf den Tisch stellte. Er erlaubte ihr nicht, Heißes zu tragen.
Während Susan aß, rührte Justin nur gedankenverloren in seiner Suppe. Immer wieder wanderte sein Blick zum Fenster und vom Fenster zum Telefon. Als es schließlich klingelte, sprang er heftig auf. Es war tatsächlich Allison.
„Ich bin so froh, dass du meine Nachricht bekommen hast.“
„Ich war draußen und half den Kindern in die Busse.“
„Wie schlimm ist es?“
„Ziemlich. Ich mache mich jetzt auch auf den Weg.“
„Aber schafft dein Wagen es?“, fragte er besorgt.
„Natürlich. Er hat Vorderradantrieb. Außerdem sind die Schneeräumer unterwegs und schieben die Highways frei.“
„Ich fürchte nur, die kämpfen auf verlorenem Posten.“
„Ich kann hier ja nicht das ganze Wochenende bleiben. Außerdem bin ich schon früher bei Schneetreiben gefahren.“
„Ruf mich an, sobald du zu Hause bist. Und Allison …“ Er zögerte, denn fast hätte er dem Gefühl Ausdruck verliehen, das ihm ans Herz griff. Aber er wollte keine voreilige Liebeserklärung machen, und gab deshalb nur seiner Sorge Ausdruck: „Sei vorsichtig.“
Ein paar Sekunden schwieg sie, und er hoffte, sie möge den Grund seines Zögerns nicht erraten haben. „Ich werde vorsichtig sein“, versprach sie schließlich. „Und jetzt mache ich mich besser auf den Weg.“
Justin beschäftigte sich, damit die Zeit schneller verginge. Er wusch das Geschirr ab und versuchte dann, sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Normalerweise widerstand er jeder Ablenkung, wenn er am Computer saß. Doch diesmal wollte es ihm nicht gelingen. Deshalb ging er nach einer Weile ins Esszimmer zurück.
„Räum hier schleunigst auf, Susan! Überall liegt Bonbonpapier herum.“ Der erschrockene Blick seiner Tochter brachte ihm zu Bewusstsein, dass er unnötig streng mit ihr gesprochen hatte. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht anschimpfen. Ich muss nur immer an Miss Greene denken, die jetzt bei diesem Schneetreiben auf dem Heimweg ist.“ Er machte eine Geste zum Fenster, an dessen Scheiben der Schnee klebte.
„Wird sie einen Unfall haben?“
„Ich hoffe nicht.“
Susans Augen weiteten sich. „Vielleicht friert sie sich tot. Wenn sie mit dem Auto ausrutscht und in einen Schneeberg fährt …“
„Das reicht!“, unterbrach Justin, der nicht die Absicht hatte, über diese schrecklichen Möglichkeiten nachzudenken. „Miss Greene ist eine gute Fahrerin.“ Er sah auf die Uhr. Es war gegen drei. „Bald wird sie zu Hause sein.“
Bis vier Uhr war Allison noch nicht zurück. Justin hatte mehrfach ihre Nummer gewählt. Er schaltete die Fernsehnachrichten ein. Die nördlichen Rockies und die Front Range waren vom Schneesturm heimgesucht. Es wurde von Leuten berichtet, die mit ihren Autos liegen geblieben
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