Bianca Exklusiv Band 0226
machen.“
Allison lächelte voller Wehmut bei dem Gedanken, dass sie nun niemals ein gemeinsames Erntedankfest feiern würden und auch kein gemeinsames Weihnachten. „Danke, Susan, aber deine Großeltern würden dich sehr vermissen. Du weißt ja, es ist eine Sloane-Regel.“
Nachdenklich runzelte Susan die Stirn. „Ich finde, die Regel muss geändert werden.“
Die Schulglocke verkündete das Ende der Pause. In der Klasse kostümierten sich die Schüler mit Federn und Pilgerhüten. Sie waren ganz aufgeregt über die Rollen, die sie spielten, und das bevorstehende lange Ferienwochenende. Entlang der Rückwand erstreckte sich die Mauer, und ein langer Tisch war aufgestellt, an dem die Pilger und Indianer ihr gemeinsames Mahl aus Maisbrot und Kirschkaltspeise einnehmen sollten.
Nachdem sie den Kindern eine Geschichte über das erste Erntedankfest vorgelesen hatte, sah Allison zu, wie sie einander auftaten und ihr Maisbrot futterten, als sei es Schokoladenkuchen. Danach wurde aufgeräumt. Allison wusste, dass die Schüler für die Arbeit keine Konzentration mehr aufbringen würden; deshalb ließ sie sie für den Rest des Nachmittags spielen. Einige gingen in die Spielküche, andere in das Computerzentrum oder die Bücherecke, andere wiederum beschäftigten sich mit Spielen. Mit Susans Hilfe hatte Allison die meisten Puzzles wieder zusammengesetzt, und sie standen wieder auf den Borden.
Allison nahm die Gelegenheit wahr, an ihrem Pult Schreibarbeiten zu erledigen, während die Kinder mit ihren Spielen beschäftigt waren. Sie wollte sich gleich von der Schule aus auf die Fahrt zu Angela und Jeff machen. Ihr Koffer lag schon im Wagen. Da sie im Dunkeln eintreffen würde, war sie mit den beiden in einem Restaurant in Montrose verabredet. Sie freute sich auf die Tage in Gesellschaft der Freunde. Bevor Justin und Susan ein so wichtiger Bestandteil ihres Lebens geworden waren, hatte Allison sich niemals einsam gefühlt. Jetzt empfand sie die Stille in ihrem Haus nur noch als bedrückend.
„Er tut ihr weh.“
„Nein, sie spielen doch nur.“
Allison blickte auf, und sah, dass die Kinder sich um den Hasenkäfig gruppiert hatten.
„Sie spielen nicht, du Dumme“, war Seans Stimme zu vernehmen. „Sie machen es.“
„Was denn?“, fragte eines der Mädchen.„Sie machen Babys“, erklärte ein anderes.
Allisons Kopf fuhr hoch. Hatte sie richtig gehört?
Wichtigtuerisch setzte Sean hinzu: „Das hab ich gemeint. Sie machen Liebe.“
Das brachte Allison auf die Füße. Sie durchquerte den Raum und beobachtete entsetzt, wie Mr Wackelnase von Schneewittchen herunterkam und auf die Seite plumpste.
„Ist er jetzt tot?“, fragte Rosa mit schreckgeweiteten Augen.
„Nein, er ist nur glücklich“, informierte Sean.
Mr Wackelnase gewann sein Gleichgewicht zurück und jagte Schneewittchen aufs Neue durch den Käfig.
„Was geht hier vor?“, fragte Allison streng.
„Sie haben …“
„Danke, Sean, aber ich weiß, was die Hasen machen. Was ich wissen möchte, ist, wie Mr Wackelnase und Schneewittchen in einen Käfig kommen.“
Ihr Tonfall war so autoritär, dass der Ehrenkodex der Kinder gebrochen wurde und alle gemeinsam auf Susan zeigten.
„Eigentlich sollte ich nicht überrascht sein.“
„Da, sie machen’s schon wieder.“ Meagan zeigte auf den Käfig, und Allison stellte sich vor den Käfig in dem vergeblichen Versuch, den Kindern die Sicht zu nehmen.
„Ihr geht jetzt alle an eure Tische zurück und packt eure Sachen. Die Glocke muss jeden Augenblick läuten!“
Der eine oder andere versuchte noch einen Blick auf die Hasen zu erhaschen, aber sie schlichen alle gehorsam auf die Plätze.
„Außer dir, Susan Sloane“, setzte Allison hinzu und hielt das Mädchen fest. Doch bevor sie sich mit Susan beschäftigte, holte sie noch Mr Wackelnase aus Schneewittchens Käfig und setzte ihn in seinen eigenen. Dann führte sie Susan zum Computerzentrum und platzierte sie auf einen Stuhl. Sie setzte sich ihr gegenüber und versuchte, sich so weit zu beruhigen, dass sie mit dem Kind sprechen konnte, ohne es in Angst zu versetzen.
„Susan, du weißt besser als jeder andere in diesem Raum, dass die Hasen nicht zusammengebracht werden dürfen. Was du getan hast, war falsch. Sehr falsch. Du hast mich enttäuscht. Ich habe gehofft, du würdest nicht wieder ungezogen sein, nur um deinen Willen durchzusetzen.“
Allison sah Susan an, dass sie keineswegs bereute.
„Dann rufst du wohl jetzt meinen Daddy an,
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