Bianca Exklusiv Band 0226
zu unstet lebte und glaubte, er würde nie zur Ruhe kommen. Ich wollte Sicherheit und Beständigkeit. Siehst du, selbst Frauen scheuen oft vor Veränderungen zurück.“
„Und Jeff hat all die Jahre auf dich gewartet?“
„Er hat nicht direkt auf mich gewartet. Ich hatte nur Glück, dass er sich nicht in eine andere verliebte, bis unsere Wege sich wieder kreuzten.“
Die Hintertür ging auf, und Jeff kam herein. Er hängte seine Jacke über eine Stuhllehne und hob Randy aus dem Hochstuhl. „Daddy, Daddy“, plapperte der Kleine, der, kaum, dass er seinen Vater gesehen hatte, die Arme nach ihm ausstreckte.
„Hallo, Partner, wie geht es denn meinem Jungen heute? Hilfst du Mommy beim Truthahn?“
„Tutan“, echote Randy.
Jeff gab seiner Frau einen Kuss auf den Nacken und drückte sie mit dem freien Arm an sich. Der Kleine griff mit seinen pummeligen Fingern in Angelas Haar.
Allison beobachtete die Szene voller Wehmut. Wie sehr sehnte auch sie sich nach einer eigenen Familie. Bevor sie Justin und Susan kennengelernt hatte, war ihr nicht bewusst gewesen, wie viel sie entbehrte.
Allison verbrachte den Rest des Wochenendes damit, mit dem Baby zu spielen und mit Angela zu plaudern. Sie kamen aus ähnlichem Milieu, und obgleich sie sich erst kennenlernten, als Craig Angela heiratete, waren sie nur wenige Meilen voneinander aufgewachsen. Sie sprachen über Männer und Liebe … und Hasen.
„Bei meiner Rückkehr erwartet mich das Schlimmste“, erzählte Allison. „Mr Gibson wird ganz gewiss nicht davon begeistert sein, dass meine Klasse einen vorgezogenen Sexualkundeunterricht bekam. Wenn man mich feuert, weiß ich nicht, was ich tun soll. Der nächstgelegene Schuldistrikt ist wahrscheinlich eine Autostunde entfernt. Und bei dem Wetter, das wir in den Bergen haben, könnte ich eine derart lange Anfahrt nicht riskieren.“ Sie barg ihr Gesicht in Randys feinem Haar und atmete den süßen Babyduft ein. „Ich möchte Georgetown nicht verlassen. Ich liebe Tante Millies Haus, und die Vorstellung, Susan … und Justin nie wiederzusehen, ist furchtbar.“
„Vielleicht machst du dir ganz unnötig Sorgen“, sagte Angela. „Vielleicht hält Mr Gibson die Hasenvorstellung für einen großen Ulk.“
Allison schüttelte zweifelnd den Kopf. „Ich glaube nicht, dass Mr Gibson Sinn für Humor hat. Ich habe wirklich Angst vor seiner Beurteilung, die mir schaden könnte, wo immer ich mich bewerbe. Ich will einfach nicht mit eingezogenem Schwanz nach Boston zurück.“
„Das werden wir nicht zulassen“, versicherte Angela ihr. „Jeff kennt den Schulinspektor in Montrose. Ich bin sicher, er könnte dir zu einer Anstellung verhelfen. Und ich würde ein hübsches Haus für dich aussuchen. Die Preise hier sind annehmbar. Es wäre schön, dich hier in der Nähe zu haben.“
Das war wohl die beste Möglichkeit, die Allison hatte. Ihr graute davor, am Montag zur Schule zu gehen. Wenn sie Georgetown verlassen musste, gab es keine Chance mehr, mit Justin ins Reine zu kommen. Tief in ihrem Inneren klammerte sie sich immer noch an die Hoffnung, ein Wunder könne geschehen, und Justin würde mit Dutzenden von Rosen und einem Verlobungsring auf ihrer Türschwelle erscheinen. Er würde ihr seine Liebe erklären und versprechen – was Susan anging – vorurteilsloser zu sein.
Mach dir nichts vor, schalt sie sich. Nichts dergleichen wird geschehen. Und wenn sie an dieser Fantasie festhielt, bewies das nur, dass sie an Märchen glaubte.
„Hilf mir mit dem VDR, Sohn. Ich habe Schwierigkeiten, ihn zu reparieren.“
Justin blickte von dem Magazin auf, in dem er las, und sah, wie sein Vater kurzsichtig das Innere eines Videorekorders in Augenschein nahm. Sein Vater, der vor ein paar Jahren in Rente gegangen war, reparierte, um einen Nebenverdienst zu haben, Geräte. Er hatte so viel Freude daran, dass er nicht einmal einen Feiertag ausließ.
„Sicher, Dad. Was ist denn kaputt?“
Gemeinsam prüften sie Drähte und Stromkreise, bis sie zum Essen gerufen wurden.
„Wie gut das alles aussieht, Mom“, sagte Justin, als er sich Susan gegenüber an den Tisch setzte. „Hast du Grandma geholfen, Susan?“
„Ich glaube, sie fühlt sich nicht wohl, Justin“, meinte seine Mutter besorgt. „Sie wollte nicht einmal die Schlagsahne auslecken.“
Prüfend sah Justin seine Tochter an. Ihr Gesicht war ein wenig gerötet. „Fühlst du dich nicht gut, Susan?“
Die Kleine nickte. „Ich glaub, ich hab die Masern. Matthew hatte ganz
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