Bianca Exklusiv Band 0226
Jeff hatten während einer Vietnamreise Randy adoptiert. Angela hatte bei der Geburt des Babys geholfen, und als die Mutter das Neugeborene zurückließ, hatte Angela den Arzt dazu gebracht, sie und Jeff als Eltern in die Geburtsurkunde einzutragen. Und so hatten sie das Kind mit nach Hause genommen.
Allison wünschte sich sehr, den Kleinen kennenzulernen, aber sie wusste, wie sehr es sie gleichzeitig schmerzen würde, weil sie ihren Kinderwunsch nicht erfüllen konnte. Andererseits hatte Angela nicht unrecht. In Georgetown zu bleiben und immer daran zu denken, was Justin und Susan gerade taten, würde sie auch nicht aus ihrem Elend herausholen.
„Ich kann nicht garantieren, dass ich eine angenehme Gesellschaft bin“, wandte sie ein, „aber ich würde das Erntedankfest gern mit euch verbringen.“
„Prächtig. Du brauchst ungefähr vier Stunden. Komm entweder Mittwochabend, wenn das Wetter es zulässt, oder Donnerstagmorgen. Und wir möchten, dass du solange bleibst, wie du kannst.“
„Ich rufe dich nächste Woche an, wenn ich den Wetterbericht gehört habe, und lass es dich wissen. Was kann ich mitbringen?“
„Mach dir darum nur keine Gedanken. Ich kümmere mich um alles.“
„Falls du noch keinen Truthahn hast. Ich habe einen, der meine ganze Tiefkühltruhe ausfüllt. Soll ich den nicht mitbringen?“
Angela lachte. „Sicher, bring ihn! Ich habe noch nicht eingekauft.“
„Danke für die Einladung, Angela. Ich weiß nicht, wie ich die Feiertage allein durchstehen würde.“
„Vergiss nie, dass wir immer noch eine Familie sind“, erinnerte Angela sie liebevoll und fügte dann mit ehrlicher Begeisterung hinzu: „Es wird eine Riesenfreude sein, dich hier zu haben.“
9. KAPITEL
„Hast du mich nicht mehr lieb, Miss Greene?“ In den Augen der Kleinen standen Tränen und ihre Stimme bebte.
Allison sah sofort, dass das Kind genauso verletzt und verwirrt war wie sie selbst. Wie sollte sie erklären, warum alles sich verändert hatte, wenn sie es selbst nicht verstand? Allison hatte keine Ahnung, wie Justin seiner Tochter erklärt hatte, warum sie einander nicht mehr besuchten und warum er Susan nicht mehr von ihr zur Schule fahren und heimbringen ließ. Glaubte die Kleine, das sei von Allison ausgegangen?
Fast eine Woche war seit der Auseinandersetzung vergangen. Allison hatte Susan nur in der Schule gesehen und sie, so gut wie möglich, genauso behandelt wie zuvor. Aber natürlich gab es Unterschiede. Morgens setzte Justin Susan bei der Schule ab, und nachmittags wartete er schon auf sie, wenn die Schulglocke läutete. So gab es kaum eine Gelegenheit für Allison und Susan, allein miteinander zu sein.
Allison setzte sich auf eine Bank am Rande des Spielplatzes und bedeutete Susan, sich neben sie zu setzen. Die Pause war fast vorüber. Die Schüler würden in die Klasse zurückgehen, ihre Kostüme anziehen und das Maisbrot essen, das sie am Morgen gebacken hatten.
Susan setzte sich so hin, dass sie Allison ins Gesicht blicken konnte.
„Natürlich mag ich dich immer noch“, sagte Allison. „Ich habe dich sehr lieb.“
„Warum kommst du dann nicht mehr zu uns?“
„Hast du darüber mit deinem Vater gesprochen?“
„Ja, und er hat gesagt, dass er lieber nur was mit mir allein macht. Aber ich finde es viel besser, wenn du bei uns bist.“
„Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, aber dein Vater und ich werden uns außerhalb der Schule nicht mehr sehen.“
„Magst du meinen Daddy nicht?“
Ich liebe deinen Daddy, hätte Allison am liebsten gesagt. Doch sie sagte nur: „Dein Vater und ich hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit und wir beschlossen, nicht mehr so viel Zeit miteinander zu verbringen.“
„Aber wann kommst du wieder zu uns?“
Allison streckte die Hand aus und strich dem Mädchen über das Haar, das dem ihres Vaters glich. Ja, ihr war, als blicke sie eine weibliche Miniaturausgabe Justins an, und es brach ihr das Herz. Sie hatte das Kind nicht nur gern, sie liebte es. Allison mochte Susan nicht verletzen, aber ihr schien es wichtig, völlig ehrlich mit ihr zu sein.
„Ich komme nicht mehr in euer Haus, Susan.“
„Niemals?“ Die Frage kam kläglich heraus.
Allison schüttelte den Kopf. „Niemals.“
„Nicht mal zum Erntedankfest?“
„Nein, zum Erntedankfest werde ich nicht in der Stadt sein.“
„Ich komm zu dir, wenn du dableibst“, bot Susan voller Verzweiflung an. „Wir können zusammen den Truthahn braten und die Kürbispastete
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