Bianca Exklusiv Band 0226
Lehrerin. Er hatte sie immer für ihre Haltung den Schülern gegenüber bewundert, und ihm war nicht entgangen, dass sie sie anbeteten. Immer noch hörte er Miss Greenes Namen aus Susans Mund mindestens ein Dutzend Mal am Tag.
Während ihrer gemeinsamen Zeit war Allison aufgeblüht. Er fragte sich, wie ihre Kindheit gewesen sein mochte. Hatte ihr niemals jemand gesagt, wie schön sie war? Hatte niemand sie jemals seiner Liebe versichert?
Es kam Justin zu Bewusstsein, dass er es nicht getan hatte, obgleich seine Gefühle für sie tief empfunden waren. Gefühle, die selbst sein Zorn nicht hatte auslöschen können. Genau genommen war sein Zorn die Spiegelung einer tief liegenden Emotion gewesen – Furcht.
So ungern er es sich eingestand, Allison hatte in mehreren Punkten recht. Sein Leben mit Susan war, bevor seine Tochter zur Schule kam, sehr abgekapselt gewesen. Er hatte die Vater- und Mutterrolle und die Rolle des Freundes sehr genossen. Nun hatte sie neue Freunde und Interessen. Und als Allison und Susan sich immer näherkamen, hatte die Lehrerin die Mutterrolle übernommen.
Susan war alles, was er hatte, und er hielt so eifersüchtig an ihr fest, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, sie zu verlieren. Als Miss Greene ein fester Bestandteil ihres Alltags zu werden begann, fühlte Justin, wie ein Teil seines Einflusses auf Susan verschwand. Das Kind kam nicht mehr ganz automatisch mit allen Fragen und Problemen zu ihm.
Fröstelnd von der kalten Nachtluft ging Justin ins Haus zurück. Er hatte die Jeans und das Hemd an, die sie damals gemeinsam gekauft hatten. Immer wenn er diese Kleidungsstücke trug, musste er an den Tag denken, an dem sie zu dritt den Einkaufsbummel unternommen hatten. Normalerweise kaufte er höchst ungern ein, doch jener Tag hatte ihm viel Spaß gemacht. Wenn er es recht bedachte, hatte er eigentlich jede Minute mit Allison genossen – außer den letzten zehn. Aber das waren die Minuten, die zählten.
Am Sonnabend fühlte Susan sich viel besser, sah aber schlimmer aus. Sie war über und über mit Pusteln bedeckt, und nur wiederholte Spezialbäder und Einreibungen hielten sie davon ab, sich ständig zu kratzen. Aber es ging ihr doch so gut, dass sie enttäuscht war, eine ganze Schulwoche verpasst zu haben.
Als Susan am folgenden Montag von der Schule nach Hause kam, war sie zutiefst niedergeschlagen. Sie ging geradewegs in ihr Zimmer, ohne, wie sonst, über die Ereignisse des Tages zu berichten. Justin tauschte Blicke mit seiner Mutter, die Susan heimgebracht hatte. Sie hob jedoch nur ratlos die Schultern. Auch sie hatte keine Ahnung, was mit dem Kind los war. Nachdem sie gegangen war, folgte er seiner Tochter. Er klopfte an ihre Tür.
„Komm rein“, sagte sie lustlos.
Er trat ins Zimmer. Susan lag im Bett und starrte die Zimmerdecke an.
„Was ist los, Susan? Hattest du einen schlechten Tag?“
„Miss Greene geht weg.“ Ihr Kinn zitterte.
Justin war schockiert. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Er verspürte ein unerklärliches Ziehen in seinem Inneren. „Sie geht fort? Warum?“
„Sie ist gefeuert worden.“
Er war verblüfft. „Woher weißt du das?“
Ihm schien, als blicke sie schuldbewusst, während sie erwiderte: „Ich glaube, das ist wegen der Hasen. Der Direktor mochte das nicht, was sie getan haben.“
Justin runzelte die Stirn. „Was soll das heißen? Was haben sie getan?“
„Sie haben Sex gehabt, und alle haben zugeguckt.“
Justin musste sich setzen. „Wie sind die Hasen denn zusammengekommen? Wie konnte das passieren? Ich weiß, dass Alli … Miss Greene immer sehr darauf geachtet hat, sie getrennt zu halten.“
Susan begann zu stottern: „Das … ich … ich hab das getan.“
Nach einigem Drängen kam dann die ganze Geschichte heraus. Justin hielt seiner Tochter eine Standpauke und gab ihr für den Rest des Tages Stubenarrest. Er konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass die Einmischung offenbar eine weibliche Eigenart bei Jung und Alt war. Bevor er das Haus verließ, fragte er Susan noch: „Weißt du, wie lange sie noch in der Schule sein wird?“
„Miss Greene hat uns nichts gesagt. Aber Meagan hat gesagt, ihre Mommy hat gesagt, Miss Greene kommt nach den Weihnachtsferien nicht wieder zu uns zurück.“
„Und Meagans Mutter muss es ja wissen“, brummelte Justin.
„Was können wir denn tun, damit sie bleibt?“, weinte Susan. „Ich will nicht, dass Miss Greene uns verlässt, wie Mommy uns verlassen
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