Bianca Exklusiv Band 0226
hat.“
Justin wollte energisch gegen diesen Vergleich protestieren. Doch er begriff, dass Susan es nicht anders empfinden konnte. Sie hatte ihre Mutter nie bewusst gekannt, aber sie kannte Allison. Und Allisons Verschwinden musste für das Kind ein härterer Schlag sein, als das Verschwinden ihrer Mutter. Ob es ihm passte oder nicht, Miss Greene war für seine Tochter ein sehr wichtiger Mensch geworden.
Erst jetzt begriff er, dass seine Entscheidung, sich von Allison zu trennen, nicht nur ihn berührte. Und gleichermaßen neu war die Erkenntnis, dass die Vorstellung, Allison könne, endgültig aus seinem Leben verschwinden, keineswegs eine so große Anziehungskraft besaß, wie er geglaubt hatte.
„Gewiss, wir möchten Miss Greene nicht verlieren“, stimmte er zu. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“
Justin fand heraus, dass er nicht viel tun konnte. Miss Greenes Tage an der Schule waren gezählt. Offensichtlich hatte ein Elternpaar, auf dessen Anonymität der Direktor bestand, dessen Identität Justin allerdings leicht erriet, eine offizielle Beschwerde eingereicht, und Mr Gibson meinte, er sehe sich außerstande, Miss Greens Inkompetenz noch länger zu ignorieren.
Bei dem Wort „Inkompetenz“ sträubten sich Justin die Haare. Gleichgültig, wie uneins er mit Allison war, diese Beschuldigung war ungerechtfertigt. Er kannte keinen Menschen, der als Lehrender qualifizierter war. Doch trotz seiner Verteidigungsrede für Allison blieb Mr Gibson unerbittlich. Justin rief die Schulbehörde an, die ihm mitteilte, sie stünde hinter der Entscheidung des Direktors.
Als die Proben für das Weihnachtsstück begannen, musste Susan nach den Schulstunden noch in der Schule bleiben. Justin, dessen Gefühle für Allison immer noch durcheinander waren, hielt sich fern. Denn jedes Mal, wenn er sie sah, dachte er weniger daran, dass sie gar nicht zu ihm und Susan passte, sondern empfand immer stärker, wie sehr er sie vermisste.
Und dann trafen sie zufällig beim Lebensmittelhändler aufeinander. Sie murmelten ein paar verlegene Begrüßungsworte und eilten dann in entgegengesetzte Richtungen auseinander. Er hätte sie gern gefragt, wie es mit einer neuen Anstellung aussah, wollte jedoch nicht, dass sie das als Sorge um sie interpretierte. Denn natürlich sorgte er sich nicht um sie.
Als er einmal an ihrem Haus vorbeifuhr, sah er das Schild, mit dem der Besitz zum Verkauf angeboten wurde. Es schnürte ihm die Kehle zu. Er wusste, wie sehr sie das alte Haus liebte. Er war ja selbst schon ganz vernarrt in den alten Kasten, der für ihn und Allison ganz besondere Erinnerungen barg. Und Susan natürlich hielt Miss Greenes Haus für eine Art verzaubertes Schloss.
Es hatte ihm überhaupt nichts ausgemacht, als er sie auf dem Weihnachtsmarkt in Begleitung eines Mannes gesehen hatte. Jedes Jahr schmückten die Einwohner von Georgetown ihre Wohnungen, Häuser und Läden mit Kränzen und Girlanden aus Immergrün. Sie nutzten den viktorianischen Charme der Stadt und begannen die ersten beiden Wochenenden im Dezember mit Schlittenfahrten, Chorsingen und anderen Unterhaltungen. Im Geschäftsviertel wurden Marktbuden aufgestellt und ein riesiger Christbaum.
Normalerweise mied Justin wie andere Einwohner wegen des Verkehrs das Geschäftsviertel während dieser Tage. Aber er brauchte Bänder für seinen Drucker und konnte nicht bis Montag warten. Als er sich durch die Menge drängte, sah er Allison mit einem attraktiven dunkellockigen Mann vor einem Laden stehen. Sie betrachteten die Schaufensterauslage und lachten. Eine Menschentraube strömte an Justin vorbei, und als er wieder freie Sicht auf die Stelle bekam, wo er die beiden gesehen hatte, waren sie fort.
Natürlich interessierte es ihn nicht, dass sie sich mit einem Mann traf. Es kümmerte ihn nicht im Geringsten, dass dieser Mann sie in den Armen halten, ihre weichen Lippen küssen könnte. Allison war eine erwachsene Frau, und sie konnte tun, was ihr beliebte. Es war ihm rätselhaft, warum er für den Rest des Tages nicht in der Lage war, sich zu konzentrieren. Selbst Susan fiel seine schlechte Laune auf. Sie beschuldigte ihn, reizbar zu sein, und drohte ihm damit, ihn in sein Zimmer zu verbannen.
Als der Tag der Schulaufführung nahte, wurde Susan immer deprimierter und Justin immer übellauniger. Es war der letzte Tag, an dem sie Miss Greene sehen würden.
10. KAPITEL
Allison war bei den Kindern, stellte sie auf die Positionen, die sie einnehmen sollten, und
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