Bianca Exklusiv Band 0226
frühstücken?“, fragte Olivia freundlich.
„Ich könnte eine Tasse Kaffee gebrauchen.“ Er musterte sie forschend. „Du siehst nicht besonders munter aus.“
„Es geht mir gut.“ Sie schenkte ihm eine Tasse ein. Als der älteste, beste Freund ihres Vaters hatte er dessen Rolle als ihr Beschützer übernommen, und sie akzeptierte es bereitwillig.
Er nahm einen Schluck Kaffee. „Also, was geht zwischen dir und Drew vor?“
„Er bemüht sich, sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Ich bewundere das.“
„Drew Pierce ist nicht die Art Mann, mit der du verkehren solltest.“
„Hat er nicht genügend für seinen Fehler gebüßt?“
Fred schüttelte den Kopf. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich habe noch nie gesehen, dass ein Stinktier seine Streifen ablegt. Du etwa?“
Obwohl seine Weigerung, Drews positive Eigenschaften anzuerkennen, sie ärgerte, lächelte sie. „Nein.“
Fred blieb ernst. „Du lässt dich auf eine Menge Kummer ein, wenn du dir von ihm einreden lässt, dass er sich geändert hat.“
„Mach dir bitte keine Sorgen um mich. Drew ist keine Bedrohung.“
6. KAPITEL
Einige Tage später fuhr Drew nach „Stone’s End“. Das alte Farmhaus stand wie ein stummer Wächter auf dem Hügel, schien ihn zu beobachten, ja zu verurteilen, als er in die Auffahrt einbog. Außer einem frischen weißen Anstrich und einer neuen Veranda hatte es sich nicht viel verändert. Es erschien ihm immer noch wie feindliches Gebiet.
Er verdrängte diesen finsteren Gedanken, erklomm die Stufen zur Veranda und klopfte an die Tür.
Olivia öffnete ihm in einem grünen Kittel voll bunter Farbkleckse und begrüßte ihn mit einem erfreuten Lächeln. „Drew, welche Überraschung!“
„Guten Morgen, Olivia.“ Er senkte den Kopf, um ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. Stattdessen senkte er den Mund auf ihre Lippen.
Sie rang nach Atem und wich zurück. Eine Katze schmiegte sich um ihre Beine. Sie hob das Tier hoch und schloss die Tür hinter Drew.
„Hübsche Katze.“
„Jewel streunt gern. Sie ist eine Hauskatze, aber das scheint sie nicht zu wissen.“ Olivia betrachtete Drews blaues Auge. „Das sieht böse aus.“
„Sieht schlimmer aus, als es ist“, versicherte er. Sein Blick fiel auf eine Ansammlung von Stoffen und Farben auf dem Tisch hinter ihr. „Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.“
„Überhaupt nicht. Ich wollte gerade Schluss machen für heute. Bitte entschuldige die Unordnung. Es ist einfacher, selbst zu färben, als in Geschäften die Schattierungen zu suchen, die ich für meine Projekte brauche.“ Sie wandte sich dem Tisch zu und verstaute die Sachen in Kartons. „Gib mir ein paar Minuten.“
„Ich wollte mit dir reden, aber ich kann ein anderes Mal wiederkommen.“
„Schon gut. Wenn du bleibst, könnten wir während des Essens reden.“ Sie zog den Kittel aus, sodass ein roter Sweater und ein Jeansrock zum Vorschein kamen.
„Mach dir meinetwegen keine Umstände.“
Sie lächelte. „Ich habe das Chili schon fertig. Bin gleich wieder da. Mach es dir bequem.“
Das war leichter gesagt als getan. Instinktiv blickte Drew zu dem Sessel am Fenster. Ira war nicht mehr da, doch sein Andenken füllte jeden Winkel des Raumes.
Das Haus war renoviert worden und hatte nun glänzende Parkettböden, auf denen farbenfrohe Läufer lagen. Vermutlich Olivias Kreationen.
Mehrere unvollendete Projekte waren in hölzerne Rahmen gespannt. Auf einem der Teppiche prangte ein Gerberstrauch in leuchtenden Rottönen, und auf einem Ast hockte ein roter Vogel, der harmonisch mit den Blüten verschmolz. Ein anderer zeigte eine Libelle inmitten von Lilien, und der nächste einen Kolibri in einem Fliederbusch.
Sie hatte die Tarnung der Natur auf künstlerische Weise umgesetzt und eine raffinierte Wirkung erzielt. Inwieweit tarnte sie auch ihr wahres Wesen mit ihrem strahlenden Äußeren? Die Frage beschäftigte ihn.
Geistesabwesend griff er zu einem Skizzenblock. Er erkannte die Szene: ein See mit Reh und Kitz.
Als Olivia mit einer dampfenden Schale Chili zurückkehrte, blickte er sie bewundernd an. „Du hast nie erwähnt, dass du so talentiert bist.“
Sie bedeutete ihm, sich zu setzen. „Es ist noch nicht fertig.“
Drew gesellte sich zu ihr an den runden Tisch. „Und du verkaufst diese Sachen?“
Sie nickte. „An verschiedene Geschäfte an der Westküste. Ich arbeite außerdem mit einigen Innenarchitekten zusammen.“
„Und du stellst das alles allein
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