Bianca Exklusiv Band 0226
loszuwerden.“
Sie rümpfte die Nase. „Das ist dir nicht besonders gelungen.“
Der Sweater spannte sich über seinen breiten Schultern. Die Jeans waren abgetragen, weich und hauteng. Er rückte von ihr ab, und sie atmete erleichtert auf.
„Ich habe erklärt, was ich hier tue, aber wie steht es mit dir?“
„Das ist etwas kompliziert.“
„Ich hätte gern eine offene Antwort.“
„Wie gesagt, es ist …“
Genau in diesem Moment wurde das Scheunentor mit einem lauten Krachen aufgestoßen. Helles Licht blendete Drew, als er aufblickte.
„Weg von ihr!“, befahl eine tiefe Stimme. „Hände hinter den Kopf!“
Dann ertönte eine andere Stimme: „Und versuchen Sie ja keine Tricks.“
Drew erkannte beide Stimmen. Er stand auf und half Olivia auf die Füße. „Ihr habt uns also erwischt.“
Seth senkte die Taschenlampe und rief: „Was tust du denn hier?“
„Frag lieber nicht“, entgegnete Drew trocken. Er fühlte sich wie ein Kind, das mit der Hand in der Keksdose ertappt worden war. „Fred, wie geht’s dir?“, fragte er den älteren Mann, einen Landarbeiter, der auf „Stone’s End“ seit Jahrzehnten sozusagen zum Inventar gehörte.
„Ich kann nicht klagen. Du hast dich gut gehalten – abgesehen von dem Auge. Ich wusste gar nicht, dass du wieder zu Hause bist.“
„Sobald ich ein paar Vorkehrungen getroffen habe, verschwinde ich wieder“, erklärte Drew entschieden. Er hatte wirklich nicht vor zu bleiben, denn Henderson war nicht länger sein Zuhause.
„Umso besser. Du hast das arme Mädchen vor Angst halb verrückt gemacht.“
Drew blickte zu Olivia und fand, dass sie weder verängstigt noch verrückt aussah, nur verlegen.
„Ich habe dich für einen Einbrecher gehalten“, erklärte sie, „und Fred angerufen, bevor ich selbst nachsehen gekommen bin.“
„Und ich habe den Sheriff angerufen“, erklärte Fred. „Ich habe dir doch gesagt, dass du draußen bleiben sollst.“
„Ich hatte Angst, dass der Einbrecher entkommen könnte.“
Fred schüttelte den Kopf und blickte argwöhnisch von Olivia zu Drew. „Ich wusste gar nicht, dass ihr euch kennt.“
„Wir sind uns zufällig begegnet“, sagte Drew ausweichend, denn er hielt eine weitere Erklärung nicht für nötig.
Olivia schien anderer Meinung zu sein. „Ich hatte auf dem Rückweg von Bangor Probleme mit meinem Auto. Drew war so nett und hat mir geholfen.“
„Seltsam. Ich wusste gar nicht, dass man von Bangor nach Henderson zwei Tage braucht.“
„Das Auto ist noch mal liegen geblieben, und wir mussten Ersatzteile bestellen. Jetzt ist alles wieder in Ordnung.“
„Olivia war in Sicherheit bei mir“, bemerkte Drew trocken. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Motorhaube.
Fred wirkte nicht überzeugt. „Sieht so aus, als wären wir gerade noch rechtzeitig gekommen.“
Seth schmunzelte. „Ich weiß nicht recht. Er scheint das meiste abgekriegt zu haben.“
Drew befühlte sein linkes Auge und zuckte vor Schmerz zusammen.
Olivia lächelte. „Möchtest du mit ins Haus kommen? Je eher du das Auge versorgst, umso besser.“
„Komm, Fred“, sagte Seth. „Ich fahre dich nach Hause.“
Nachdem die beiden sich verabschiedet hatten, sagte Drew: „Du schuldest mir eine Erklärung. Bevor wir unterbrochen wurden, wolltest du mir sagen, warum du hier bist.“
„Komm mit ins Haus. Du brauchst Eis für das Auge.“
„Ich werde ein blaues Auge überleben. Würdest du jetzt bitte aufhören, das Thema zu wechseln? Was tust du hier auf ‚Stone’s End‘?“
„Ich lebe hier. Ira Carlisle war mein Vater.“
Er schüttelte den Kopf. „Versuch’s noch mal.“
„Es ist wahr. Vor einigen Jahren hat Jared alte Briefe gefunden, die ihn mithilfe eines Privatdetektivs zu mir geführt haben. Ira wusste nichts von mir. Meine Mutter und er wurden vor meiner Geburt geschieden.“
„Ich verstehe. Und wie passt der Name DeAngelis da hinein?“
„Mike hat mich nach der Hochzeit mit meiner Mutter adoptiert.“ Sie lächelte in Erinnerung. „Ich wurde zu Olivia DeAngelis. Zuerst war alles großartig. Aber dann wollte meine Mutter von ihm weg. Irgendwie hat er es geschafft, sie zu überreden, mich bei ihm zu lassen. Ich durfte wählen und habe mich für ihn entschieden.“ Sie seufzte. „Ich glaube, das hat sie mir nie verziehen.“
Verwundert schüttelte Drew den Kopf. „Ich kenne die Familie Carlisle mein ganzes Leben lang. Meines Wissens hat nie jemand die Existenz eines dritten Kindes
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