Bianca Exklusiv Band 0226
her?“
„Ich habe eine Assistentin. Rita Morales.“
Der Name erinnerte ihn an all das, was schiefgelaufen war. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken, doch innerlich war er beunruhigt. Wie konnte er sich eine Zukunft ausmalen, wenn die Vergangenheit ihn überall einholte?
Olivia spürte seine Anspannung nicht und fuhr eifrig fort: „Ich habe große Pläne. Ich will expandieren und ein Atelier anbauen. Eines Tages will ich Schafe züchten und meine eigene Wolle herstellen.“
Drew nahm einen Bissen und musste nach Atem ringen.
Sie reichte ihm ein Glas Wasser. „Entschuldige. Ich habe vergessen, dich zu warnen, dass ich gern scharf esse.“ Sie rührte eine großzügige Menge saure Sahne in seine Schale. „Das müsste es mildern. Oder möchtest du lieber etwas anderes?“
Er leerte das Glas, bevor er seine Stimme wieder fand. „Nein danke, es ist köstlich. Ich hatte ganz vergessen, dass etwas so gut schmecken kann.“ Er lächelte tapfer und griff wieder zu seiner Gabel.
„Ich fürchte, mein Chili ist gewohnheitsbedürftig. Da ist frisches Brot und Salat“, bot sie an.
Er nahm sich beides. „Wie kommst du eigentlich allein auf der Farm zurecht?“, erkundigte er sich dann.
„Ramon Morales leitet sie schon seit Jahren. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen sollte. Außerdem ist Fred da. Momentan ist die Lage nicht besonders rosig, aber nächstes Jahr wird es bestimmt besser.“
„Gesprochen wie ein echter Farmer.“
„Ich fasse das als Kompliment auf.“ Sie schenkte ihm ein weiteres Glas Wasser ein. „Nach deinen Äußerungen neulich dachte ich, du hättest die Stadt inzwischen verlassen.“
„Das hatte ich auch vor. Aber es hat sich etwas ergeben, was meine Pläne womöglich ändert.“
„Was denn?“
„Vielleicht habe ich eine Möglichkeit gefunden, hier zu bleiben. Wie du vermutlich weißt, wird das alte Sägewerk in drei Wochen versteigert.“
Überrascht hakte sie nach. „Willst du es etwa übernehmen?“
„Möglicherweise. Aber dazu bräuchte ich deine Hilfe.“
„Was habe ich denn damit zu tun?“
Plötzlich konnte er das Gespräch unter Ira Carlisles Dach nicht weiter fortsetzen. Der alte Mann schien überall gegenwärtig zu sein. Allzu deutlich erinnerte Drew sich an den Plan, die beiden Familien zu vereinen – durch eine Heirat zwischen Drew und Jessie. Differenzen hatten diesen Plan vereitelt. Sein Vorhaben erforderte jedoch, diese alten Differenzen zu vergessen. „Es wäre einfacher, es dir zu zeigen. Wie wäre es mit einem Spaziergang? Es ist nicht sehr kalt, und der Mond scheint.“
„Na gut.“ Sie zog sich eine Jacke an, und er nahm sie bei der Hand und ging mit ihr hinaus.
Es war Vollmond. Trockenes Laub raschelte unter ihren Füßen. Es war kühl, aber nicht kalt. Sie waren noch nicht weit gegangen, als er abrupt stehen blieb.
Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu den Wäldern um. „Was siehst du?“
„Ist das eine Fangfrage?“, hakte sie verwirrt nach.
Er lachte. „Nein. Du hast gesagt, dass du expandieren willst. Das ist die Antwort auf deine finanziellen Probleme.“
„Das verstehe ich nicht. Es sind doch nur Bäume.“
„Nicht irgendwelche Bäume, sondern Esche, Ahorn, Eiche, Tanne. Weißt du, was das als Nutzholz wert ist?“
Sie rang verblüfft nach Atem, als er einen riesigen Betrag nannte. „Ich hatte keine Ahnung.“
„Ich will das Sägewerk wieder eröffnen. Meine Großtante hat mich zu ihrem Alleinerben eingesetzt und mir eine beträchtliche Summe hinterlassen, damit ich noch mal von vorn anfangen kann. Aber ich schaffe es nicht allein. Wir könnten es gemeinsam tun.“
„Aber wie denn?“
„Als Geschäftspartner. Selbst wenn ich das Sägewerk ersteigern kann, fehlt mir immer noch Geld, um Holz zu kaufen. Wenn du mir das Holz vorstreckst und ich mich vertraglich verpflichte, es dir vom Erlös zu bezahlen, bekommen wir beide, was wir wollen.“
„Ich würde gern Ja sagen, aber das ist nicht so einfach“, entgegnete sie und sah Enttäuschung auf seinem Gesicht.
„Du brauchst dich nicht sofort zu entscheiden. Überschlafe es erst mal.“
„Das würde nichts ändern.“
Er presste die Lippen zusammen und schob die Hände in die Hosentaschen. „Ich kann dir nicht verdenken, dass du Bedenken hast, das Risiko mit mir einzugehen. Vergiss, dass ich gefragt habe.“
Sie griff nach seinem Arm, als er sich abwandte. „Bitte sei nicht böse. Es ist nicht so, wie du denkst.“
Niedergeschlagen
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