Bianca Exklusiv Band 11
nicht der richtige Augenblick, um mit Max zu sprechen. Sie war zu müde und hatte nur noch das Bedürfnis zu schlafen.
Am Morgen machte Lucy sich sorgfältig zurecht, um Max keinen Grund zur Beanstandung ihres Aussehens zu geben. Beim Frühstück aß sie nur wenig, weil sich ihr bei der Vorstellung, dass Max sie bei den Führungen beobachten wollte, der Magen verkrampfte.
Er erschien jedoch nicht, so dass Lucy ihn vor der ersten Führung nicht sprechen konnte. Also machte sie sich an die Arbeit. Doch als sie Max etwas später in der hintersten Reihe der Gruppe erkannte, bekam sie Herzflattern.
Trotz ihrer Erschöpfung machte Lucy ihre Sache gut; obwohl sie ein, zwei Mal nahe daran war, die Geduld zu verlieren. Einige Besucher ließen ihren Kindern jede Freiheit, und bei jeder Bewegung, jedem Wort fühlte Lucy Max' kühlen Blick auf sich gerichtet. Er wartete offenbar nur darauf, dass sie einen Fehler machte.
Drei lange, aufreibende Tage vergingen. Obwohl Lucy Max um einen Gesprächstermin gebeten hatte, wich er ihr geschickt aus und hielt lediglich über die Köpfe der Besucher hinweg Blickkontakt mit ihr. Er schien nichts zu beanstanden zu haben.
Lucy hatte zu Hause angerufen und erfahren, dass alles glatt lief. Lionel erklärte vergnügt, dass niemand sie vermisste, nur ihre Schokoladentorten. Sie solle ihren Urlaub in Ruhe genießen.
Selina hatte immer noch nichts von sich hören lassen. Bei Lucy machte sich die Arbeitsüberlastung allmählich bemerkbar. An diesem Morgen hatte sie verschlafen. Daraufhin hatte Max sie dazu verdonnert, nach der Arbeit in den Beeten um die Palmen herum Unkraut zu jäten. Er hatte sich ihr gegenüber so kalt und abweisend verhalten, dass Lucy die Aussprache mit ihm wieder verschob.
Sie hatte auf das Abendessen verzichtet, weil ihr nur eine halbe Stunde zum Jäten blieb, ehe sie die Arbeit in dem Restaurant antreten musste. Lucy blickte niedergeschlagen auf die lange Palmenreihe vor sich.
„Willst du dir etwas Taschengeld dazuverdienen?" neckte Jed. „He, Schätzchen, nur keine Aufregung. Was ist denn passiert?"
„Ich soll um die Palmen herum jäten", erklärte Lucy unglücklich. „Max hat mir das aufgebrummt, weil ich zu spät gekommen bin."
„Du meine Güte, das ist aber merkwürdig! Keiner von uns hat bisher eine Strafe bekommen, noch nicht mal eine Strafpredigt. Bei hübschen Mädchen scheint er andere Saiten aufzuziehen. Ich erinnere mich, dass er Selina auch so behandelt hat."
„Ich bin nicht hübsch ..."
„Du bist sogar mehr als hübsch, Mädchen." Jed lachte und legte Lucy den Arm um die Schultern. „Lass es doch einfach bleiben. Er wird's schon nicht merken."
„Ich gehe jede Wette ein, dass Max sich sogar persönlich davon überzeugt, ob ich die Arbeit auch ausgeführt habe", meinte Lucy seufzend. „Aber ich weiß, was ich tun werde. Ich lockere die Erde in den Beeten einfach nur etwas auf, dann denkt er, ich hätte richtig gejätet."
„Ich helfe dir", erbot sich Jed und nahm ihr den Handrechen ab.
Lucy lächelte dankbar und widersprach nicht. Zu zweit machten sie sich an die Arbeit.
Sie hatten die Hälfte der sechs Beete erledigt und arbeiteten hockend in einträchtigem Schweigen nebeneinander, als Lucy vor sich plötzlich zwei dunkelgraue Hosenbeine und blank polierte schwarze Schuhe entdeckte. Aus ihrem Blickwinkel wirkte Max noch bedrohlicher. Sein Blick glitt zu Jed, der ihn noch nicht bemerkt hatte und beim Jäten fröhlich vor sich hin pfiff.
„Ich weiß Ihr Interesse an meinem Garten zu schätzen, Jed", sagte Max mit täuschend sanfter Stimme, „aber es wäre mir lieber, Sie ließen es bleiben."
„Also, ich wollte Lucy doch nur ..."
Max ließ ihn nicht ausreden. „Ja, das sehe ich. Ich möchte mit Lucy sprechen. Allein, wenn es Ihnen nichts ausmacht."
Jed erhob sich. „Hören Sie, Max, so sind Sie doch sonst nicht. Ich weiß nicht, warum Sie Lucy so behandeln ..."
„Nein, das wissen Sie nicht", schnitt Max ihm scharf das Wort ab. „Sie müssten mich inzwischen doch so weit kennen, um zu wissen, dass ich einen guten Grund dafür haben muss. Würden Sie uns jetzt bitte allein lassen?"
Jed blickte unschlüssig von Max zu Lucy, die mit starrer Miene da hockte, dann zuckte er die Schultern und ging wortlos davon.
Lucy blickte auf die Uhr und arbeitete weiter. Drei Beete waren noch zu jäten, und es war bereits zwanzig nach sieben!
„Spannen Sie für so etwas ja nicht wieder Jed oder einen anderen ein", warnte Max, „sonst mache
Weitere Kostenlose Bücher