Bianca Exklusiv Band 11
wollte sie egoistisch sein und etwas für sich tun, und im Augenblick war ihr nichts wichtiger, als sich vor Max zu rechtfertigen.
„Fangen wir am Besten von vorn an", schlug er vor und setzte sich zu Lucy. „Sie haben seit Ihrer Ankunft in der Trattoria gearbeitet?"
„Ja."
„Deswegen kamen Sie immer erst gegen Morgen nach Hause?"
Lucy nickte stumm. Max seufzte. „Warum haben Sie mir denn um Himmels willen nichts davon gesagt?"
„Sie haben mir keine Gelegenheit dazu gegeben", antwortete Lucy müde. „Sie hatten sich doch längst ein festes Bild von mir gemacht."
„Ich dachte ..." Max runzelte die Brauen. „In der ersten Nacht waren Sie zerzaust, und man hätte glauben können, Sie seien betrunken."
„Nicht betrunken, nur sehr, sehr müde."
„Großer Gott! Wenn ich das gewusst hätte! Wie konnten Sie aber auch ... Warum haben Sie die Arbeit überhaupt angenommen?" fragte Max kopfschüttelnd.
„Ich habe kein Geld, und irgendwie musste ich die Hotelrechnung ja bezahlen."
„Man reist doch aber nicht ohne Geld. Sie müssen doch wenigstens so viel dabei gehabt haben, um die wichtigsten Ausgaben zu bestreiten."
„Das hatte ich auch. Aber Selina ... Ach, Max, sie hatte solche Angst! Sie musste es tun. Sie hat mein Geld eingesteckt, während ich mit Ihnen zu Abend aß. Alles, bis auf den letzten Pfennig. Und meine Sachen hat sie auch mitgenommen", setzte Lucy unglücklich hinzu.
„Das ist ja unglaublich!" Max zog sie an sich. „Wie schrecklich für Sie!"
Lucy war so erleichtert, als sie den Kopf an seine Brust legte. Max glaubte ihr!
„Dummerchen." Er streichelte ihr Haar. „Wenn Sie mir doch nur gesagt hätten, was los ist ... Ich muss mich ja abscheulich aufgeführt haben, wenn Sie nicht den Mut hatten, sich mir anzuvertrauen."
„Das haben Sie auch."
„Bitte verzeihen Sie mir, Lucy", sagte Max leise. „Sie müssen ja vollkommen erschöpft sein." Seine Lippen berührten Lucys Ohrläppchen, und sie war plötzlich hellwach.
„Bitte nicht!" Sie schob Max von sich und wich in die äußerste Ecke des Bootes zurück, weil sie sich selbst nicht traute.
„Lucy..."
„Bitte, Max. Ich weiß, dass ich nicht Ihr Typ bin und ..."
„Aber Sie sind mein Typ! Ganz und gar sogar", flüsterte er.
Lucy wusste, dass sie jetzt auf keinen Fall schwach werden durfte. „Nein. Ich kann und möchte mich nicht mit Ihnen einlassen", erklärte sie kühl.
„Doch, Sie möchten." Max fuhr ihr mit den Fingern sanft über den nackten Arm. Ein prickelnder Schauer überlief Lucy, und sie hob den Kopf. „Sie sind ein sehr erfahrener Mann und wissen, wie man eine Frau verführt", sagte sie leise. „Ich jedoch habe keine Erfahrung mit Männern und war noch nie in einer solchen Situation."
„Das dachte ich mir." Max lächelte.
„Das gibt Ihnen jedoch noch lange kein Recht, mit mir zu flirten", fuhr Lucy fort. „Sobald hier alles geregelt ist, kehre ich nach Hause zurück. Warum also etwas tun, das wir beide hinterher bereuen würden?"
„Ich glaube, Sie sind müde", erwiderte Max nachsichtig. „Es wird Zeit, dass Sie in Ihr Zimmer kommen und sich aufs Ohr legen. Ich habe mich in Ihnen also doch nicht getäuscht. Sie können im Palazzo bleiben und auf Selina warten. Morgen früh schicke ich Paolo nach Pescatori. Er wird die Rechnung bezahlen und dem Restaurantbesitzer sagen, dass Sie nicht mehr kommen."
„Ich kann nicht zulassen, dass Sie für mich bezahlen!" widersprach Lucy.
„Und ich kann nicht zusehen, wie Sie sich für andere aufopfern", brummte Max. „Meines Erachtens nach sind Sie viel zu loyal. Selina verdient Sie überhaupt nicht. Wenn die Polizei ihre Schwester findet, wird sie eine böse Überraschung erleben. Ich erfuhr vorhin, dass sie wegen Raubes und arglistiger Täuschung mit mindestens zehn Jahren Gefängnis rechnen muss."
Lucy war entsetzt. „Sie können sie nicht ins Gefängnis schicken, Max! Was passiert ist, ist nicht Selinas Schuld. Ihr Bruder Renzo hat das Geld und den Schmuck genommen, das weiß ich und ..."
„Genug!" schnitt Max ihr scharf das Wort ab. Dann fuhr er sanfter fort: „Sie dürfen dem Klatsch keinen Glauben schenken. Morgen früh reden wir weiter. Aber ich werde nicht zulassen, dass Sie meinen Bruder beschuldigen. Haben Sie mich verstanden?"
„Ich würde alles tun, um Sie davon abzubringen, Selina ins Gefängnis zu schicken", sagte Lucy beschwörend. „Sie ist unschuldig, Max!"
„Ich möchte Ihnen nicht wehtun", erwiderte Max ruhig, „aber ich kann Ihnen da
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