Bianca Exklusiv Band 11
Aufstöhnend drehte Lucy sich um und schrie auf, als sie die schemenhafte Gestalt erkannte, die sich über sie beugte.
„Seien Sie still! Ich bin's", flüsterte Max und setzte sich wieder auf den Stuhl, den er sich ans Bett gezogen hatte.
„Ein schwacher Trost", sagte Lucy matt. Benommen fuhr sie sich über das Gesicht und hielt inne. Entsetzt fiel ihr ein, dass sie in Max' Armen ohnmächtig geworden war ... und jetzt lag sie im Bett ... in ihrer Unterwäsche! „Wer ... hat mich hierher gebracht?" flüsterte sie.
„Ich."
Lucy kroch tiefer unter die Decke, als könne sie damit ungeschehen machen, dass Max sie halb nackt gesehen hatte. „Wie können Sie es wagen, mich auszuziehen", flüsterte sie hilflos.
„Es war kein Vergnügen, das kann ich Ihnen versichern", brummte Max. „Und jetzt hören Sie mir gut zu. Ich gebe Ihnen einen Rat, den gleichen wie Selina."
„Behalten Sie ihn für sich", stöhnte Lucy und rollte sich auf die Seite. „Ich will schlafen."
Sie zuckte zusammen, als Max sie erbarmungslos wieder zu sich herumdrehte. „Noch nicht", erklärte er hart. „Erst hören Sie mir zu. Und hören Sie auf, sich wie ein Flittchen zu benehmen. Es scheint Ihnen nicht bewusst zu sein, wie sehr Sie sich abwerten. Im Grunde sind Sie eine anständige Frau, und diese Abenteuer für eine Nacht passen nicht zu Ihnen. Hören Sie endlich auf, die Kerze an beiden Enden anzuzünden! Es ist schrecklich zuzusehen, wie eine Frau sich so wegwirft."
„Gehen Sie endlich", bat Lucy, weil sich alles vor ihr drehte, Max zwang sie, sich aufzusetzen, so dass die Decke von ihren Schultern glitt und der Büstenhalter verrutschte. Entsetzt bemerkte Lucy, dass Max ihre nackten Brüste betrachtete, und sie bedeckte sie hastig.
„Der Himmel möge mir verzeihen, aber ich begehre dich!" stöhnte er auf. Im nächsten Augenblick hatte Max das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich zugeschlagen.
Verstört rollte Lucy sich zusammen und starrte in die Dunkelheit. Sie begehrte Max auch. Alles in ihr sehnte sich nach ihm. Max war der erste Mann, der ihre Sinnlichkeit geweckt hatte. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass er sie in die Arme zog, sie küsste und sie nahm ...
Lucy stöhnte gequält auf. In diesem Augenblick erkannte sie, dass sie Max liebte ... genauso wie Selina sich in seinen Bruder verliebt hatte. Jetzt verstand sie ihre Schwester. Wenn man liebte, war man voller Sehnsucht und Verlangen und bereit, die verrücktesten Dinge zu tun.
Lucy blickte auf die Uhr. Fast fünf. Ihr blieben noch zwei Stunden zum Schlafen. Trotz ihrer Erschöpfung fasste sie einen Entschluss. Am Morgen würde sie Max alles erzählen. Alles, bis auf die Tatsache, dass sie ihn liebte. Wenn sie ihm das gestand, war sie ihm ausgeliefert.
„Wo ist Max?" fragte Lucy leise, als sie und Jed ihre Teller mit Rührei und Speck auf die Terrasse trugen. Trotz ihrer Müdigkeit war ihr nicht entgangen, dass Max fehlte.
„Keine Angst, es wird schon schief gehen", neckte Jed.
„Wie meinst du das?"
„Nun, ich dachte, du seist wegen der Arbeit in Panik. Hast du die Stundenpläne drinnen an der Wand nicht gesehen?" Sie hatten sich auf das kameradschaftliche Du geeinigt. „Du hast die erste Führung um neun. Das bedeutet, dass du um fünf fertig bist. Je öfter man es macht, umso leichter wird es. Wenn du etwas vergisst, kannst du ja immer noch die Broschüre zu Hilfe nehmen."
„Ist Max nicht da?" beharrte Lucy.
„Nein. Er ist nach Mailand gefahren. Anscheinend hat er dort geschäftlich zu tun."
Lucy trank erleichtert den starken Kaffee. Also würde Max ihre ersten Schritte als Schlossführerin nicht miterleben, und mit dem Geständnis hatte es noch ein Weilchen Zeit.
Den ganzen Tag über arbeitete sie angestrengt und entwickelte ihre eigene Art, den Besuchern den Palazzo und die Familie Mazzardi näher zu bringen. Dabei hatte sie gegen die Müdigkeit anzukämpfen, die sie immer wieder überkam.
In der Mittagspause fuhr Lucy zum Hotel und bezahlte einen Teil ihrer Schulden. Beim Abendessen reagierte sie geistesabwesend auf Jeds Geplauder und wünschte, sie könnte Max endlich alles beichten.
An diesem Abend kam sie in dem Restaurant gut zurecht, aber sie war wieder total erschöpft, als sie die Stufen zu ihrem Zimmer erstieg. Plötzlich hörte sie Max' Stimme unter sich, aber sie blieb nicht stehen.
„Ah, die Nachteule", höhnte er. „War die Arbeit schwer?" Lucy ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich, ruhig zu bleiben. Jetzt war
Weitere Kostenlose Bücher