Bianca Exklusiv Band 11
ihre Hand auf seine.
Einen Moment betrachtete er schweigend die zerkratzte Haut und die abgebrochenen Fingernägel, dann zog er den Arm zurück.
„Dany, du bist zu zart besaitet. Und es gibt keinen Grund zur Trauer. Wenn ich an Familienleben denke, dann erinnere ich mich an Streit und eisiges Schweigen. Als sie uns schließlich verließ, war es für alle eine Erleichterung." Nick nahm eine Mango und begann sie zu schälen.
Schließlich unterbrach er das gespannte Schweigen. „Hinter dem Obstgarten habe ich in einem Fluss Fische entdeckt. Möchtest du morgen welche?"
„Zum Frühstück?"
Nick schüttelte den Kopf. „Nein, zum Abendessen."
Dany sah ihn verblüfft an. „Abendessen? Du meinst, wir sind morgen Abend immer noch hier?"
„Warum nicht? Wir haben bisher ein gutes Tempo vorgelegt und ..."
„Das stimmt allerdings", unterbrach sie ihn heftig.
„Nach meiner Schätzung haben wir noch knappe zwei Tage bis zur Grenze."
„Nun, warum beeilen wir uns dann nicht?" Danys Stimme klang aufgeregt, und er lachte heiser.
„Schätzchen, ich wünsche mir genauso sehnlich wie du, von hier wegzukommen. Allerdings möchte ich nicht, dass du vor Erschöpfung zusammenbrichst. Ich habe keine Lust, dich über die Grenze tragen zu müssen."
„Das ist mir klar", erwiderte sie kühl. „Aber ich glaube nicht, dass ich ..."
„Ab hier wird der Weg noch schwieriger", unterbrach er sie. „Und du bist erschöpft. Denk nur daran, wie schnell du eingeschlafen bist - natürlich nur für ein oder zwei Minuten. Deshalb habe ich beschlossen, mindestens bis morgen hier zu bleiben."
„Und wenn ich weiter möchte?"
Nick zuckte gleichgültig die Schultern. „Da ist die Tür."
Dany senkte den Blick. Noch nie hatte sie einen so gemeinen, anmaßenden, verabscheuungswürdigen ... In Gedanken fügte sie noch einige Bezeichnungen hinzu, die Marcus sehr schockiert hätten. Verwirrt blickte sie auf den Tisch. Mit so einem Mann wusste sie einfach nicht umzugehen. Irgendetwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass sie weitergehen mussten. Sie hatte das beunruhigende Gefühl, dass etwas Schreckliches geschehen würde, wenn sie noch länger hier mit Nick zusammenblieb. Während der ganzen Zeit hatte eine Spannung in der Luft gelegen, die nicht vom Urwald kam. Und hier, auf der Hazienda, hatte sich dieser Eindruck noch verstärkt. Dany war angespannt und unsicher. Es war, als wartete sie auf etwas, das jeden Moment eintreffen könnte, ohne zu wissen, worum es sich handelte.
Am liebsten wäre sie aufgesprungen, hätte mit der Faust auf den Tisch geschlagen und ihm gesagt, es wäre ihr egal, was er wollte, sie würde morgen aufbrechen.
Stattdessen setzte sie ein freundliches Gesicht auf und lächelte verführerisch. „Bitte, Nick. Mir geht es gut. Ich bin überhaupt nicht müde, und ..."
„Diesen Blick kannst du dir für den mittelalterlichen Marcus aufsparen. Vielleicht wirkt er auf ihn - bei mir hast du damit kein Glück." Nick löschte einige Kerzen. „Die heben wir uns für morgen auf."
„Ach, du bist einfach ..." Dany begann wütend, eine weitere Mango zu schälen.
„Möchtest du Kaffee?"
„Kaffee?" Sie sah ihn verblüfft an.
„Natürlich." Jetzt, da er wieder einmal die Oberhand behalten hatte, benahm er sich fast liebenswürdig. „Ich habe ein Päckchen im Flugzeug gefunden. Du kannst dich auf die Veranda setzen, während ich uns Kaffee aufbrühe."
„Aber das kann ich doch machen."
Nick deutete auf den Herd. „Und wann hast du zum letzten Mal so etwas bedient?"
Dany ging hinaus und blieb wie versteinert stehen. „O Nick, komm und sieh dir das an." Er trat neben sie auf die Veranda - in gebührendem Abstand, wie sie bemerkte. „Dieser Sonnenuntergang - hast du je in deinem Leben so etwas gesehen?"
Flammendrot stand die Sonne im Westen tief am Firmament. Hinter dunkelvioletten Wolken erstrahlte der Himmel in Scharlachrot und Gold. Dany wandte sich zu Nick um. Ihr Haar glänzte goldrot im Licht der untergehenden Sonne. Als sie ihn ansah, hatte sie das unbestimmbare Gefühl, dass er sie noch vor wenigen Sekunden beobachtet hatte.
„Nun, hast du so etwas schon einmal gesehen?" wiederholte sie.
„Ja, jeden Abend der vergangenen Woche", entgegnete er kurz angebunden und ging wieder ins Haus. Dany blieb auf der Terrasse stehen. Eine seltsame Stimmung überfiel sie. Sie spürte keine Wut, sondern Traurigkeit.
Nick zog die beiden Sessel auf die Veranda und stellte eine Umzugskiste dazwischen. Dany setzte sich und zuckte
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