Bianca Exklusiv Band 11
rechtzeitig zurückkommen. Bei diesem Gedanken lief ihr ein Schauder über den Rücken. Eine Zeit lang sahen sie sich unverwandt an, dann hob Dany ihre zerrissene Bluse auf und zog sie über den Kopf.
„Du hast mir einmal gesagt, du würdest mich über die Grenze tragen, sollte es nötig sein. Nun, das Gleiche gilt auch für mich. Wenn es nicht anders geht, werde ich dich tragen." Sie schob die Hände unter seine Arme und zog ihn hoch. Nick schwankte leicht, konnte sich aber auf den Beinen halten.
„Stütz dich auf mich. Ja, lehn dich richtig an." Ohne auf seinen gemurmelten Protest zu achten, packte sie seinen Arm und legte ihn über ihre Schulter. Die andere Hand legte sie fest um seine Taille.
Sie kamen nur mühsam vorwärts. Jeder Schritt wurde zur Qual. Obwohl Nick kein Gramm überflüssiges Fett besaß, zog das Gewicht seines muskulösen Körpers sie fast zu Boden. Schon nach wenigen Metern schlug Dany das Herz bis zum Hals. Ihr Atem ging schwer, und ihre Bluse war schweißnass.
Von der Seite warf sie ihm einen prüfenden Blick zu. Nick war sehr blass, die Augen hielt er halb geschlossen. Dany konnte förmlich spüren, wie das Schlangengift langsam durch seine Adern floss und mit jeder Minute näher an das Herz gelangte. Mit aller Kraft zwang sie sich, ohne Pause weiterzugehen ...
Der Weg schien endlos. Dany hatte jeden Zeitbegriff verloren. Nick hielt sich nur durch seine enorme Willenskraft noch auf den Beinen. Andere Männer wären schon längst zusammengebrochen. Doch schließlich schwankte er, und obwohl Dany verzweifelt versuchte, ihn festzuhalten, sank er ganz langsam zu Boden.
Dany kniete sich neben ihn und hob seinen Kopf auf ihren Schoß. Sein Gesicht war jetzt aschfahl und mit einem dünnen Schweißfilm bedeckt. Die Lider bedeckten die schönen jadegrünen Augen fast ganz, und Dany spürte, wie der sonst so lebendige Ausdruck langsam aus ihnen verschwand.
„Nick!"
Völlig außer sich, schüttelte sie ihn, doch er murmelte nur etwas Unverständliches und legte die Wange an ihre Brust wie ein schlafendes Kind. Während sie ihn verzweifelt betrachtete, biss sie sich so fest auf die Unterlippe, dass sie plötzlich Blut schmeckte.
Schluchzend schüttelte sie ihn wieder heftig. „Du darfst nicht sterben, hörst du? Das lasse ich nicht zu. Du musst am Leben bleiben. Ich liebe dich."
Mit einem Mal wusste sie, das war die Wahrheit. Sie liebte diesen Mann mit jeder Faser ihres Körpers - und nun starb er in ihren Armen.
Langsam stand sie auf, ohne seine Arme loszulassen. Stück für Stück zog sie ihn mühevoll mit sich den Pfad entlang. Zähl bis hundert, befahl sie sich selbst. Dann bis zweihundert ... dreihundert ... bei vierhundert hast du es geschafft ...
Als Dany plötzlich ein Geräusch hörte, blieb sie schwer atmend stehen. Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen und blinzelte in die grelle Sonne. Offensichtlich hatten sie_ schon vor einiger Zeit den schmalen Pfad verlassen und befanden sich nun auf einem breiten Weg.
Das Geräusch wurde lauter, und durch eine braune Staubwolke erkannte sie einen verbeulten Jeep, der direkt auf sie zukam. Schnell ließ sie Nicks leblosen Körper auf den Boden sinken und lief dem Auto entgegen. Noch bevor der Jeep anhalten konnte, hielt sie sich am Türgriff fest und zerrte den Fahrer am Ärmel.
„Senor ..." Dany war so erschöpft und so sehr in Panik, dass ihr kein Wort Spanisch mehr einfiel. Aufgeregt deutete sie auf Nick.
Der Fahrer und ein weiterer Mann, die beide olivgrüne Uniformen trugen, sprangen aus dem Wagen und liefen eilig zu Nick. Als sie sich neben ihn knieten, begannen sie erregt miteinander zu sprechen. Dany verstand nur ein Wort: Serpiente. Vorsichtig hoben sie Nick dann in den Jeep.
Einer der Männer nahm Dany am Arm und sprach auf sie ein. Offensichtlich erkundigte er sich, wie sie sich fühle. Mühsam versuchte sie, ihn anzulächeln, doch dann schien sie plötzlich in ein tiefes Loch zu fallen, und Dunkelheit umfing sie ...
„Dany!"
Jemand rief ihren Namen. Es klang meilenweit entfernt. Unruhig bewegte sie sich und öffnete langsam die Augen. Sie befand sich in einem kühlen, halbdunklen Raum, und eine Gestalt beugte sich über sie.
„Gramps? Bist du das?" fragte sie leise.
„Hallo, mein Liebling." Danys Großvater gab ihr einen Kuss auf die Wange und nahm ihre Hand. „Wie geht es dir?"
„Ganz gut." Sie gähnte und streckte sich.
„Gut genug für eine Standpauke?" Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu und
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