Bianca Exklusiv Band 11
er sich noch einmal. „Er hat dir doch nicht auf irgendeine Weise wehgetan?"
Dany versteifte sich und sah ihn verstohlen an. Als sie bemerkte, wie unglücklich er aussah, versuchte sie, ihn nicht spüren zu lassen, wie elend sie sich fühlte.
„Aber nein, Gramps. Nick hat sehr gut auf mich aufgepasst. Er hat mir kein Leid zugefügt."
Nur mein Herz ist in tausend Stücke zerbrochen, fügte sie in Gedanken hinzu. Aber irgendwie wird es mir gelingen, den Schaden zu beheben.
10. KAPITEL
„Geht es Ihnen wirklich gut, Dany?"
„Ja, danke, Caroline, es ist alles in Ordnung."
„Mm." Caroline runzelte die Stirn. „Sie sind immer noch sehr blass und machen einen abgespannten Eindruck. Mindestens einen Tag hätten Sie noch zu Hause bleiben sollen.
Übrigens, was hat der Arzt gesagt?"
„Nichts Besonderes", erwiderte Dany ausweichend. „Wahrscheinlich habe ich diese Erkältung nicht richtig auskuriert. Oder es ist einfach das kalte Wetter. Sicher brauchte ich einfach nur eine Woche in der Sonne."
„Das könnte sein." Caroline, Danys Chefin, sah sie ungläubig an.
„Ich poliere jetzt den Rest der georgianischen Löffel, mit denen ich letztes Mal nicht mehr fertig geworden bin", sagte Dany schnell, um ihre Arbeitgeberin abzulenken.
„Nicht nötig. Das habe ich gestern selbst getan."
„Nun, dann ..." Dany sah sich in dem Antiquitätenladen um und ging dann rasch zu der Vitrine, in der die kostbaren Schmuckstücke ausgestellt waren. „Ich werde diese Ringe neu sortieren."
Als sie sich an die Arbeit machte, fiel ihr Blick wie immer sofort auf einen bestimmten Ring. Es war der teuerste, den sie hatten. Der große topasfarbene Stein in der schweren Goldfassung war einfach herrlich.
„Mit deinen Augen solltest du einen Ring mit einem Topas tragen ..." Würde sie sich denn den Rest ihres Lebens - jeden Tag, jede Stunde - an Nick erinnern?
„Nein", befahl ihre Chefin mit fester Stimme. „Sie werden sich den Rest des Tages frei nehmen. Gehen Sie nach Hause und legen Sie die Beine hoch. Keine Widerrede." Als Dany schwach protestierte, winkte sie ab. „Im Moment ist hier nicht viel zu tun, doch gegen Monatsende fängt das Weihnachtsgeschäft an. Dann müssen Sie wieder fit und ausgeruht sein."
„Nun, wenn Sie meinen." Danys Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, und so gab sie schließlich nach.
„Oder warum besuchen Sie nicht diese Ausstellung, von der Sie mir erzählt haben?
Morgen ist der letzte Tag, und Sie wollten doch unbedingt hingehen."
An diesem Nachmittag im Oktober blies ein eisiger Wind. Dany knöpfte fröstelnd den königsblauen Blazer zu und streifte die Lederhandschuhe über. Während sie die menschenleere Straße entlangging, überfiel sie wieder dieses starke Gefühl der Traurigkeit j das sie nur in Gegenwart von anderen zu unterdrücken versuchte. Es verfolgte sie wie ein dunkler Schatten überallhin.
Und heute war es besonders schlimm ... Der Arzt, den sie aufgesucht hatte, hatte nur bestätigt, was sie in ihrem Inneren bereits seit Wochen wusste ... Bald würde sie es Gramps sagen müssen und natürlich auch Caroline. Vielleicht würden die scharfen Augen ihrer Chefin die Wahrheit auch schon in den nächsten Tagen entdecken.
Schließlich erreichte sie die Kreuzung. Eine Straße führte zur U-Bahn-Station, die andere zum Museum. Lustlos blieb sie stehen und dachte nach. Eigentlich wollte sie nicht zu dieser Ausstellung gehen. Gramps hatte sie überreden wollen, zur offiziellen Eröffnung zu gehen, doch sie hatte sich geweigert. Aber sie wollte auch nicht zurück in ihr Apartment und einen weiteren Abend damit verbringen, die Wand anzustarren. Vielleicht sollte sie sich wirklich aufraffen und die Ausstellung besuchen. So würde sie den Schmerz, den sie ständig empfand, direkt konfrontieren. Möglicherweise konnte sie ihn dabei auslöschen und dann damit beginnen, ihr Leben neu zu gestalten.
Die Ausstellung war in einem Nebenraum der Galerie. Auf einem Plakat war das Thema in großen fett gedruckten Buchstaben angekündigt: „Die bedrohten Schätze der Regenwälder".
Darunter stand der Name der Organisation der Vereinten Nationen, die die weltweite Ausstellung unterstützte, um Spenden dafür zu sammeln. Dany holte ihren Geldbeutel aus der Handtasche und suchte Kleingeld für den Katalog heraus. Dann stieß sie die Schwingtür auf und betrat den Raum.
Leise Musik empfing sie. Von einem Tonband kam indianische Volksmusik. Die melancholischen Klänge der Panflöten trieben ihr
Weitere Kostenlose Bücher