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Bianca Exklusiv Band 229

Bianca Exklusiv Band 229

Titel: Bianca Exklusiv Band 229 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Dunaway Lilian Darcy Lucy Gordon
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wie zwei Lakaien einen gedeckten Tisch hereinschoben. „Nur für eine Person? Bleiben Sie nicht?“
    „Ich habe etwas Dringendes zu erledigen. Sie haben morgen einen ausgefüllten Tag. Nachdem Sie gegessen haben, gehen Sie lieber gleich ins Bett.“
    „Wo bleibt mein Titel?“, hakte sie schelmisch nach.
    „Eure Königliche Hoheit sollten gleich ins Bett gehen“, murmelte er belustigt und ließ sie allein.
    Sobald sie gegessen hatte, kletterte sie in das Himmelbett und fand es bequemer, als sie erwartet hatte. Doch ihre wirren Gedanken ließen sie nicht einschlafen. Nachdem sie eine halbe Stunde wach gelegen hatte, schaltete sie das Licht wieder an und erforschte die königlichen Gemächer.
    In ihrem Bett hätten fünf Leute schlafen können. Es stand auf einem Podest, das drei Stufen hoch war, sodass ihr keine andere Wahl blieb, als auf den Rest der Welt hinabzublicken, was überhaupt nicht ihren Vorstellungen entsprach.
    Sie durchforstete das Bücherregal, aber es enthielt nur deutsche Werke, abgesehen von einigen wenigen englischen Zeitschriften über Pferdezucht. Es schien nichts vorhanden zu sein, was ihr durch die lange Nacht helfen konnte.
    Dann fiel ihr die Ausgabe von „Königliche Geheimnisse“ ein, die sie in ihre Tasche gesteckt hatte. Sie holte die Zeitschrift hervor und kuschelte sich ins Bett.
    Das Magazin war eindeutig für Menschen mit Halbbildung gemacht, weshalb Brenda es vermutlich las. Der Textanteil war auf ein Minimum beschränkt, und jede Seite war von Fotos übersät. Viele davon waren von Randolph, dem enteigneten Thronfolger. In knalligen Schlagworten wurde sein Leben beschrieben. 32 Jahre alt, zum Thronhalter erzogen, in militärischen Angelegenheiten, Staatsführung sowie Diplomatie ausgebildet, dann abrupt abgesetzt, als sich die Ehe seiner Eltern als bigamistisch herausgestellt hatte.
    Er war abgebildet als Kind mit einer kühlen, vornehmen Frau, die sich als seine Mutter erwies, dann als Teenager, nun mit seinem Vater, dem verstorbenen König Egbert III., der seinem Sohn so grausam mitgespielt hatte durch seine geheime Hochzeit. Dottie musterte sein Gesicht. Es wirkte unbeschwert, gewinnend, schwach, aber liebenswert. Hätte sie ihn kennengelernt, hätte sie ihn bestimmt gemocht, wenngleich auch sie, wie Randolph, unter seiner Zügellosigkeit zu leiden hatte.
    Weitere Fotos folgten von Randolph in Armeeuniform, in weißem Frack, bei Paraden, in der königlichen Loge der Oper, auf einem Ball mit einer wundervollen Frau in den Armen. Sie war ungewöhnlich groß, fast so groß wie er. Die Bildunterschrift wies sie als Gräfin Sophie Bekendorf aus, Prinz Randolphs Verlobte.
    Bei der Schilderung ihrer Liebesgeschichte überschlug sich das Magazin förmlich:
    Wer kann in die Herzen dieses Liebespaares blicken, das erzogen wurde, um gemeinsam einen Thron innezuhaben, und nun seine Zukunft zerstört sehen muss? Randolph, einst ein großer Mann in seinem Land, ist nun nicht mehr als ein außerehelicher Bürgerlicher. Wird Sophie zu dem Mann halten, den sie liebt? Wird er sie an ihr Eheversprechen binden oder stark genug sein, sie freizugeben?
    Ein seltsames Gefühl beschlich Dottie, als ihr bewusst wurde, dass die Ausschneidefigur in diesem Skandalblatt der Mann aus Fleisch und Blut war, den sie in Wenford kennengelernt hatte. Es war „Mr Holsson“, der ihr geholfen hatte, das Bett zu beziehen, und über seine eigene Ungeschicklichkeit gelacht hatte, der ihr mit seinem Charme den Kopf verdreht hatte.
    Sein Täuschungsmanöver hatte sie verletzt und erzürnt. Doch nun stieg ein Anflug von Verständnis, ja sogar von Mitgefühl in ihr auf. Wie mochte es für ihn gewesen sein, sie aufzusuchen, nach Ellurien zu bringen und ihr den Thron zu bieten, der rechtmäßig seiner war? Er hatte es mit guter Miene getan, ohne sich anmerken zu lassen, was es ihn gekostet haben musste, weil es eben seine Pflicht war. Für sein Volk hatte er sich selbst geopfert, und für sein Volk würde er sie ebenso rücksichtslos opfern.
    Sie reckte sich und rieb sich die Augen. Es war zwei Uhr morgens, und sie sollte zumindest versuchen zu schlafen. Doch als sie das Licht ausschaltete, schien heller Mondschein in ihr Zimmer, und sie konnte nicht widerstehen, ans Fenster zu treten, es zu öffnen und hinaus auf den großartigen Park zu blicken, der den Palast umgab. Der Mond erhellte Bäume und Büsche und ließ den stillen See wie ein silbriges Laken aussehen.
    Unter den Bäumen am Ufer entdeckte sie zwei Gestalten:

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