Bianca Exklusiv Band 229
Schwindel.“ Sie blickte zu Randolph, der sie beobachtete, nahm Mike am Arm und zog ihn in eine Ecke. „Es ist kein Witz. Die glauben wirklich, dass ich ihre Königin werde“, flüsterte sie.
„Was du nicht sagst!“
„Sie meinen es ernst, Mike. Was soll ich bloß tun?“
„Na ja, du musst es ja nicht tun, wenn du nicht willst. Sag einfach Nein. Aber nicht sofort. Lass uns zuerst diesen Urlaub genießen, den sie uns versprochen haben.“
„Aber wenn wir zu lange bleiben, sitze ich hier vielleicht fest.“
„Nee, Dot, du doch nicht. Du schaffst es immer, dass die Leute tun, was du sagst.“
„Sprich leiser“, warnte sie. „Und es ist nicht wahr.“
„Ist es doch. Denk mal an damals, als …“
„Vergiss es“, warf sie hastig ein. „Also gut. Für eine kleine Weile.“
Randolph räusperte sich und trat näher. „Lassen wir Mike jetzt allein, damit er sich fein machen kann. Einige Offiziere brennen darauf, ihn auszuführen. Gute Nacht, Mike. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.“
Dottie folgte Randolph zurück in ihre Gemächer. „Und was kommt jetzt?“
„Eine kleine Erfrischung und dann ein kurzes Meeting mit den wichtigsten Ministern, die Ihnen ihre Loyalität aussprechen werden.“
„Das kann ich wohl wirklich nicht in Shorts tun, oder?“
„Eure Königliche Hoheit sind höchst gnädig.“
„Bitte, nicht Sie auch noch! Nennen Sie mich Dottie.“
„Nun gut, vorläufig. Bertha wird Ihnen Kleidung bringen, und Liz wird Ihnen damit helfen. Sie ist die Gräfin Gellitz, und ich glaube, Sie werden sie mögen.“
Die Gräfin erschien wenige Minuten später. Sie war mittleren Alters und wirkte elegant, obwohl sie pummelig und mütterlich war. Dottie nannte sie schon bald Liz wie alle anderen.
Kurz darauf trug Dottie ein weißes Kleid von schlichter Eleganz, das offensichtlich teuer war und ganz und gar nicht ihrer eigenen Garderobe entsprach. Dann wurde sie von Bertha geschminkt und frisiert, während Liz erklärte, dass es künftig das Vorrecht ihres persönlichen Kosmetikers und Friseurs sein würde, der unverzüglich ernannt werden musste, um sie in Zukunft für große Anlässe vorzubereiten. Doch da das bevorstehende Meeting kurzfristig anberaumt war, sollte Bertha schnelle Arbeit leisten.
Für Dottie stand diese „schnelle Arbeit“ in nichts den teuren Salons in London nach, die sie stets nur sehnsüchtig von außen durch die Schaufenster betrachtet hatte.
Die Frau, die ihr nun aus dem Spiegel entgegenblickte, hatte riesige, kunstvoll geschminkte blaue Augen, perfekt umrandete Lippen und einen makellosen Pfirsichteint. Ihre Augenbrauen hatten in wundersamer Kunstfertigkeit einen aristokratischen Schwung erhalten, während das kurze Haar raffiniert gestylt war.
Auf geheimnisvolle Weise fand sie sich in eine andere Person verwandelt. Es fiel ihr schwer, sie selbst zu bleiben, zumal ihr diese andere Person gefiel und die Verlockung ihre Willenskraft beeinträchtigte.
Ich werde stark bleiben, sagte sie sich, ich werde mich nicht von all dem Prunk verführen lassen. Nun, zumindest nicht lange.
Ihr wurde bewusst, dass über ihren Kopf hinweg ein Disput stattfand. Liz hatte goldenen Schmuck ausgewählt, während Bertha für Platin mit Diamanten plädierte. Der Streit ging weiter, während Dottie wie ein Zuschauer beim Tennis von einer zur anderen blickte, von beiden ignoriert.
Randolph, der sich zuvor diskret zurückgezogen hatte, kehrte zurück und wurde Zeuge der Szene.
„Mir ist Gold lieber“, wagte sie schließlich zu sagen.
„Sehen Sie?“, rief Liz triumphierend. „Ihre Königliche Hoheit hat einen ausgezeichneten Geschmack.“
Bertha zog eine beleidigte Miene.
„Nächstes Mal“, flüsterte Dottie ihr zu.
„Gut gemacht“, murmelte Randolph. „Sie haben den Geist eines Diplomaten.“
Schließlich stand sie auf und betrachtete ihr frisiertes, geschminktes und golden geschmücktes Selbst im Spiegel. Es bestand kein Zweifel daran, dass diese Frau sehr gut aussah. Aber wer war sie?
„Es wird Zeit, die Minister zu empfangen“, erklärte Randolph.
Er positionierte sie in der Mitte des Empfangsraumes. Die Doppeltüren wurden geöffnet, und eine Schar Männer mittleren Alters strömte herein. Jeder warf ihr einen neugierigen Blick zu, bevor er sich verbeugte. Randolph stellte sie ihr vor: Premierminister Jacob Durmand, Kanzler Alfred Sternheim, Außenminister Felix Andras, Innenminister Bernhard Enderlin. Die weiteren Namen konnte sie sich nicht
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