Bianca Exklusiv Band 229
deren Fäden plötzlich losgelassen wurden. Die Leute mögen mich nicht.“
„Sie waren alle beeindruckt von Ihnen.“
„Nicht Sophie Bekendorf und ihr Bruder. Haben Sie gesehen, wie er mich gemustert hat? Als wäre ich Abschaum.“
„Die beiden befinden sich in einer … besonderen Position. Auch sie müssen sich erst mit den veränderten Umständen abfinden“, entgegnete er schroff. Dann, um dieses heikle Thema abzuschließen, verkündete er: „Übrigens habe ich für heute Abend eine Stadtbesichtigung für Sie und Mike arrangiert. Die Hauptstadt ist wunderschön bei abendlicher Beleuchtung.“
Also wird Mike mir nicht völlig ferngehalten, dachte sie erleichtert. Sie freute sich darauf, endlich wieder mal mit ihm allein zu sein, und sie brannte darauf, ihm zu erzählen, dass ihr der Botschafter genügend Geld für den Kauf der Werkstatt versprochen hatte.
„Du siehst echt toll aus, Dot“, schwärmte Mike, als er Dottie in einem blassblauen, fließenden Seidenkleid erblickte.
„Du auch“, versicherte sie. Auch er war neu eingekleidet worden und trug ein Dinnerjackett mit schwarzer Krawatte.
„Ich habe Freunde dabei, die uns die Stadt zeigen wollen.“ Er drehte sich zu einem jungen Paar um, das ihm in ihre Gemächer gefolgt war. „Das sind Harry und Jeanie.“
Also doch kein trauter Abend zu zweit, stellte sie mit einem Anflug von Enttäuschung fest.
„Graf Heinrich und Gräfin Eugenia Batz“, korrigierte Liz.
„Ihr habt mir Harry und Jeanie gesagt“, beschwerte sich Mike bei seinen neuen Freunden.
„Das sind wir ja auch“, bestätigte Harry gelassen. Er verbeugte sich vor Dottie. „Eure Königliche Hoheit …“
„Bitte nicht“, protestierte sie. „Ich kann diesen Titel nicht mehr hören. Er ist so ellenlang.“
„Das Protokoll schreibt vor, dass wir ihn zumindest ein Mal am Tag bei der ersten Begegnung benutzen“, erklärte Jeanie. „Danach dürfen wir ‚Madam‘ sagen.“
„Wie ich sehe, sind Sie alle bereit“, verkündete Randolph von der Tür her. „Hervorragend.“
Auch er trug ein Dinnerjackett wie die anderen Männer, doch er stellte alle in den Schatten. Nicht nur, weil er größer war, sondern weil er eine natürliche Autorität ausstrahlte, die ihm angeboren und anerzogen war und die er vermutlich nie wieder verlieren würde.
Sein Blick ruhte auf ihr. Sie hatte das Gefühl, dass er ein wenig stutzte, und sein Blick erwärmte sich.
„Wie sehe ich aus?“, fragte sie und wartete mit angehaltenem Atem auf seine Antwort.
„Bewundernswert. Wie eine Königin.“
„Danke“, murmelte sie ernüchtert.
„Sie werden sich heute Abend prächtig amüsieren.“
„Kommen Sie auch mit?“
„Nein. Ausnahmsweise bleibt Ihnen meine Gesellschaft erspart. Andere Pflichten erfordern meine Aufmerksamkeit. Aber bei Harry und Jeanie sind Sie in guten Händen.“
Dottie bemühte sich, nicht enttäuscht zu sein, aber da sie sich inzwischen an seine ungeteilte Aufmerksamkeit gewöhnt hatte, fühlte sie sich abgeschoben.
Eine schwarze Limousine brachte sie nach Wolfenberg, der Landeshauptstadt. Sie war nicht groß, aber gepflegt und vornehm, mit einem leichten Pariser Flair.
„Da ist das Parlament“, erklärte Jeanie, „und da die Stadthalle und die Kathedrale.“
Die Limousine hielt auf einem hübschen, mit bunten Lichtern geschmückten und von Spaziergängern belebten Platz. Eine kurze Treppe führte hinauf zu einem malerischen Eiscafé.
„Hier ist das Zentrum von Wolfenberg“, erklärte Harry, als sie sich an einen Tisch auf der Terrasse gesetzt und Eisbecher bestellt hatten. „Die Leute treffen sich hier vor oder nach dem Theater. Früher oder später kommt praktisch jeder hier vorbei.“
Wie um seine Aussage zu beweisen, tauchte Dagbert kurz darauf auf und gesellte sich zu ihnen. „Hallo, Freunde. Wie schön, euch zu sehen.“
Er stellte sich Mike vor und verbeugte sich sehr höflich vor Dottie. Sie begrüßte ihn kühl in Erinnerung an seine Arroganz beim nachmittäglichen Empfang, doch nun benahm er sich vorbildlich. Er berichtete ihr einiges über die Stadt, vor allem über die Kathedrale, in der ihre Krönung stattfinden sollte, und sie fragte sich, ob sie ihn anfangs vielleicht falsch eingeschätzt hatte.
„Es wird allmählich kühl“, meinte Harry schließlich. „Vielleicht sollten wir irgendwo einkehren. Wir haben hier ausgezeichnete Nachtklubs.“
„Robin Anthony tritt heute Abend im ‚Birdcage‘ auf“, berichtete Dagbert.
„Robin
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