Bianca Exklusiv Band 229
verraten hatte, denn er lächelte und bat: „Verzeihen Sie mir. Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass mein Verhalten infrage gestellt wird.“
„Das habe ich doch gar nicht gemacht“, entgegnete sie entrüstet. „Ich habe nur erwähnt, dass ich Sie gesehen habe. Es bestand kein Anlass, sich aufzuregen.“
„Stimmt. Ich bin etwas überempfindlich. Ich entschuldige mich, sollte ich Sie beleidigt haben.“ Seine Miene war freundlich, aber sein Tonfall formell.
„Reden Sie nicht so mit mir.“
„Wie?“
„Als wäre ich die Königin.“
„Aber Sie sind die Königin, und das kann ich nicht vergessen.“
„Je eher ich also gehe, umso besser. Ich kann nicht damit leben, dass die Leute mich wie eine Person behandeln, die ich nicht bin.“
„Nicht eine Person, eine Monarchin.“
„Tja, eine Monarchin ist auch eine Person.“
„Nein. Sie ist ein Symbol“, korrigierte er. „Und wenn hinter dem Symbol eine Person steckt, dann muss sie das geheim halten und darf ihr Verhalten nicht davon beeinflussen lassen. Es zählt nur, was gut für das Land ist. Sie müssen lernen, rücksichtslos gegen sich selbst zu sein. Manchmal auch gegenüber anderen, aber hauptsächlich gegen sich selbst. Doch das ist genug Ernst für heute. Ich möchte, dass Sie Ihr neues Leben genießen.“
„Damit ich mich so an die guten Dinge gewöhne, dass ich es nicht ertragen kann, auf sie zu verzichten?“, konterte sie frech.
„Erinnern Sie mich daran, dass ich Sie nie unterschätze“, murmelte er. „Gehen wir. Ihr Reitlehrer wartet auf Sie.“
Dotties Angst vor dem Reiten verschwand bereits während der ersten Stunde. Helmut, ein älterer Sergeant, der Randolph bereits das Reiten beigebracht hatte, war von grimmigem Äußeren, hatte aber ein sanftes Wesen. Er hatte eine gehorsame, kleine Stute namens Suleika besorgt. Sie war hellbraun und stupste Dottie in der Hoffnung auf Leckerbissen mit ihren weichen Nüstern an.
Dottie hielt sich wacker, und am Ende der Stunde lobte Helmut, dass sie von Natur aus gut im Sattel säße und eine großartige Hand für Pferde hätte.
Bereits nach der nächsten Stunde schickte er sie auf einen kurzen Ausritt – natürlich mit angemessener Eskorte.
„Ich brauche nicht so viele Beschützer“, protestierte sie, als acht Soldaten mit gesattelten Pferden erschienen.
„Sie reiten ins offene Gelände“, erinnerte Helmut. „Die Königin muss angemessen eskortiert werden.“
Die Soldaten waren jung und begrüßten sie mit einer Mischung aus Respekt und Gelassenheit, die ihr die Befangenheit nahm.
Schon bald machten sie Dottie Komplimente über ihre Reitkünste.
„Sind Sie wirklich vorher noch nie geritten?“, erkundigte sich einer von ihnen.
„Nur ein einziges Mal als kleines Mädchen. Ich war in den Ferien mit meinem Grandpa am Strand, und da ist ein Mann mit Eseln gekommen und hat die Kinder reiten lassen. Ich bin nach drei Metern runtergefallen und hab geheult wie ein Schlosshund, und alle anderen Kinder haben aus Mitgefühl mitgeheult und sind auch runtergefallen, und der Eselbesitzer hat von Grandpa verlangt, mich ganz schnell wegzubringen, damit er nicht seinen Lebensunterhalt verliert.“
Die Soldaten lachten herzhaft über diese Anekdote, und Dottie stellte fest, dass ihr der Ausritt richtig Spaß bereitete.
Randolph beobachtete die Rückkehr in den Stall und sagte zu Helmut: „Sie haben die Eskorte gut ausgewählt.“
„Gemäß Ihren Instruktionen, Sir. Sie sind alle jung, fröhlich und sprechen hervorragend Englisch. Soweit die Prinzessin unterrichtet ist, leisten sie ihr nur Gesellschaft. Vielleicht tun wir Prinz Harold Unrecht. Es wäre verrückt von ihm, etwas zu unternehmen.“
„Aber falls er es tut, sind wir vorbereitet. Sie müssen sie um jeden Preis beschützen, Helmut.“
Zu ihrem ersten öffentlichen Auftritt, bei dem sie der Weltpresse als Thronfolgerin vorgestellt werden sollte, trug Dottie ein atemberaubendes, elegantes Kleid aus tiefblauer Rohseide.
Der Premierminister hielt eine kleine Ansprache, in der er sie dem Publikum vorstellte. Dann führte Randolph sie zum Thron und trat diskret zurück.
Sie konzentrierte sich auf die Kameras, drehte sich von einer Seite zur anderen und präsentierte sich den Fotografen von allen Blickwinkeln.
Dann näherte sich ein kleines Mädchen mit einem Blumenstrauß. Dottie wusste von Liz, dass es Elsa Bekendorf, Sophies Schwester, war, die ihr zu Ehren eine Willkommensrede auf Englisch halten sollte. Sie war erst vier
Weitere Kostenlose Bücher