Bianca Exklusiv Band 229
würden eine geeignetere Person finden, und Sie haben es zweifellos inständig gehofft.“
Einige der Minister gestatteten sich den Anflug eines Lächelns.
„Aber nun müssen wir alle das Beste daraus machen“, fuhr sie fort. „Ich weiß, dass ich mich auf Ihre Loyalität gegenüber mir und Ellurien verlassen kann. Und Sie können sich auf meine Loyalität gegenüber meinem neuen Land verlassen.“
Diese Worte stießen eindeutig auf Wohlwollen, und sie brachte ein Lächeln zustande, als sie sich setzte. „Zunächst mal bestätige ich Sie alle in Ihrem Amt, aber möglicherweise werde ich bald einige Änderungen vornehmen“, erklärte sie. „Mir fällt auf, dass keine Frauen hier sind.“
„Wir haben im ganzen Parlament nur sechs Frauen“, bemerkte Sternheim voller Genugtuung.
„Und wie viele Männer?“
„Ich weiß die genaue Zahl nicht“, erwiderte er ungehalten.
„Wenn eine so einfache Zahl Ihre Fähigkeiten übersteigt, sollte ich mir überlegen, ob Sie mein Kanzler bleiben.“
Mehrere Minister unterdrückten ein Grinsen.
„Zweiundachtzig“, knurrte er.
„Und nur sechs Frauen? Das werde ich ändern müssen.“
Bernhard Enderlin, der Innenminister, hüstelte. „Genau genommen fällt das in mein Ressort.“
„Gewiss. Ich freue mich darauf, das Thema mit Ihnen bald zu besprechen. Sagen wir nächste Woche? Das lässt Ihnen Zeit, einen Plan auszuarbeiten.“
Enderlin gab sich mit Würde geschlagen. „Ich sehe, dass Sie den Stier gern bei den Hörnern packen“, bemerkte er.
„Ich bin auch als Dampfwalze bekannt“, murmelte Dottie. „Gibt es sonst noch etwas zu besprechen?“
„Der Gesandte von Korburg erbittet eine Einladung für den Prinzen zu einer Privataudienz. Unter den gegebenen Umständen ist dringend davon abzuraten.“
„Ich widerspreche“, erwiderte Dottie prompt. „Wollen Sie ihn glauben lassen, dass Sie mich verstecken müssen? Nichts könnte gefährlicher sein. Vergessen Sie die Privataudienz. Wir laden ihn zu einem Staatsbesuch ein.“
Konsterniertes Gemurmel erhob sich um den Tisch herum.
„Je mehr Aufsehen, umso besser“, fügte sie hinzu. „Er soll mit eigenen Augen sehen, dass der Thron von Ellurien besetzt ist. Das wird ihm eine Lehre sein.“
Die Bestürzung verwandelte sich in Anerkennung.
„Ich habe noch eine weitere Ankündigung zu machen. Manche Leute halten mich für eine dumme, ungebildete Ausländerin.“ Sie wartete, bis sich die nervöse Unruhe wieder legte, die ihre Worte ausgelöst hatten. Aus den Augenwinkeln sah sie Randolph lächeln. „Vielleicht bin ich das. Aber ich bin noch mehr, und um das zu beweisen, brauche ich Hilfe. Da niemand mir besser helfen kann als Prinz Randolph, ernenne ich ihn zu meinem Privatsekretär.“
Dottie blickte in die Runde und sah erleichterte, lächelnde Gesichter. Allein Randolph war, wider Erwarten, alles andere als erfreut. Seine Manieren verboten ihm jedoch, ihr zu widersprechen, und er versicherte ihr völlig tonlos seine Dienste.
Auf der Rückfahrt zum Palast schloss er die Trennwand zum Chauffeur. „Sie hatten kein Recht dazu, ohne mich vorher zu konsultieren“, beschwerte er sich.
„Ich habe erst im letzten Moment daran gedacht. Aber es ist doch die Lösung! So können Sie mir helfen, Fehler zu vermeiden.“
„Dann lassen Sie sich Ihren ersten Rat von Ihrem Privatsekretär geben. Wagen Sie es nie wieder, mich so zu überrumpeln.“
Enttäuschung über seine Reaktion ließ sie scharf entgegnen: „Als Kronprinzessin kann ich tun, was ich will.“
„Nicht alles.“
„Doch, alles. Wenn Sie mir nicht glauben, dann lesen Sie die Verfassung. Und wenn Sie noch ein Wort sagen, rufe ich den Notstand aus.“
Das brachte ihn zum Schweigen, und auf dem Weg zurück zum Palast sprachen sie kein weiteres Wort mehr.
Dottie nahm das Abendessen allein ein und fühlte sich verlassen. Sie vertraute sich Liz an, die zu ihrer Überraschung eine besorgte Miene aufsetzte. „Sie meinen nicht, dass ich das Richtige getan habe?“, hakte Dottie nach.
„Das hängt davon ab, was Sie beabsichtigt haben. Natürlich brauchen Sie Randolph an Ihrer Seite, aber das Volk hat geglaubt … es hat gehofft …“
„Dass ich ihn heiraten würde? Und wenn ich das nicht will?“
„Dann ist es die vernünftigste Entscheidung, ihn als Diener zu behalten. Genau, was Sie getan haben.“
Entsetzt schlug Dottie sich eine Hand vor den Mund. „Als Diener? Oh nein! Das wollte ich wirklich nicht. Ich wollte ihn ehren.“
„Sie
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