Bianca Exklusiv Band 229
glauben, dass sich ein königlicher Prinz als Sekretär geehrt fühlt? Nicht, dass er noch ein königlicher Prinz wäre – oder überhaupt ein Prinz.“
„Was ist er dann? Er hat doch bestimmt irgendwelche anderen Titel.“
„Er hat sämtliche Titel verloren.“
„Und was ist mit seinem Landsitz? Den hat er doch noch.“
„Das war ein persönliches Geschenk von seinem Vater. Aber das ist alles, was ihm geblieben ist, und es ist ein sehr kleines Anwesen, nicht mehr als ein Schlupfwinkel.“ Liz musterte Dottie, bevor sie zögernd hinzufügte: „Natürlich können Sie ihn jederzeit wieder zu einem Prinzen machen. Nicht zu einem königlichen natürlich, und es würde ihn nicht zum Thronfolger machen, aber Sie könnten ihm einen Ehrentitel verleihen. Das würde ihm das Leben wesentlich erleichtern, und Ihnen auch.“
„Wieso mir?“, hakte Dottie verständnislos nach.
„Nun, als Ihr Sekretär ist es ihm versagt, bei offiziellen Staatsanlässen aufzutreten. Er könnte Ihnen also nur hinter den Kulissen helfen.“
„Aber wieso?“
„Dieser Hof ist sehr altmodisch und der Tradition verhaftet. Nur ein Titelträger darf die Monarchin in der Öffentlichkeit begleiten.“
Dottie dachte einen Moment darüber nach. „Hat er Sie gebeten, mir diesen Vorschlag zu machen?“
„Du meine Güte, natürlich nicht! Er würde niemals um eine Gefälligkeit bitten. Wenn Ihnen das nicht klar ist, dann verstehen Sie ihn überhaupt nicht.“
„Das tue ich auch nicht, und das will er auch nicht, so viel habe ich wiederum verstanden. Mist! Ich habe alles falsch gemacht. Ich werde immer alles falsch machen. Warum habe ich nicht nachgedacht?“ Sie seufzte. „Weil ich nie nachdenke. Ich bin ein Idiot. Verdammt!“
8. KAPITEL
Sobald Dottie sich entschlossen hatte, Randolph den Ehrentitel zu verleihen, arrangierte sie sehr schnell die Zeremonie, an der wenige auserwählte Mitglieder der ranghöchsten Familien teilnahmen.
Die Frauen waren in Gala gekleidet, und die Männer hatten ihre Ehrenabzeichen angelegt. Dottie trug glitzernde Diamanten aus den Kronjuwelen.
Randolph sah hervorragend aus in seiner Gala-Uniform. Sie wusste, dass die Verleihung des Titels, die für jeden anderen eine große Ehre bedeutet hätte, für ihn, dem eigentlich der Thron gebührte, eine schmerzliche Demütigung sein musste.
Mit ernster, verschlossener Miene näherte er sich dem Thron, neben dem sie stand. Er erklomm die Stufen und schaute sich vergeblich nach dem Schemel um, auf den er sich knien sollte.
Er begegnete Dotties Blick und verriet ihr seine Überraschung darüber, dass dieses Detail vergessen worden war. Dann sah er sie lächeln und beinahe unmerklich den Kopf schütteln, und er ahnte, dass es kein Versehen war. Im nächsten Moment bestätigte sie seine Vermutung, indem sie ihm die Hand reichte und ihn an ihre Seite zog.
Sie begann, die Urkunde zu verlesen, die ihm seine Position zurückgab. Er kannte den gesamten Text auswendig und wappnete sich für die Worte „unser loyaler und höchst ergebener Diener“. Es war töricht, sich so sehr an bloßen Worten zu stören nach allem, was er bereits durchgemacht hatte, aber er empfand sie als Nadelstiche.
Wie aus weiter Ferne hörte er Dottie sagen: „… unser loyaler und höchst ergebener Cousin und Freund …“
Ein erstauntes Raunen ging durch die Zuhörerschaft. Um seine Gefühle zu schonen, war sie von dem traditionellen Wortlaut der Urkunde abgewichen. Er starrte sie an, während in ihm Entsetzen mit Dankbarkeit kämpfte.
Im nächsten Moment präsentierte sie ihm einen weiteren Schock. Sie weigerte sich, ihn ihre Hand küssen zu lassen, stellte sich stattdessen auf Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Dann nahm sie seine Hand und stellte ihn mit einer ausladenden Geste dem applaudierenden Publikum vor.
Randolph spürte einen gefährlich dicken Kloß in der Kehle. Doch jetzt musste er eine Ansprache halten. Seine Selbstbeherrschung siegte. Er brachte die Worte hervor, die ihm jedoch bedeutungslos erschienen angesichts der Tatsache, dass sie noch immer seine Hand hielt.
Dann war es vollbracht. Bevor er sich abwandte und die Stufen hinunterging, drückte er Dotties Hand und spürte den Druck ihrer Finger als Antwort. Ihre Hand fühlte sich klein an in seiner großen, aber ihr Griff war überraschend kräftig.
Auf diese Weise kommunizierten sie in letzter Zeit miteinander: durch öffentliche Gesten voll unausgesprochener Emotionen, während ihre privaten Gespräche
Weitere Kostenlose Bücher