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Bianca Exklusiv Band 229

Bianca Exklusiv Band 229

Titel: Bianca Exklusiv Band 229 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Dunaway Lilian Darcy Lucy Gordon
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von Unbehagen und Verlegenheit gekennzeichnet waren.
    Alle waren sich darüber einig, dass es eine brillante Idee war, Harold zu einem Staatsbesuch einzuladen. Doch dafür brauchte Dottie einen Intensivkurs in „königlichem“ Benehmen.
    Sie, die nie im Leben an einem formellen Dinner teilgenommen hatte, musste sich mit einer Unmenge an Besteck, Tellern und Gläsern vertraut machen. Das war der leichtere Teil. Es war die Konversation, vor der ihr graute.
    „Kann ich nicht einfach nur lächeln und ‚Oh, wie interessant‘ sagen?“
    „Gewiss“, sagte Jeanie, die wegen ihres erfrischend jugendlichen und lebenslustigen Wesens von Dottie zur ersten Hofdame auserkoren worden war und ihre Pflichten sehr gewissenhaft ausübte. „Das können Sie zum Beispiel sagen, wenn Sie ein Krankenhaus besichtigen, aber für eine längere Konversation reicht das nicht. Sie müssen hin und wieder ein neues Thema anschneiden.“
    „Aber warum können das nicht die anderen tun?“
    „Weil nur Sie das Thema wechseln können.“
    „Wie bitte?“
    „Wenn die Monarchin den ganzen Abend über Spinnen reden will, dann müssen es alle anderen tun.“
    „Ich verschwinde von hier!“
    „Nur keine Angst.“
    „Angst? Ich bin in Panik“, erklärte Dottie.
    Ein weiteres verwirrendes Problem stellte für sie das königliche „Wir“ dar.
    „Sie sind nicht nur eine Person“, erklärte Randolph. „Sie vertreten den Staat und bilden eine Einheit mit ihm. Also sprechen Sie für beide.“
    „Welche beide?“
    „Für sich selbst und den Staat.“
    „Aber wenn ich eine Einheit mit dem Staat bin, handelt es sich doch nur um eins.“
    „Gewissermaßen. Aber Sie sprechen trotzdem für sich wie für den Staat.“
    „Also bin ich praktisch der Staat.“
    Zu ihrer Überraschung strahlte er. „Ausgezeichnet, Dottie. Louis XIV. hat es genau mit diesen Worten ausgedrückt. ‚L’état c’est moi‘.“
    „Warum hat er nicht Englisch gesprochen?“
    „Weil er Franzose war.“
    „Wieso reden wir eigentlich über ihn?“
    „Weil Sie dieselben Worte wie er benutzt und damit bewiesen haben, dass Sie zu den ganz großen Herrschern gehören. Denken Sie nur daran, das Wir zu benutzen, um zu zeigen, dass Sie auch für Ihr Land sprechen.“
    „Aber es klingt doch doof, wenn ich sage: ‚Wir möchten noch eine Scheibe Toast.‘ Wahrscheinlich kriege ich dann zwei.“
    Randolph schloss einen Moment lang die Augen und seufzte. „Es wird nur in der Öffentlichkeit angewendet“, erklärte er mit mühsamer Beherrschung. „‚Wir sind sehr erfreut, erklären zu können …‘ oder ‚Unser Wunsch ist es zu …‘ und so weiter.“
    „Okay. Ich versuche, es zu kapieren. Würden Sie jetzt bitte gehen? Es ist schon spät und ‚wir‘ würden gern ‚unsere‘ Fingernägel lackieren, bevor ‚wir‘ ins Bett gehen.“
    Dottie lernte nicht nur Anstandsformen, sondern interessierte sich auch für die Politik in einem Ausmaß, das ihren Ministern auf die Nerven ging.
    Sobald wie möglich machte sie ihre Drohung wahr und zitierte Enderlin zu sich, um mit ihm über die geringe Anzahl Frauen im Parlament zu diskutieren.
    „Es ist nichts dagegen zu unternehmen“, protestierte er. „Frauen bemühen sich einfach nicht um Sitze.“
    „Aber sie werden es vielleicht tun, wenn die Debatten zu vernünftigeren Zeiten und die Abstimmungen nicht zu so später Stunde stattfinden“, widersprach Dottie, die sich inzwischen sehr viel mit dem Staatswesen beschäftigt hatte. „Und wenn sie dazu ermuntert werden.“
    Verstohlen blickte Enderlin zu Randolph, der an seinem Schreibtisch saß, aber mit seinen Unterlagen beschäftigt zu sein schien. „Verstehe ich richtig, dass Sie für diese Ermunterung zu sorgen gedenken?“
    „Kann sein.“
    „Diese Interventionen wären angebrachter, nachdem Sie eine Weile hier sind.“
    „Sie meinen nach der Wahl?“, konterte sie gewitzt. „Ich weiß durchaus, dass sie noch in diesem Jahr stattfindet, und ich will vorher etwas bewirken.“
    „Derartige Angelegenheiten erfordern viel Zeit.“
    „Nicht, wenn man Verfügungsgewalt hat“, unterbrach Dottie ihn. „Wir müssen uns beeilen, wenn wir die Dinge vor der Wahl ändern wollen, aber ich weiß, dass ich mich ganz auf Sie verlassen kann. Randolph betont immer wieder, wie tüchtig Sie sind.“
    Als Enderlin sich verabschiedet hatte, sagte Randolph grimmig: „Würden Sie mich bitte aus Ihren Angriffen auf die Exekutive heraushalten? Ich will mit heiler Haut

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