Bianca Exklusiv Band 229
leere Glas aus der Hand, stellte es auf den Waschbeckenrand und schaute dann zu ihr hinüber. „Bist du schon viel gereist?“
Kit beugte sich vor und stöhnte, als sie ihren Reisepass aus der Tasche holte. Sie hatte das Gefühl, eine Gruppe Schlagzeuger würde sich gerade in ihrem Kopf austoben. „Das ist mein Dritter, und der hat auch kaum noch Platz für weitere Einreisestempel.“ Kit warf ihn Georgia zu, die ihn sich aufmerksam ansah. Zum ersten Mal seit Kit sie kannte, verschlug es Georgia die Sprache.
„Ist die Post eigentlich schon gekommen?“ Kit stand langsam auf und hoffte, dass das Aspirin bald Wirkung zeigte.
„Ja, sie liegt auf dem Tisch dort.“ Kit erblickte den großen Umschlag, ging aber zuerst langsam zum Bullauge hinüber und schaute hinaus. Sie stellte fest, dass die „Island Voyager“ im Prince George Hafen angelegt hatte. Laut ihrem Reiseführer lagen der Rawson Square und das Verkehrsamt von Nassau nur wenige Minuten entfernt.
„Ihr wollt also eine Bustour machen?“, fragte Kit, während sie sich umdrehte und den großen Umschlag vom Tisch nahm.
„Ja, wir … Wahnsinn!“, stieß Georgia atemlos hervor, als sie das große Glanzfoto sah, das Kit voller Entsetzen aus dem Umschlag holte.
Es war das Bild des Mannes, den sie am liebsten nie wieder sehen würde.
Es war Joshua Parker.
„Wahnsinn!“, rief Georgia erneut entzückt aus. „Wenn du das Foto nicht willst, kann ich es dann haben? Sieht er nicht großartig aus? Mann, hast du ein Glück.“
Mit bebenden Händen steckte Kit das Bild wieder in den Umschlag und legte ihn in den Koffer. „Hör zu, du kannst ja schon mal zu den anderen vorgehen. Ich werde in fünfzehn Minuten fertig sein und mit euch frühstücken.“
„Und danach gehen wir zu der Frage-und-Antwort-Stunde.“
Das war das Letzte, an das Kit dachte. Joshua wollte sie auf keinen Fall gegenübertreten. „Das werde ich vielleicht auslassen und mir dafür lieber den Strohmarkt in Nassau anschauen. Du kannst mir ja später davon erzählen.“
Kit wartete Georgias Antwort nicht ab, sondern ging ins Badezimmer. Sie zog sich rasch aus und stellte sich unter die Dusche. Als das warme Wasser auf sie niederprasselte, fühlte sie sich endlich besser. Während sie sich die Haare wusch, hätte sie am liebsten über die Ironie des Schicksals gelacht. Ausgerechnet Joshua Parker war ihr Interviewpartner. Woher hatte er eigentlich gestern gewusst, wo sich ihre Kabine befand? Und hatte er nicht gesagt, dass er sie überall gesucht hätte?
Warum? Wozu? Hatte er ihr denn noch nicht genug angetan? Wahrscheinlich erschien ihr Foto heute auf dem Titelbild jeder Boulevardzeitung. Ihr Vater würde nicht nur wissen, wo sie war, sondern auch mit wem sie was tat. Wie Kit ihren Vater kannte, würde er vor Wut in die Luft gehen und ihr umgehend den Auftrag wegnehmen. Wahrscheinlich hielt er gar nichts davon, dass sie ihre Interviewpartner küsste.
Was konnte sie nur tun, um den Schaden so gering wie möglich zu halten? Sie brauchte diese Story, um sich selbst und ihrem Vater zu beweisen, dass sie gut war. Sie musste ganz einfach so gut sein, dass ihr Vater gar nicht anders konnte, als den Artikel über Joshua zu veröffentlichen. Schließlich war ihr Vater Geschäftsmann und wusste, worauf es ankam. Kit hob den Kopf und ließ das Wasser über ihren Rücken laufen. Jawohl, sie würde erfolgreich sein, auch wenn sie aus Georgias Bemerkungen herausgehört hatte, dass Joshua die Presse hasste und seit Jahren kein Interview mehr gab.
Während sie sich das Shampoo aus den Haaren wusch, dachte sie über den gestrigen Abend nach. Joshua Parker hatte sie geküsst. Sogar zwei Mal. Und noch nie zuvor hatte ihr Körper so auf einen Mann reagiert. Natürlich hatten die Küsse anderer Männer auch Verlangen in ihr geweckt. Aber niemals diese glühende Leidenschaft, die Joshua mit einem einzigen Kuss entzündet hatte. Joshua. Widerwillig drehte Kit das Wasser ab, öffnete die Tür der Duschkabine und griff zum Handtuch. Nachdem sie sich rasch abgetrocknet hatte, zog sie sich an und wickelte ein Handtuch um den Kopf. Sie unterdrückte ein Gähnen und hatte kaum einen Schritt in die Kabine getan, als sie starr vor Unglauben, Entsetzen und Scham stehen blieb.
Er saß auf ihrem Bett.
„Joshua hatte keine Lust mehr zu warten“, erklärte Georgia und lächelte. „Also kam er vorbei, um sich zu vergewissern, dass wir auch kommen würden.“
„Das sehe ich.“ Kit biss sich auf die Unterlippe und
Weitere Kostenlose Bücher