Bianca Exklusiv Band 232 (German Edition)
nicht, wie er dich geliebt hat.“
Anne lächelte, seufzte und blickte zu den Bergen hinüber. „Danke für deine Hilfe …“
„Aber?“
„Aber ich bin nicht mehr die Frau, die John geliebt hat, und ich glaube nicht mehr an ein Happy End. Im Moment wäre ich zufrieden, mit John befreundet zu sein und von den Mädchen an ihrem Leben beteiligt zu werden.“
„Lieber Himmel! Was haben sie mit dir gemacht, Annie? Was ist wirklich mit dir passiert?“
Der Gedanke an die Morde ließ sie erschauern. „Ich spreche nicht mehr darüber, Mike. Es war zu … schrecklich.“
„Ach, Annie!“ Mike zog sie beschützend an sich. „Wenn John und Rachel verstehen …“
Sie wich zurück und schüttelte heftig den Kopf. „Nein, besonders nicht Rachel! Ich möchte nicht, dass einer von euch meine Albträume mit mir teilt oder Mitleid mit mir hat. Wenn ich wieder in dieser Familie akzeptiert werde, dann nur, weil ihr mich so mögt, wie ich jetzt bin.“
„Wie du willst.“ Seine Stimme war gedämpft. „Aber denk daran, dass ich für dich da bin, wenn du mich brauchst.“
„Das tue ich.“ Sie hielt seine Hand fest. „Tut mir leid wegen Irene.“
„Ja, und mir tut es schrecklich leid wegen deiner Eltern, Annie. Sie wären verdammt stolz auf dich gewesen.“
„Das hoffe ich.“ Sie drückte seine Hand. „Ich muss los.“
Als sie wegfuhr, sah sie eine Bewegung hinter dem Vorhang im ersten Stock.
Erschöpft parkte John neben dem Motel, schaltete den Motor aus, lehnte seinen Kopf gegen die Rückenlehne und schloss die Augen. Annies Besuch zog noch einmal durch seine Gedanken, bis ihn ein Klopfen am Fenster erschreckte. Annie stand neben dem Wagen und strahlte wie ein Kind, das einen Streich gespielt hatte.
„Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe!“
„Aber sicher! Ich habe nicht geschlafen, nur angestrengt nachgedacht.“
„Sei vorsichtig, John, dass du dein Gehirn nicht überanstrengst.“ Das Lachen schwand aus ihren Augen. „Wie geht es Rachel?“
„Gut. Sie ist ausgeritten. Dabei beruhigt sie sich immer.“
„Freut mich. Ist sie eine gute Reiterin?“
„Ja, und sie arbeitet auch gut auf der Ranch. Ich glaube, da Dad keine Enkelsöhne hat, will er ihr die Ranch übergeben, wenn er sich zur Ruhe setzt.“
Ein seltsamer Ausdruck glitt über Annies Gesicht. Sie räusperte sich, wurde blass, blickte zu Boden und sah John wieder an.
„Möchtest du hereinkommen?“, fragte sie, bevor er sich erkundigen konnte, was los war.
„Es ist so ein schöner Tag. Wir könnten in den Park gehen.“
„Gut. Ich hole nur meine Handtasche.“
Sie kam mit zwei Dosen Limonade wieder, stieg ein und reichte ihm eine Dose. Wortlos fuhr er auf die Main Street hinaus. Am Lindley Park stiegen sie aus und setzten sich an einen der Picknicktische. John fragte sich, wieso Annie auf einmal so nervös wirkte. Doch bevor er fragen konnte, bat sie, dass er anfing.
John stützte sich auf den Tisch. „Ich wollte dir nur von den finanziellen Vorkehrungen erzählen, die dein Dad vor seinem Tod für dich getroffen hat.“
„Er hat Vorkehrungen getroffen?“
„Ich sagte dir doch, dass er dich nie aufgegeben hat.“
„Ja, aber ich dachte nicht … ich meine, falls Geld da war, hat er es sicher den Mädchen vermacht.“
„Er hat für die Kinder gesorgt“, versicherte John. „Sie können auf jedes College gehen, und er hat ihnen große Treuhandfonds eingerichtet, die sie mit dreißig beanspruchen können. Er hat mich allerdings versprechen lassen, ihnen erst etwas davon zu sagen, wenn sie eine Weile ihren Lebensunterhalt selbst verdient haben, und ich halte das für eine gute Idee.“
„Meinst du das im Ernst?“
„Ja, und mir hat er auch eine schöne Summe hinterlassen.“
„Woher hatte er bloß soviel Geld?“, fragte Anne. „Ich weiß, dass das Immobiliengeschäft gut lief, aber unser Haus war nicht aufwendig, und er hat immer Gebrauchtwagen gekauft.“
John lachte laut auf. „So hat er das Geld zusammenbekommen, Annie, und er hat gut investiert. Er hat dir genug hinterlassen, dass du nie wieder arbeiten musst, wenn du nicht willst.“
Sie warf ihm einen ungläubigen Blick zu und riss die Augen auf, als er die Zahlen nannte.
„Himmel, er war wirklich gut, nicht wahr?“, murmelte sie. „Und wenn ich nicht zurückgekommen wäre?“
„Zehn Jahre nach seinem Tod wäre dein Treuhandfonds an die Mädchen gefallen. Wir müssen nach Billings fahren und Papiere unterschreiben. Wenn du in der Zwischenzeit ein
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