Bianca Exklusiv Band 243
zerrte sie nicht vor Gericht. Er versuchte nicht, sie zu irgendetwas zu zwingen …
„Und ich drehe mich im Kreis“, murmelte sie, denn sie war wieder dort angekommen, wo sie angefangen hatte.
Vielleicht hatte das etwas zu bedeuten. Wenn ihre Gedanken immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrten, hieß das möglicherweise, dass die erste Idee auch die richtige Idee war.
Vierzehn Monate lang war sie fest davon überzeugt gewesen, dass es für sie und Hannah das Beste war, sich von Ethan fern zu halten. Sie war sicher gewesen, dass er versuchen würde, ihr Hannah wegzunehmen, wenn sie mit ihm eine Beziehung begann und wieder beendete.
Aber was war denn das in Dunbar gewesen, wenn nicht eine Beziehung? Eine, die sie beendet hatte?
Dennoch hatte Ethan keine Anwälte geschickt, die ihr das Haus einrannten und etwas von ihr verlangten.
Vielleicht bewies das mehr, als sie dachte.
Vielleicht zeigte es, dass es unfair war, von Jason auf Ethan zu schließen, nur weil sie beide reich und mächtig waren.
Sie versuchte, sie objektiv miteinander zu vergleichen.
Es gab Unterschiede zwischen ihnen. Als Menschen. Als Männer. Gewichtige Unterschiede sogar.
Jason war egoistisch, Ethan alles andere als das. Jason war unaufmerksam und gefühllos, Ethan rücksichtsvoll und leidenschaftlich. Jason erwartete, dass man ihn umsorgte, Ethan dagegen kümmerte sich um andere Menschen. Jason nutzte sein Geld und seine Macht als Waffe, Ethan setzte sie ein, um zu helfen.
Und wo Jason auf Rache sann, war Ethan stark genug, darauf zu verzichten …
Wenn man Jason also misstrauen musste, konnte man Ethan vielleicht vertrauen …
Paris wollte es glauben. Sie wollte es so sehr.
Denn irgendwann im Laufe der vergangenen Tage war ihr bewusst geworden, dass ihre Gefühle für Ethan ganz anders waren als das, was sie für Jason empfunden hatte. Sie waren viel tiefer. Viel stärker.
Zu tief und zu stark, um sie noch länger zu unterdrücken.
Ja, genau das hatte sie versucht. Sie hatte sich so heftig gegen sie gewehrt, wie sie sich noch nie gegen etwas gewehrt hatte. Aber es hatte nichts geändert. Die Gefühle waren noch immer da, und sie konnte nichts gegen sie unternehmen.
Gefühle, die sie dazu brachten, Ethan zu wollen, mit ihm zusammen sein zu wollen. Mit einem Mal schien sie keine andere Wahl zu haben, als ihm zu vertrauen und alles zu tun, damit sie gemeinsam glücklich wurden.
Denn wenn sie das nicht tat, würde sie mit dem fortfahren, was Aiden ihr vorgeworfen hatte. Sie würde sich von der Vergangenheit daran hindern lassen, Ethan zu bekommen. Sie würde Hannah ihren Vater vorenthalten, weil ein anderer Mann ihre Mutter enttäuscht hatte.
Und das war ein sehr hoher Preis. Ein zu hoher Preis. Zumal sie ihn zahlte, um vor einem Mann sicher zu sein, den sie offenbar falsch beurteilt hatte. Ein Mann, der für Hannah und sie keine Gefahr darstellte.
Ein Mann, ohne den sie vielleicht nie richtig glücklich sein würde …
Also nahm Paris ihre Ängste, Zweifel und Vorurteile und legte sie ab – wie ein Kleidungsstück, aus dem sie herausgewachsen war.
Es erwies sich als viel einfacher, als sie angenommen hatte.
Und nachdem sie es geschafft hatte, fühlte sie sich frei.
Frei, das zu tun, was ihr Herz sich mehr als alles andere wünschte: zu Ethan zu gehen.
Zu Ethan, der ihr hoffentlich verzeihen würde, dass sie ihm vierzehn Monate seine Tochter vorenthalten hatte.
Ethan, der vielleicht zu der Erkenntnis gekommen war, dass er doch eine Familie wollte …
11. KAPITEL
Natürlich hätte Paris’ Wagen zu schlimmeren Zeitpunkten eine Panne haben können als an diesem Abend, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, auf der Fahrt zu Ethans Haus in Cherry Creek.
Aber es gab nicht sehr viel schlimmere Momente.
Jedenfalls fielen ihr kaum welche ein, als unter der Motorhaube das inzwischen allzu vertraute Stottern einsetzte und sie am Straßenrand anhielt. „Nein! Nein! Nein!“, schrie sie aus vollem Hals.
Und dann ging der Motor aus. So, als würde er nie wieder anspringen.
„Tu mir das nicht an“, sagte sie zu dem Wagen, als würde er sie verstehen. Sie drehte den Zündschlüssel und pumpte mit dem Gaspedal, als würde er sich dadurch erweichen lassen und sie doch noch zu Ethan bringen.
Doch das tat er nicht.
Der Wagen stand einfach nur da und gab keinen Laut mehr von sich.
Sie versuchte es immer wieder, aber es nützte nichts. Das tat es im Grunde nie, wenn der Wagen den Geist aufgab.
„Und was jetzt?“, rief sie und
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