Bianca Exklusiv Band 243
Stiefel verbargen zwar ihre Beine, doch die aprikosenfarbene Seidenbluse war am Hals ausgeschnitten und entblößte die zarte helle Haut über den Brüsten. Wie andere Frauen der Südstaaten schützte sie sich vor der Sonne, und das zahlte sich bei ihr aus. Ihre Haut war glatt wie Satin. Mehrmals hatte er sich schon gefragt, ob das auch auf jene Teile ihres Körpers zutraf, die er nicht zu sehen bekam.
Nicht nur ihr Aussehen fesselte ihn. Bisher war sie nicht so lebhaft und an ihrer Umgebung interessiert gewesen. Sie freute sich dermaßen, dass er ein schlechtes Gewissen bekam, weil er sie nicht schon früher ausgeführt hatte. Obwohl er sich den Grund nicht erklären konnte, sollte sie während ihrer Ehe glücklich sein.
„Wie lange ist es schon her, dass du aus warst?“, fragte er beiläufig.
„Ungefähr drei Jahre. Genau weiß ich es nicht mehr. Warum?“
„Einfach so. Ich dachte nur, dass du nach dem Schlaganfall deiner Mutter wahrscheinlich nicht mehr oft fort warst.“
Das Lächeln schwand aus ihrem Gesicht. „Ich ließ sie mit einer Pflegerin nur allein, wenn es nötig war.“
„Deine Mutter war über zwei Jahre behindert. Du warst lange gefesselt.“
„Ich war nicht gefesselt, sondern habe das College beendet“, widersprach sie.
Aber sie war bestimmt nicht oft mit einem Mann ausgegangen, sonst wäre sie keine Jungfrau mehr. „Nach unserer Hochzeit hat deine Freundin Amelia erwähnt, dass du Arbeit als Buchhalterin suchst. Ist das deine Absicht?“
„Ich habe immer gern mit Zahlen gearbeitet. Und ich wollte nie auf Belle Rouge untätig herumsitzen. Nach dem Schlaganfall meiner Mutter war es allerdings schon schwierig genug, das College abzuschließen. Ich musste meinen Plan, mir eine Stelle als Buchhalterin zu suchen, aufschieben. Zuerst wollte ich als Selbstständige arbeiten, doch Moms Gesundheit war dermaßen angegriffen, dass ich keine Verpflichtungen einging, die ich vielleicht doch nicht halten konnte. Also habe ich auch das verschoben.“
Logan hörte deutlich die Enttäuschung in ihrer Stimme. Für sie war ein eigener Beruf offenbar sehr wichtig. Und das überraschte ihn. Früher war er überzeugt gewesen, Nicole wäre damit zufrieden, von den Einkünften von Belle Rouge zu leben. Nun stellte sich immer klarer heraus, dass sie nicht so war, wie er gedacht hatte. Sie war stark und stolz.
„Du hast jetzt noch nicht nach Arbeit gesucht?“
„Nein, noch nicht“, erwiderte sie. „Ich fange nicht bei einer Firma an, kündige und ziehe um. Damit warte ich, bis die sechs Monate auf Belle Rouge um sich. Erst dann treffe ich endgültige Entscheidungen. Außerdem habe ich keine Berufserfahrung. Wahrscheinlich muss ich in eine größere Stadt ziehen, um etwas zu finden.“
Sie hatte also keine festen Pläne für die Zeit nach der Ehe. Das erleichterte Logan. Es gefiel ihm nicht, dass sie in eine Großstadt zog, in der alle möglichen Gefahren drohten und er sie nicht wieder sah.
„Eigentlich musst du gar nicht arbeiten, wenn du nicht willst, Nicole. Das Geld für deine Anteile an Belle Rouge reicht bequem. Du musst es nur geschickt anlegen.“
„Ich soll nicht arbeiten, Logan? Ich muss etwas Sinnvolles machen, um glücklich zu sein.“
Zuerst zuckte er die Schultern, und dann sagte er auf unvermittelt: „Ehefrau und Mutter zu sein, ist sehr sinnvoll.“
Früher hatte Nicole sich das mehr als alles andere gewünscht. Sie war ohne Vater und Geschwister aufgewachsen und hatte sich daher stets nach einer eigenen Familie gesehnt. Doch seit der Demütigung durch Bryce betrachtete sie das Leben und vor allem die Männer mit anderen Augen.
Ihr Vater war verschwunden und hatte ihre Mutter nicht geheiratet. Ihren Stiefvater hatte Nicole zwar geliebt, doch Lyle hatte seine dem Alkohol verfallene Ehefrau betrogen und seine Geliebte geheiratet. Logan hatte seinen Vater zehn Jahre lang im Stich gelassen und sie und Simone ignoriert. Bryce hatte ihr geschworen, sie für immer zu lieben, und war danach ebenfalls verschwunden. Für Nicole stand fest, dass man sich auf Männer nicht verlassen konnte. Das durfte sie nie vergessen.
„Um Ehefrau und Mutter zu sein, braucht man einen Ehemann“, erwiderte sie gepresst. „Und ich will keinen.“
„Niemals?“, fragte Logan.
Sie blickte aus dem Fenster. „Nein.“
„Aber du bist erst zweiundzwanzig“, hielt er ihr vor.
„Du warst auch einmal zweiundzwanzig“, entgegnete sie. „Und du bist trotzdem mit keiner Frau zusammen.“
„Ich habe
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