Bianca Exklusiv Band 87
sie sich auf dem Rückweg nach London befinden und Mr. Nicholas James nie wieder sehen.
Ihr Blick ruhte auf seinem Nacken, dort, wo eine schwarze Locke seinen Hals berührte.
Erschrocken stellte sie fest, wie gerne sie diese Locke um ihren Finger gewickelt hätte, und blickte schnell wieder auf das Armaturenbrett.
Dann geschahen plötzlich mehrere Dinge gleichzeitig. Eine rote Lampe blinkte auf, verlosch kurz und brannte dann weiter. Dany hörte ihn leise fluchen und sah ihn dann den Steuerknüppel herumreißen. Mit einem Mal drang dichter Rauch ins Cockpit, und das Flugzeug ging steil nach unten. Dany erstarrte und klammerte sich an ihrem Sitz fest.
Während Nicholas mit den Kontrollinstrumenten hantierte, näherten sie sich dem dichten grünen Wald in rasender Geschwindigkeit.
Die Zweige, die den Rumpf streiften, erzeugten ein hässliches, kratzendes Geräusch. Dann schien sich die Welt zu drehen, und nach einem letzten, scharfen Ruck kam die Maschine im spitzen Winkel nach vorne gebeugt zum Stehen.
Halb bewusstlos lehnte sich Dany zurück und atmete heftig. Alles drehte sich um sie. Dann bemerkte sie undeutlich, wie sich jemand über sie beugte und ihren Kopf anhob.
„Dany, ist alles in Ordnung?” Nicholas’ Stimme klang rau.
„Ich … ich glaube schon.” Vorsichtig bewegte sie Arme und Beine und stellte fest, dass sie wie durch ein Wunder unverletzt und noch am Leben war. „Was ist passiert?”
„Der Motor hat Feuer gefangen - und die Maschine besaß nur einen”, erwiderte er trocken.
„Los - bewegen Sie sich.”
„Nein - ich kann nicht”, flüsterte sie, als er ihren Gurt löste.
„Doch. Wenn sich in den Tanks noch Treibstoff befindet, könnten wir jeden Moment in die Luft fliegen.”
Er öffnete die Tür und zog sie mit sich auf den kläglichen Rest der Tragfläche. Dann sprang er auf die Erde und hob sie herunter. Einen Augenblick lag sie in seinen Armen, die sie sicher hielten, dann ließ er sie los und zog sie an der Hand vom Rumpf weg.
Sie befanden sich auf einer kleinen Lichtung am Ufer eines Flusses. Die Spitze des Flugzeugs war tief im Schlamm vergraben. Rundherum ragten hohe Bäume dunkel in den Himmel. Wenn sie dort abgestürzt wären …
Dany sah Nicholas erschrocken an. „Sie … Sie haben mir das Leben gerettet.” Sie biss sich auf die Lippe und presste die Hände vor das kalkweiße Gesicht. Einen Augenblick lang glaubte sie, seine Hand zu spüren, die ihr sanft über das Haar strich, doch als sie seine sarkastische Stimme hörte, war sie sicher, dass sie sich getäuscht hatte.
„Ihr Leben, Schätzchen? Ich war vollauf damit beschäftigt, mein eigenes zu retten. Und nun beruhigen Sie sich. Ich werde mir inzwischen den Schaden ansehen.” Aus seiner Hosentasche zog er eine flache Taschenlampe heraus.
Dany konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und setzte sich ans Flussufer. Sie beobachtete, wie er langsam das Flugzeug ableuchtete. Schließlich kam er zu ihr herüber und richtete den Lichtstrahl auf ihr Gesicht, bis sie leise protestierte. Als er die Lampe ausknipste, war es ringsum dunkel. Nur das Wasser des Flusses schimmerte leicht.
„Wir hatten Glück”, bemerkte Nicholas knapp.
Glück! Dany fühlte hysterisches Lachen in sich aufsteigen, unterdrückte es aber.
„Bei unserer Landung wurden beide Tragflächen halb abgerissen, deshalb waren die Tanks fast leer. Sonst…”
Er sprach nicht weiter, und ihr wurde übel, als sie daran dachte, was beinahe geschehen wäre.
„Sie können die Maschine doch reparieren?”
Er lachte humorlos. „Ihr Vertrauen in mich ist rührend, Schätzchen. Selbst wenn ich es könnte, was sollten wir als Treibstoff verwenden? Flusswasser?”
„Es tut mir Leid, das war dumm von mir.”
„Ach wirklich? Das ist nichts Neues.”
„Ja, Sie haben Recht”, sagte sie zerknirscht. „Ich - ich kann mich nur einfach nicht konzentrieren.” Ihr war immer noch schwindlig, und die vielen Geräusche der Nacht um sie herum schwirrten in ihrem Kopf. „Was tun wir denn jetzt?”
Plötzlich schlugen ihre Zähne aufeinander, und sie konnte kaum sprechen. Als sie ein Rascheln im Gebüsch hörte, dachte sie unwillkürlich an einen Jaguar auf der Jagd. Mühsam erhob sie sich. „Hier gefällt es mir nicht.”
„Haben Sie nicht erst gestern dem Schurken Somers erzählt, wie sehr Sie sich darauf freuen, den wirklichen Urwald kennen zu lernen?”
„Ach, verflixt, hören Sie doch damit auf!” Sie trat nach einem Grasbüschel und
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