Bianca Exklusiv Band 87
Entwürfen für Reden und Ansprachen konnte sie sich die Miete für ihr kleines Apartment, das ihr gleichzeitig als Büro diente, sowie eine einigermaßen regelmäßige Verpflegung leisten. Jetzt war sie dankbar für die freie Zeitplanung, die ihr ihr Job ermöglichte.
„Natürlich lässt mir meine Arbeit auch die Freiheit, überhaupt kein Geld zu verdienen”, murmelte sie düster. Doch das war jetzt nicht wichtig. Sie hatte sich etwas Geld für Notfälle auf die Seite gelegt, und wenn sie zurückkam, konnte sie ihre Kontakte wieder aufnehmen.
Zuerst rief sie einen Kongressabgeordneten an, für den sie an einer Rede gearbeitet hatte. Er war wenig erfreut über die Nachricht, dass sie den Auftrag nicht zu Ende bringen konnte, doch sie verwies ihn an einen ihrer Kollegen.
Dann ein Anruf bei einem Verleger, dessen Text sie gerade heute Morgen erhalten hatte und nun nicht redigieren konnte. Bei einem Artikel für eine Frauenzeitschrift erreichte sie eine Verlängerung des Abgabetermins. Danach stellte sie einige Schecks über noch ausstehende Rechnungen aus und verschickte sie. Schließlich begann sie mit dem Packen.
Eimer lief ihr ständig zwischen den Füßen herum, als ob er ahnte, dass dramatische Ereignisse bald die ruhige Routine seines Hundelebens stören würden.
Es war Abend geworden. Lindas Mitbewohnerin, Cima Layne, kam nach Hause. Die große junge Frau blieb im Türrahmen zum Schlafzimmer stehen und starrte auf die Koffer und die im ganzen Zimmer verstreuten Kleidungsstücke. „Du lieber Himmel, was hast du denn vor?”
Linda setzte sich auf den Bettrand, sie fühlte sich schwach und elend. „Es ist wegen meines Bruders - Roy. Er hat einen Unfall gehabt…” Die Tränen brannten in ihren Augen.
„Mein Gott”, stieß Cima aus. Mit zwei großen Schritten war sie bei Linda und setzte sich neben sie. Sie hielt Lindas Hand und ließ sich von dem Telefonanruf und Lindas Plan, dorthin zu fliegen, berichten.
Während sie erzählte, wurde sie sich bewusst, dass sie nicht besonders zusammenhängend sprach. „Tut mir Leid, Cima. Ich bin so durcheinander. Aber den ganzen Tag drehe ich mich im Kreis und versuche, alle Sachen noch in Ordnung zu bringen.”
„Und wahrscheinlich hast du den ganzen Tag nicht einen Bissen gegessen?”
„Ehrlich gesagt, nein.” Erst jetzt fiel ihr das auf. „Vielleicht fühl’ ich mich deshalb so mies.”
„Das würde mich nicht wundern. Los, komm.”
Cima zog sie an der Hand in die winzige Küche, drückte sie auf einen Stuhl und wärmte den hausgemachten Eintopf auf. Eimer sprang an ihr hoch und versuchte, auch auf seinen Hunger aufmerksam zu machen. Bewundernd beobachtete Linda die flinken Handgriffe der großen schwarzhaarigen Frau.
Cima Layne war der Typ Frau, den man sich als Präsentierstück im Nerz am Arm eines reichen Mannes vorstellen konnte: endlose Beine, schmale Hüften, große, schwarze Augen in einem makellosen Gesicht. Ein solches Wesen erfahren in der Küche hantieren zu sehen, war für Linda immer noch unbegreiflich. Cimas Aussehen und ihr Charakter passten nicht zusammen: Sie war eine ausgezeichnete Köchin, ging regelmäßig zur Kirche, trank und rauchte nicht. Ihr Aussehen hingegen ließ in ihr die „Femme fatale” vermuten. Als ob sie die Gegensätze noch stärker herausheben wollte, hatte sie im letzten Jahr eine Rolle in einer Fernsehserie übernommen, die ganz ihrem Aussehen entsprach. Die beiden Frauen hatten oft darüber gelacht.
„Wo lebt dein Bruder eigentlich?” Cima stellte einen dampfenden Teller vor Linda hin.
„In einer kleinen Stadt an der Westküste Floridas - in Palmetto. Es ist eines von diesen kleinen, fast vergessenen Nestern. Roy bringt dort die Kleinstadtzeitung heraus, die er von unserem Großvater übernommen hat.”
„Du sollst die Suppe essen, nicht nur angucken!”
Linda gehorchte. Sie war köstlich, wie alles, was Cima zubereitete.
„Hier, nimm ein Stück selbst gebackenes Brot dazu. Du siehst aus, als könntest du etwas Nahrung vertragen.” Cima gab ihr eine Scheibe Brot und schüttete dann Trockenfutter in den Hundenapf, was Eimer ihr mit einem erfreuten Bellen dankte.
Linda fühlte, wie die Suppe ihren übermüdeten Körper wärmte.
„Roy und Linda haben zwei sechsjährige Jungen — Zwillinge. Wie sollen sie das schaffen, wenn Roy im Krankenhaus liegt? Die kleine Zeitung reicht gerade zum Leben.”
„Jetzt fahr’ erst einmal ‘runter. So schlimm wird’s schon nicht werden. Komm, ich helf dir
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