Bianca Exklusiv Band 87
von einem Mann, doch die langsame Art, mit der er sie genau studierte, als ob sie eine Ware sei, missfiel ihr aufs Schärfste.
„Na ja”, sagte er endlich, „Sie und Roy sehen sich natürlich auch sehr ähnlich.”
„Natürlich”, erwiderte sie kühl. „Wir sind Zwillinge.”
„Ich weiß.”
Sie erwartete weitere Ausführungen von ihm, doch er sagte nichts mehr. Offensichtlich musste man jede Information mühevoll aus diesem Mann herausziehen. Nach der schlaflosen Nacht und den Anstrengungen wusste sie nicht, ob sie so viel Energie aufbringen wollte. „Sie kennen Roy und Frances schon lange?”
Er zuckte kaum merklich mit den Schultern.
„Ich nehme an, Sie sind gut mit ihnen befreundet, wenn Sie sich anbieten, den ganzen Weg hierher zu fahren, um mich abzuholen?”
Er nickte nur. „Sollten wir nicht Ihre Koffer abholen?”
Eine sehr unmissverständliche Art, die Konversation zu beenden, dachte Linda. „Ja”, antwortete sie knapp und hob ihr Handgepäck auf.
Sie gingen zur Gepäckabfertigung. Linda schritt ungeduldig vor Trevor Messano auf das metallene Laufband zu. Gerade hatte sie ihre beiden Taschen erblickt und streckte sich, um sie von dem Band herunterzuheben, doch zwei starke, sonnengebräunte Hände waren schneller. Während Messano nach den Taschen griff, streiften seine Finger ihre Hand. Die Berührung verwirrte sie. Sie spürte einen elektrisierenden Schlag. Einige Sekunden stand sie dicht neben ihm, so dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte. Sie nahm seinen männlichen Geruch wahr. Diese Nähe rief in ihr etwas hervor, das sie unruhig werden ließ.
Ihre Gedanken schwirrten durcheinander, ihre Knie wurden weich und ihr Gesicht brannte.
Sie trat einen Schritt zurück und starrte mit großen Augen auf ihn. Welche Abläufe waren da in ihrem Innern in Gang gesetzt worden?
Sie wusste, dass man sich von einem Menschen des anderen Geschlechts durch einen Blick, eine Geste angezogen fühlen konnte, dass dies eine animalische Kraft wachrütteln konnte. Meist blieb es jedoch nur bei einem kurzen Augenblick, und als zivilisierter Mensch verbannte man diesen Gedanken sofort aus dem Bewusstsein.
Warum dieser Mann? Warum in dieser Situation? Sie war wütend auf sich. Trevor Messano war unfreundlich, kalt und schroff. Sicher war er nur aus Pflichtgefühl hierher gekommen. Warum hatte Frances gerade ihn gefragt? Wahrscheinlich war kein anderer da gewesen.
Auf jeden Fall - diese jähe Welle von physischer Anziehung war nur mit einem Anflug von temporärem Schwachsinn zu erklären. Sie versuchte sich selbst zu beruhigen und sagte sich, dass es nur an der Übermüdung und dem Stress liegen konnte, den sie in den letzten Stunden durchgemacht hatte.
Sie vermied es, ihn anzusehen und hielt dem uniformierten Angestellten ihre Gepäckkarte hin, der die Taschen kontrollierte und sie dann durchwinkte.
Sie folgte Messano auf dem Weg zur Garage. Sie war nicht überrascht, als sich herausstellte, dass er einen rostigen Lieferwagen fuhr.
Ohne große Vorsicht warf er ihre Koffer auf die Ladefläche und schloss die Türen auf. Sie fragte sich, warum er sich die Mühe machte, den Wagen abzuschließen. Wer würde dieses Vehikel stehlen wollen?
Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und suchte nach einer Stelle auf dem zerrissenen Bezug, an der ihre Strümpfe nicht hängen bleiben würden.
Der Wagen startete mit brüllendem Geschepper. Das Geräusch wurde schließlich zu einem gleichmäßigen Poltern, und nachdem Messano kraftvoll den Gang eingelegt hatte, bewegte der Wagen sich langsam rückwärts aus dem Parkplatz hinaus. Linda fühlte ihren Blick magnetisch zu den starken braunen Händen hingezogen, die. auf dem Steuer lagen, und wieder spürte sie dieses elektrisierende Gefühl, das ihr Schauer durch den ganzen Körper jagte. Mit rotem Kopf wandte sie sich ab.
Schließlich fuhren sie aus der dunklen Garage in das gleißende Sonnenlicht Miamis hinaus. Es war März, und noch vor wenigen Stunden war sie durch den New Yorker Schneematsch gelaufen. Jetzt kurbelte sie das Fenster hinunter und freute sich an der halbtropischen morgendlichen Brise.
„Ich bin erstaunt, wie spanisch Miami geworden ist”, setzte sie an. „Als ich aus dem Flugzeug stieg, hab’ ich einen Moment lang gedacht, ich sei in Südamerika.”
Er nickte. „Miami ist fast schon eine kubanische Kolonie. Sogar die Straßen werden auf spanische Namen umgetauft.”
Die Autobahn, auf der sie jetzt fuhren, würde sie durch die
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