Bianca Exklusiv Band 87
Einen Moment lang hatte sie das ungute Gefühl, das falsche Flugzeug erwischt zu haben und irgendwo in Südamerika gelandet zu sein. Sie ging an den langen Sitzreihen vorbei und sah schließlich eine Imbissbar. Sie brauchte jetzt einen Kaffee, bevor sie sich um ihr Gepäck und den Leihwagen kümmern wollte. Sie setzte sich an die Theke und bestellte. Erstaunt blickte sie auf die winzige Tasse, die vor sie hingestellt wurde. Bevor sie noch eine Bemerkung machen konnte, hatte sich die Bedienung schon wieder anderen Kunden zugewandt und sprach angeregt in Spanisch mit ihnen.
Linda resignierte, nahm einen kräftigen Schluck und verschluckte sich prompt. Sie rang nach Luft, Tränen traten ihr in die Augen. Die gesamte Aufmerksamkeit der Umsitzenden richtete sich auf sie.
Die Bedienung eilte ihr mit einem Glas Wasser zu Hilfe. „Señorita, das ist kubanischer Kaffee”, erklärte sie matronenhaft. „Sehr stark. Sie müssen langsam trinken, nippen, nicht schnell trinken wie amerikanischen Kaffee. Verstehen Sie?”
„Haben Sie keinen amerikanischen Kaffee?” fragte Linda, immer noch nach Luft ringend.
„Nicht hier im Miami-Flughafen”, lächelte die Bedienung. „Sehen Sie, wir haben hier viele kubanische Spezialitäten. Möchten Sie probieren?”
Linda suchte sich ein Stück Kuchen aus. Es war sehr süß, aber köstlich. Und sie machte ihren zweiten, diesmal vorsichtigen Versuch mit dem Kaffee.
Dies war der Punkt, an dem Trevor Messano sie ansprach. Sie schaute den Mann intensiv an, dessen bloße Anwesenheit sie so überwältigte. Sie spürte, dass hier ein Einfluss auftrat, der ihr ganzes Leben verändern sollte. Es war ein beunruhigendes, ja beängstigendes Gefühl, eigentlich mehr eine Ahnung als ein Gefühl.
Linda fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die plötzlich wie ausgetrocknet waren. Sie musste sich fast mit Gewalt von diesem hypnotisierenden Blick losmachen. Ihre Antwort klang barsch, gerade so, als ob sie sich verteidigen müsse: „Ja, ich bin Linda MacTavish. Und wer sind Sie? Woher kennen Sie mich?”
„Mein Name ist Trevor Messano. Ihre Schwägerin hat mich gebeten, Sie hier abzuholen und nach Palmetto zu bringen.”
2. KAPITEL
Linda brauchte einen Moment, um sich mit diesem neuen Umstand einzurichten. Ihr Misstrauen wandelte sich in eine Mischung aus Erleichterung und Neugier. Sie fühlte sich sogar etwas geschmeichelt und gewann ihr Selbstbewusstsein zurück. „Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr. Messano. Ich wusste nicht … ich meine, Frances hat mir nicht gesagt, dass Sie hier sein werden.” Dann fragte sie: „Wie geht es meinem Bruder?”
Messano zuckte die Schultern. „Ich nehme an, den Umständen entsprechend. Sie haben ihn in ein Einzelzimmer verlegt.”
„Ja, das hat Frances mir gestern Abend erzählt. Weiß man inzwischen, wie schwer seine Verletzungen sind?”
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Als ich heute Morgen mit Mrs. MacTavish gesprochen habe, hatte sie die Ärzte noch nicht gesehen.”
Mit Sicherheit der gesprächigste Mann, den ich seit langem getroffen habe, dachte Linda ungeduldig. Stille breitete sich aus. Die eisige Zurückhaltung, die Trevor Messano ausstrahlte, ließ in Linda ein unbehagliches Gefühl und Ärger hochsteigen. War er wütend, dass er den ganzen Weg hatte hierher fahren müssen, um sie abzuholen? Wenn ja, warum hatte er nicht einfach Nein gesagt?
Die MacTavishes waren entgegen der landläufigen Meinung keine wortkargen Schotten, und Linda lernte gern Leute kennen. Sie machte einen neuerlichen Versuch, Messano zu einem Gespräch zu bewegen. „Wie haben Sie mich denn erkannt? Wir haben uns doch nie vorher gesehen.”
„Das war nicht schwierig. Es gibt nicht viele blonde Frauen auf dem Miami-Flughafen.”
Hatte sie es sich nur eingebildet, oder war tatsächlich ein Funke von Amüsiertheit in seinen Augen aufgeblitzt?
„Das stimmt allerdings. Bis jetzt habe ich nur dunkle Typen gesehen. Trotzdem, es hätte doch noch eine andere Frau mit blonden Haaren da sein können. Sie schienen sich sehr sicher, als Sie mich ansprachen.”
Sein Blick wanderte über ihr Haar zu ihrem Gesicht. Sie fühlte, wie Wärme in ihre Wangen strömte. Mit plötzlichem Ärger fragte sie sich, ob er wohl auf ihre Sommersprossen starrte, die seit ihrer Jugend ein Gräuel für sie waren. Er schaute weiter an ihrem Körper mit den wohlgeformten Rundungen hinab. Ihre Wangen wurden heiß und ihre Abneigung wuchs.
Sie hatte nichts gegen einen anerkennenden Blick
Weitere Kostenlose Bücher