Bianca Exklusiv Band 87
zu lernen, Rachel. Ich bin sicher, wir werden gut miteinander auskommen.” Was ich von unserem Redakteur nicht behaupten kann, dachte sie bei sich.
Als Nächstem wurde sie Jake Tarson vorgestellt, dem Sportredakteur. Er war ein aufgeschlossener Mittvierziger, dem ständig ein Bleistift hinter dem Ohr steckte. Als ausgesprochener Filmfan schrieb er neben dem Sportteil häufig Kolumnen über Stars, Regisseure und Stuntleute. Außerdem schrieb er über die Geschichte der Gegend, über interessante Leute mit ungewöhnlichen Hobbys und die neuesten Ereignisse. Sein freundliches, jungenhaftes Grinsen und seine Offenheit nahmen Linda sofort für ihn ein.
Linda war amüsiert über Gladys Tindell, ein dünner, nervöser Blaustrumpf, immer überkorrekt gekleidet. Neben der Gesellschaftskolumne, für die sie zuständig war, verarbeitete sie die Nachrichten aus den umliegenden Städten.
Dagegen war ihr erster Eindruck von Patrick Hörne nicht der beste. Patrick war Werbefachmann und besaß die glatte Extrovertiertheit, die jedem Werbemann anhaftet. Aber sie glaubte in seinem strahlenden Lächeln kalkulierende Falschheit erkennen zu können. Sie erinnerte sich daran, wie wichtig seine Position für den Erfolg der Zeitung war. Sie sollte mit einer Beurteilung warten, bis sie ihn besser kannte.
Nachdem sie alle kennen gelernt hatte, die sich mit der redaktionellen Seite der Zeitung beschäftigten, gingen Trevor und sie nach unten, wo sie die anderen Angestellten traf, die die Technik bedienten. Man benutzte hier noch riesige alte Druckerpressen, die einen unglaublichen Lärm veranstalteten. Der Geruch von Schmieröl, Druckerschwärze und Staub lag in der Luft.
Linda rümpfte die Nase. „Mich wundert es, dass Roy immer noch mit Großvaters alten Pressen arbeitet. Ich hätte gedacht, dass er mittlerweile auf Offsetdruck umgestiegen ist.”
„Das ist wohl eher eine ökonomische Frage”, sagte Trevor. „Vielleicht werden wir mit einem neuen Verleger mehr verdienen und uns moderne Geräte, die nicht immer zur falschen Zeit streiken, anschaffen können.”
Linda warf ihm einen vernichtenden Blick zu und versuchte vergeblich herauszufinden, ob er sarkastisch war.
„Auf Wiedersehen, Mr. Messano. Danke für die Führung. Ich werde morgen in Roys Büro kommen.”
Er schaute sie intensiv an. „Ich dachte, wir hätten uns auf Vornamen geeinigt.”
„Stimmt … Trevor.”
Er geleitete sie bis zur Tür. Dann ging er mit wütenden Schritten in sein Büro zurück, warf die Tür hinter sich zu und stieß einen lauten Fluch aus. Als ob die Dinge nicht schon schlecht genug ständen! Erst diese Bauspekulanten, die die Landschaft verschandeln wollten, dann Roys Unfall, und nun diese junge Städterin! Einen Abschluss in Journalismus! Der würde ihr in der Praxis nicht viel nutzen. Die Existenz der Zeitung hing an einem seidenen Faden. Was war nur in Roy gefahren, dass er seine unerfahrene Schwester zum Verleger machte?
Er starrte aus dem Fenster. Linda überquerte gerade die Straße. Er musste trotz seiner Wut zugeben, dass sie sehr attraktiv war. Sie hatte eine umwerfende Figur, die durch ihre Kleidung nur noch betont wurde. Aber diese funkelnden grünen Augen und das blonde Haar waren eindeutige Warnsignale. „Lass dich nie mit einer blonden Frau ein”, hatte ihn ein Freund einmal gewarnt. Diese hier hatte offensichtlich den sturen Dickschädel der MacTavishes.
Als sie in den Wagen stieg, bemerkte er, wie sich ihr Rock eng um ihre Schenkel legte. In seiner Fantasie fühlte er ihre Schenkel sich an ihn schmiegen. Natürlich war es möglich, einer Frau ablehnend gegenüberzustehen, sie aber körperlich anziehend zu finden.
Ärgerlich riss er sich zusammen. Diese Frau würde die Zeitung einiges kosten. Es stand viel auf dem Spiel. Er versuchte objektiv zu bleiben. Er hatte Roy viel zu verdanken und Roy brauchte zumindest eine Person, die genügend von Zeitungsarbeit verstand. Außerdem war es auch für ihn, Trevor, eine wirtschaftliche Frage. Zu dem jetzigen Zeitpunkt konnte er sich keine unüberlegten Handlungen leisten. Auch wenn Linda ihn zur Weißglut brachte - es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als die Zähne zusammenzubeißen und zu versuchen, das Schlimmste zu verhindern.
Seine Augen wanderten über die Dächer zum Horizont, dort, wo die Everglades begannen. Unruhe überkam ihn, für kurze Zeit vergaß er die banalen Konflikte seines zivilisierten Lebens, eines Lebens, das ihm aufgezwungen worden war …
6.
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