Bianca Exklusiv Band 87
Roys Angebot angenommen hätte, nur um Messano von seinem hohen Ross herunterzuholen. „Ich würde dem Vorschlag nicht zustimmen, wenn ich nicht sicher wäre, dass ich diese Arbeit gut erledigen werde.” Ihre Stimme war schneidend.
Er zuckte die Schultern. „Bitte. Ganz wie Sie wünschen.”
Sie merkte plötzlich, wie delikat die Situation war. Sie versuchte seine Augen zu ergründen. Sein männliches Ego musste einen Schlag erlitten haben. Während des letzten Jahres hatte er nach Roy das Sagen gehabt. Eigentlich hätte er als leitender Redakteur die Zeitung übernehmen sollen, so lange bis Roy wieder gesund war. Es musste ihm bitter aufstoßen, dass eine unerfahrene, junge Frau nun sein Chef sein sollte.
Was, wenn er einfach kündigte? Ob Roy daran gedacht hatte? Sie war von der Aufmachung des „Clarion” beeindruckt gewesen, er konnte neben jeder Tageszeitung bestehen. Ein solcher Redakteur würde schwer zu finden sein.
Trotzdem, keiner war unersetzlich. Sie fasste den Entschluss, klar und offen mit ihm zu reden. „Mr. Messano, ich weiß, Sie mögen mich nicht besonders. Und ich verstehe Ihre Abneigung. Mir geht es darum, meiner Familie zu helfen und sicherzustellen, dass der ‚Clarion’ trotz Roys Ausfall weitergeht. Seien Sie offen zu mir - wenn ich als Verleger übernehme, kündigen Sie dann?” wollte sie wissen.
Wie ein Blitz schleuderte er ihr seine schwarzen Augen entgegen und schaute sie direkt an, seine Kiefer pressten sich aufeinander. „Ich habe mit dem Gedanken gespielt.”
Sie zuckte mit keiner Wimper. Sie würde an diesem Punkt keine Schwäche zeigen.
„Nein, ich denke nicht. Ich halte zu viel von Roy, um ihn jetzt im Stich zu lassen. Andererseits, wenn Sie möchten, können Sie mich natürlich feuern.”
Auf der einen Seite war sie erleichtert, es würde ihr erspart bleiben, ihn ersetzen zu müssen. Auf der anderen Seite sah sie dem zukünftigen, täglichen Kleinkrieg nicht gerade erwartungsvoll entgegen. „Ich hatte nicht die Absicht, Sie hinauszuwerfen, Mr. Messano.
Soweit ich gesehen habe, sind Sie ein ausgezeichneter Redakteur. Gleichzeitig möchte ich allerdings einige neue Ideen zur Modernisierung einbringen. Ich habe mehrere Jahre in einer der größten New Yorker Agenturen gearbeitet und ich glaube, frische Ideen könnten diesem Geschäft nicht schaden. Sie werden wahrscheinlich nicht immer einer Meinung mit mir sein.”
„Und wenn das geschieht?”
„Ich bin der Verleger.”
„Ich denke, Sie werden mich ab und zu daran erinnern müssen. Wir werden uns dann damit auseinander setzen, wenn es so weit ist…” Er stand auf, „Da Sie also hier übernehmen, vermute ich, dass Sie die Belegschaft kennen lernen wollen.”
„Gerne.”
„Fangen wir mit der Dame im nächsten Büro an, Rachel Douglas. Sie ist meine Sekretärin und außerdem Mädchen für alles. Sie liest Korrektur, koordiniert die Auslieferung und was sonst noch anfällt.” Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Manchmal schreibt sie auch in der letzten Minute noch einen Füller.”
Er öffnete die Tür für sie. Beim Hinausgehen fasste er sie beim Arm. Bei der Berührung durchfuhr eine Welle ihren Körper.
„Übrigens, wir reden uns hier alle mit dem Vornamen an. Außer der alte Caleb Stoneman. Wenn man ihn nicht mit Mr. Stoneman anredet, fährt er aus der Haut. Also, da wir zusammenarbeiten werden, warum nennen Sie mich nicht Trevor?”
„Gut … einverstanden”, stammelte sie verwirrt. Ihn mit seinem Nachnamen anzusprechen, hatte eine gewisse Distanz beibehalten. Wenn sie ihn nun bei seinem Vornamen nannte, bedeutete das eine Veränderung in ihrer Beziehung, die sie zwar nicht genau definieren konnte, die sie aber bewusst spürte.
„Und ich darf Sie Linda nennen? Oder ist es nicht angebracht, meine Chefin mit dem Vornamen anzusprechen?”
War er sarkastisch? Sie errötete, hielt sich aber unter Kontrolle und erwiderte mit kühler Stimme: „Sie können Linda zu mir sagen.”
Trevor Messano führte Linda durch das zweistöckige Gebäude. Zuerst stellte er ihr Rachel Douglas vor. Ihr Schreibtisch sah praktisch aufgeteilt und effizient aus wie die junge Frau selbst. Sie begrüßte sie herzlich: „Wie geht es Ihnen? Meine Güte, Sie sehen genauso aus wie Mr. MacTavish.”
„Das sollte man annehmen. Wir sind Zwillinge.” Linda lächelte freundlich, sie mochte das etwas plumpe Mädchen sofort. Sie spürte, zumindest in ihr würde sie einen Verbündeten haben. „Es freut mich, Sie kennen
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