Bianca Exklusiv Band 87
sie grob unter den Armen und stellte sie auf die Füße. Einen Augenblick lehnte sie sich an ihn und versuchte, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Ihre Hände lagen auf seiner Brust, und sie spürte deutlich seinen Herzschlag durch den dünnen Stoff des Hemds. Er schob sie unsanft von sich.
„Wir müssen von hier verschwinden.”
Mit festem Griff packte er ihren Arm und zog sie so schnell mit sich durch das Gestrüpp, dass sie nach kurzer Zeit völlig atemlos und erschöpft war. Als sie über eine Wurzel stolperte, half er ihr wortlos auf. Sie schwiegen beide, und nur Danys keuchender Atem war zu hören.
Diesen abscheulichen Mr. James schien es kaum mehr anzustrengen als ein Spaziergang um den Block.
Am Waldrand blieb er stehen und zog sie näher heran. „Hören Sie mir gut zu, Miss Trent.
Sie gehen jetzt auf Ihr Zimmer und packen Ihre Sachen. Dann bleiben Sie dort, bis man uns mit den Jeeps abholt.” Als er keine Antwort bekam, schüttelte er sie heftig. „Haben Sie verstanden?”
„Ja”, erwiderte sie mürrisch. „Deshalb brauchen Sie mir nicht gleich den Arm zu brechen.”
Als er sie losließ, rieb sie sich das Handgelenk, an dem seine Finger rote Druckstellen auf der zarten Haut hinterlassen hatten.
„Am liebsten würde ich noch etwas ganz anderes mit Ihnen tun”, sagte er grimmig.
„Sollten wir nicht etwas unternehmen - wegen dem, was dort draußen vor sich geht?”
„Sie werden gar nichts tun.”
Dany blickte ihm ins Gesicht. „Wer sind Sie?”
„Wir wurden uns doch vorgestellt. Mr. Nicholas James.” Er zog die getönte Brille aus der Hosentasche und setzte sie auf. Verwirrt sah sie, wie er sich vor ihren Augen wieder in den zurückhaltenden Wissenschaftler mit den hängenden Schultern verwandelte.
„Aber wer sind Sie wirklich?”
Er lächelte humorlos. „Unter diesen Umständen sagt man wohl - ein Freund. Nun gehen Sie schon, und vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe.”
„O ja, Sir, nein, Sir, was Sie wünschen, Sir.” Dany ging widerwillig auf ihr Zimmer. Ihre Beine zitterten immer noch. Sie ließ sich aufs Bett sinken. Hatte er sie wirklich vor ernsthaften Schwierigkeiten bewahrt? Wenn ja, dann sollte sie ihm dankbar sein - doch bei manchen Menschen war es sehr schwierig oder sogar unmöglich, Dankbarkeit zu empfinden.
Nicholas James. Unwillkürlich dachte sie über ihn nach. Wie hatte sie nur hinter den gebeugten Schultern, dem leicht unsicheren Gang und den vielen Notizzetteln diesen Mann übersehen können? Der wirkliche Mr. James machte ihr ein wenig Angst.
Wer war er? Er hatte mit ironischer Stimme gesagt, er sei ein Freund, aber konnte sie - sollte sie - ihm trauen? Sehr Vertrauen erweckend sah er nicht aus. Und er schien nichts gegen die verbotene Ausgrabung unternehmen zu wollen. Hatte er denn nicht begriffen, was da vor sich ging? Oder hatte er sie aus dem Hotel schleichen sehen, war ihr dann gefolgt und hatte auf ihre Kosten und zu seinem Vergnügen ein melodramatisches Spiel inszeniert? Bei ihm war alles möglich. Sie konnte nicht einfach ihre Sachen packen und gehen. Irgendjemandem musste sie davon erzählen …
Zehn Minuten später kehrte Dany leise zurück und war erleichtert, dass sie kein Geräusch aus Nicholas James’ Zimmer gehört hatte. Sicher war es richtig, dass sie Jerry alles erzählt hatte. Er war zuerst überrascht und dann verärgert gewesen, weil sie sich nicht an seine Anweisungen gehalten hatte. Aber schließlich hatte er gesagt, dass sie das gut gemacht habe und nun alles ihm überlassen könne.
Die Sonne stand schon tief am Himmel, und in Danys Zimmer war es fast dunkel. Sie tastete nach dem Lichtschalter und schrie überrascht auf, als sie einen Arm berührte. Dann legte sich eine Hand auf ihren Mund. Diesen harten, rücksichtslosen Griff kannte sie bereits.
Der Druck auf ihren Lippen verminderte sich ein wenig, dann ging die Nachttischlampe an.
„Was tun Sie in meinem Zimmer?” fragte sie laut und riss sich los. „Verschwinden Sie.”
„Wo waren Sie?” Nicholas James’ grüne Augen funkelten kalt.
„Nirgendwo. Nur in der Empfangshalle. Da lagen einige Zeitschriften, und ich …”
„Spielen Sie mir nichts vor.”
„Ich würde nicht im Traum daran denken …”
„Ich frage Sie noch einmal…”
„Ach, gehen Sie doch zur …”
„Noch einmal - ganz freundlich - wo waren Sie?” Seine Stimme klang ruhig, doch plötzlich geriet sie in Panik.
„Na gut, wenn Sie es unbedingt wissen wollen - ich war bei Jerry
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