Bianca Extra Band 01
heute Abend war nicht der richtige Moment dafür. Weil ihr seine Motive noch nicht klar waren, musste sie etwas warten, bevor sie sich ihm offenbarte. Wenn er versuchen sollte, ihr das Baby wegzunehmen, wollte sie nicht kampflos zusehen. Sie wollte warten, ob er sich verriet oder aber sie von seinen guten Absichten überzeugte.
Als das Baby schlief, nahm Darius sie am Arm. „Es ist spät. Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, und dann können wir zu Abend essen.“
Erschöpft, verwirrt und voller Sehnsucht nach Einsamkeit sagte sie: „Ich bin zu müde fürs Essen.“
„Wirklich?“ Sie verließen das Kinderzimmer, und er schloss die Tür hinter ihnen. „Es gibt Hähnchen und Knödel.“
Sie fuhr hoch. „Hähnchen und Knödel?“
Er lächelte. „Ja.“
Wie konnte er wissen, dass das ihr Lieblingsessen war?
„Ich hab Ihren Vater angerufen, während Sie Ihre Sachen gepackt haben“, sagte er als Antwort auf ihren offensichtlich verwirrten Gesichtsausdruck und führte sie den Flur entlang. „Ich dachte, wenn Sie so nett sind, dass wir dieses Wochenende gemeinsam in meinem Zuhause verbringen können, dann kann ich immerhin Gentleman genug sein, um Ihnen gutes Essen vorzusetzen.“
Sie ging etwas schneller und wünschte, er hätte nicht etwas so Nettes getan, wo sie doch so müde war. „Ich werde morgen etwas zu Mittag davon essen.“
Sie erwartete, dass er diskutieren würde, doch er nickte nur kurz. „Wie Sie möchten.“ Und das machte sie noch misstrauischer.
Er blieb vor einem Zimmer stehen, das nur wenige Meter vom Kinderzimmer entfernt lag. „Ihre Suite?“
Whitney ging zurück und blieb vor ihm stehen. Er lächelte. Ein sexy Lächeln.
Eine seltsame Schulmädchen-Nervosität befiel sie und erinnerte sie an das erste Mal, als sie bei einem Jungen gewusst hatte, dass er sie bald küssen würde. Ihr Puls ging schneller, der Atem flacher, und ihre Knie wurden weich. Sie hatte schon so lange nicht mehr so auf einen Mann reagiert, dass sie vergessen hatte, wie herrlich man sich da fühlte.
Aber Darius drehte den Knauf und öffnete die Tür zu einem Raum in Grün und Gelb. Hinter dem Wohnzimmer, in dem ein hellgrünes Sofa und Kirschholzmöbel standen, führte eine Tür ins Schlafzimmer. Whitney sah einen gelb-grünen Bettüberwurf und geschlossene gelbe Vorhänge.
Die Suite war beruhigend. So anders als ihr eigenes Schlafzimmer in Blau und Braun.
„Stimmt etwas nicht?“
Sie drehte sich schnell um und sah ihn an. „Nein, es ist …“ Warm, einladend, gemütlich. Sie schluckte. „… entzückend. Ich bin sicher, dass ich mich hier wohlfühlen werde.“
„Lassen Sie mich nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“ Er trat ins Wohnzimmer und schaute beiläufig nach rechts und links, während er ins Schlafzimmer weiterging.
Als er das Zimmer betrat, in dem sie schlafen würde, fühlte sich Whitney erneut unwohl. Es war seltsam, dass ein Mann neben ihrem Bett stand, der sich ganz offensichtlich zu ihr hingezogen fühlte. Sie wurde nervös und erinnerte sich daran, dass es lange, vielleicht zu lange her war, dass sie mit einem Mann allein gewesen war.
Doch Darius sah sich nur beiläufig um.
Danach spähte er ins Badezimmer. Ein verwirrter Ausdruck legte sich über sein Gesicht, doch Whitney hatte keine Ahnung, warum. Der Waschtisch war aus heller Eiche gefertigt, mit einer Glasplatte darüber. Der Boden war aus Marmor. Beim Anblick der übergroßen Badewanne konnte Whitney ein freudiges Seufzen kaum unterdrücken. Sie würde ein entspannendes Bad nehmen können, um die Anspannung des Tages und den Kummer zu vergessen.
Darius sah sie kurz an, dann wieder weg. Sein Ausdruck war so seltsam, dass sie noch einmal ins Bad schaute. Ihr Blick fiel auf die Badewanne, und da wurde sie feuerrot.
Natürlich, eine Frau sah die Wanne als Ort der Entspannung, ein Mann als Spielwiese.
Ihre Blicke trafen sich, und das warme Gefühl durchströmte sie, das sie schon beim ersten Treffen gehabt hatte. Sie sagte sich, dass er gut aussah und es normal war, sich zu so jemandem hingezogen zu fühlen. Insgeheim beglückwünschte sie sich sogar, nach drei langen Jahren der Trauer um ihren verstorbenen Mann endlich wieder etwas – wenn auch rein Körperliches – für jemanden zu empfinden. Aber schließlich ermahnte sie sich, dass sie sich mit niemandem mehr einlassen wollte. Nie wieder. Sie würde nie wieder einem Menschen so viel Macht über ihr Leben geben.
Außerdem hatte sie die Vormundschaft für Darius’ kleinen
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