Bianca Extra Band 01
Darius’ großem Erstaunen hörte Gino nicht nur auf zu weinen, sobald er den Sauger der Flasche spürte, sondern begann auch geräuschvoll zu trinken.
Darius lachte erleichtert. „Wow. Das war schwierig.“
„Babys sind schwierig. Sie können nicht sprechen, also muss man verstehen, wie und warum sie weinen, und manchmal ihre Körpersprache beobachten.“
Während Gino gierig trank, ging Whitney im Zimmer auf und ab. Darius beobachtete sie verwirrt. Sie war im Raum, aber irgendwie abwesend. Nicht wie jemand, der nicht helfen wollte, sondern wie … eine Fremde. Da begriff er, dass sie Gino womöglich auch nicht besser kannte als er.
„Und warum hat Missy Sie zum Vormund bestimmt?“
Sie wandte sich ihm mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu. „Missy und ich waren uns sehr nahe, von der Uni an, bis zu dem Tag, als sie Ihren Vater kennenlernte.“
„Wirklich?“
„Ihr Vater verließ ihre Mutter, als Missy noch nicht einmal sechs war, und ihre Mutter war Alkoholikerin, die immer wieder mal auf Entzug war. Weil es Geld genug für eine Haushälterin gab, die sich naturgegeben um Missy kümmerte, fiel niemandem auf, wie einsam Missy war. Daher kam sie in den Ferien und an den Wochenenden immer wieder mit zu meinen Eltern. Wie waren wie Schwestern.“
„Und dann lernte sie meinen Vater kennen, und keiner hat die beiden je wiedergesehen.“
Whitney lächelte traurig. „Missy hat Ihren Vater wirklich geliebt.“
Sie schwiegen wieder. Als das Baby fertig getrunken hatte, zeigte Darius auf die leere Flasche. „Und jetzt?“
„Jetzt muss er aufstoßen.“
„Aufstoßen?“
„Sie halten ihn so“, erklärte Whitney, während sie Gino von Darius’ Schoß hob und über seine Schulter legte. „Und klopfen auf seinen Rücken.“
Während sie das tat, stieß Gino geräuschvoll auf.
Whitney lächelte und setzte ihn wieder auf Darius’ Schoß. „Jetzt geht’s doch gleich besser, kleiner Mann, oder?“
Als er ihre verführerische Stimme so nahe hörte, schloss Darius beinahe die Augen. Diese Stimme würde ihn in Schwierigkeiten bringen, wenn er sie ein paar Wochen lang hörte. Sogar die Art, wie sie gestern das Abendessen abgelehnt hatte, war sinnlich gewesen. Und dann die Badewanne. Und der Blick zwischen ihnen.
Er stieß sich aus dem Schaukelstuhl hoch. „Sollen wir ihn zum Frühstück mitnehmen?“
„Gibt es einen Hochstuhl?“
Er nickte. „Ja.“
„Dann sollten wir ihn mitnehmen.“
Trotz der wenigen Stunden, die er schon mit dem Baby verbracht hatte, fühlte Darius sich wohl dabei, Gino zu halten. Doch gerade das war wiederum seltsam und beunruhigend.
Seit dem Tod seines Vaters war alles so schnell gegangen. Darius hatte ein Kind großzuziehen und eine Verantwortung, die über Geld hinausging. Dieses Kind würde seine Zeit in Anspruch nehmen und seinen gesamten Tagesablauf verändern. Er erschrak und hielt Whitney das Baby hin. „Könnten Sie ihn kurz halten, während ich mir Schuhe hole?“
Sie zögerte, und er konnte nur mühsam ein Stöhnen unterdrücken. Er wollte ihr nicht den Eindruck vermitteln, dass er sich nicht um Gino kümmern wollte. Sie sollte seine Ernsthaftigkeit sehen. „Wissen Sie was? Ist schon okay. Ich nehme ihn in mein Schlafzimmer mit.“
Zu seiner Überraschung lächelte Whitney. „Und was machen Sie mit ihm, während Sie sich die Schuhe anziehen?“
„Gute Frage.“
Sie nahm ihm Gino ab. „Holen Sie Ihre Schuhe.“
Er eilte erleichtert in sein Schlafzimmer, schlüpfte in Socken und Schuhe und war in weniger als zwei Minuten wieder im Kinderzimmer.
Er sah Gino im Laufstall und runzelte die Stirn. „Fertig fürs Frühstück?“
„Ja.“ Sie holte Gino aus dem Laufstall und reichte ihn Darius. Doch währenddessen sah sie weder den Jungen noch Darius an.
Als ob alles normal wäre, hielt sie Darius die Tür auf. Er folgte ihr die Treppe hinunter und starrte ihr auf den Rücken. Er hatte noch nie eine Frau erlebt, die in einer Minute so heiß war und in der nächsten so kalt. Es war fast so, als ob sie ihre Gefühle abschalten konnte.
Was auf eine gewisse Art gut war. Intensive Gefühle würden ihnen bei der Arbeit mit dem Kind nur im Weg stehen. Und er stellte seine Gefühle schließlich genauso ab.
Warum also beunruhigte ihn das so sehr?
Im Frühstücksraum, der eigentlich ein Wintergarten war, nahm sie das Tischchen vom Hochstuhl und wies Darius an, das Baby hinzusetzen.
„Aber noch nicht loslassen“, sagte sie und ließ ihre Hände suchend über
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