Bianca Extra Band 01
zurück!“
Nicks Rat klang so einfach. Aber Darius wusste es besser – oder auch nicht. Nach Jen hatte er nie wieder versucht, eine Frau zurückzubekommen. Er wusste nicht, was er erwarten sollte. Sie konnte ihn mit offenen Armen erwarten. Oder ihn zerreißen. Schlimmer, ihn vielleicht gar nicht wollen. Sie hatte gesagt, sie liebte ihn. Aber was, wenn er diese Liebe erstickt hatte?
Der Schmerz, der ihn durchfuhr, war unerträglich. Erfasste seinen ganzen Körper, seine Seele. Darius war noch nie zu einer Frau gegangen ohne die Gewissheit, dass sie ihn wollte. Er würde schutzlos sein. Er war nicht sicher, ob er das wirklich tun konnte.
„Sie hat einen wichtigen Zivilprozess. Ich kann nicht einfach ins Gericht marschieren und sie rausholen. Besonders, nachdem ich unrasiert bin.“
„Wie wär’s damit?“ Nick klang ungewohnt nett. „Dusch und rasier dich, kauf einen Strauß Rosen und fahr dann zu ihrem Apartment. Liz ist mit dem Baby dort, oder?“
„Ja.“
„Nun, Liz wird dich reinlassen, und Whitney muss ja irgendwann heimkommen.“
Das stimmte. „Wenn ich Whitney richtig einschätze, arbeitet sie nicht spät. Sie mag zwar Aktenberge nach Hause mitnehmen, aber sie ist pünktlich, um Liz das Baby abzunehmen, und arbeitet danach noch etwas.“
„Also weißt du jetzt, wann du dort sein solltest. Verbring nicht den ganzen Tag mit Grübeleien! Denk lieber nach, was du sagen willst, aber nicht zu viel.“ Nick machte eine Pause. „Und ruf mich morgen an und erzähl mir, wie’s gelaufen ist.“
Darius blinzelte. Hatte Nick ihn gerade um einen Anruf gebeten?
Er hätte nie geglaubt, dass die Unterstützung seiner Brüder seine Laune bessern oder ihn ermutigen könnte, aber das tat sie. „Gut, mache ich.“ Es kam ihm unerwartet leicht über die Lippen. „Danke.“
Whitney fuhr mit dem Taxi nach Hause. Sie zerrte zwei volle Aktenkoffer auf den Gehsteig und bezahlte den Fahrer.
Als sie sich umdrehte, nahm Jake, der junge Portier, bereits ihre Koffer. „Guten Abend, Ms Ross.“
„Guten Abend, Jake.“
Er hatte ein Glitzern in seinen Augen. Whitneys Magen zog sich zusammen. Jake mochte Liz. Liz mochte Jake. Die beiden waren etwa gleich alt und beide an der Uni. Sie passten gut zusammen. Whitney hätte sich für die beiden freuen sollen.
Stattdessen erinnerte sie das nur daran, wie dumm sie selbst gewesen war.
„Ich fahre mit Ihnen hoch“, meinte Jake, als Whitney ihm die Koffer am Aufzug abnehmen wollte.
Sie lächelte. „Danke.“ Sie wollte Jake nicht dafür bestrafen, dass er ein toller Kerl war, der ein Mädchen gefunden hatte, das zu ihm passte. Aber sie würde sich immer wieder daran erinnern, dass es äußerst dumm gewesen war zu denken, jemand wie Darius Andreas könnte sich in sie verlieben und mit ihr zusammenbleiben. Sie hatte ernsthaft geglaubt, dass er sich verliebt hatte. Aber das stimmte nicht. Darüber musste sie hinwegkommen.
Und das würde sie auch. Nachdem sie sich ein paar Wochen in ihrem Elend gesuhlt hatte. Aber das war gut. Es würde sie lehren, nicht mehr so naiv zu sein.
Als sie ihr Apartment aufschloss, wehte ihr der Duft von Muscheleintopf entgegen. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Als sie sich umdrehte, um sich bei Jake zu bedanken, war er schon weg. Ihre beiden Koffer standen in der offenen Tür, aber er war nirgends zu sehen.
Sie hievte die Koffer in die Wohnung. „Liz?“
Keine Antwort. Sie ging in die Küche und schaltete die Platte unter dem Eintopf aus.
„Liz?“
Wieder keine Antwort.
Panik erfasste sie. Es hatte zwar kein Essen auf dem Herd gestanden an dem Abend, als sie Burn und Layla in der Garage gefunden hatte, aber es war mucksmäuschenstill gewesen, wo sie doch ein fröhliches Kleinkind erwartet hatte.
Sie bekam schreckliche Angst und wollte ins Schlafzimmer eilen, aber da kam Darius durch die Schlafzimmertür mit Gino auf dem Arm.
„Entschuldigung.“
Whitneys Herz blieb stehen. Ihr Denkvermögen setzte aus. Ihre Knie wurden weich beim Anblick von Darius, und ein ganzer See von Gefühlen überflutete sie. Erst dann wurde ihr klar: Nichts Schlimmes war passiert. Oder? Darius sah müde aus. Und schrecklich. Seine Haare standen in alle Richtungen ab. Er war unrasiert – seit Tagen, so wie es aussah.
„Keine Angst, ich habe geduscht.“
Seine Bemerkung war so unerwartet, dass sie lachen musste. Aber sie fasste sich gleich wieder. Dieser Mann hatte sie zutiefst verletzt. Ja, es war zum Teil ihr eigener Fehler – zu einem großen
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