Bianca Extra Band 01
ihn fast um.
Am Sonntagabend war Whitney nicht da, als er Liz und Gino zurückbrachte. Das hatte er erwartet. Wenn er wütend auf sich selbst war, wie konnte er dann von Whitney etwas anderes erwarten?
Am Montag wählte er seine Kleidung sorgfältig aus. Dunkler Anzug, weißes Hemd, rote Krawatte. Es war das erste Mal, dass er sich Gedanken um sein Aussehen machte. Er musste sich unbedingt bei Whitney entschuldigen.
Aber als er Whitneys Büro erreichte, saß Maisey hinter dem Schreibtisch.
„Wo ist Whitney?“
„Sie hat ihre Arbeitszeiten geändert.“ Sie beugte sich vor und lächelte. „Eigentlich weiß sie selbst gar nicht, an welchen Tagen sie vormittags und wann nachmittags arbeitet.“
„Sie geht mir aus dem Weg.“
„Nein, ihr Vater hat ihr den Vorsitz in einem Zivilprozess gegeben. Sie ist sehr aufgeregt.“
Das war Darius auch. Er wusste, wie sehr sie ihre Arbeit liebte. „Wirklich? Das ist fantastisch!“
„Sie ist wie ein Kind zu Weihnachten.“
Das fand er nun nicht so schön wie die Bemerkung davor. Sie vermisste ihn also nicht. Es war ihr egal, dass er aus ihrem Leben verschwunden war. Nicht, dass er wollte, dass sie litt. Also müsste er sich über diese Neuigkeiten ja freuen. Stattdessen fühlte er sich aber schlechter. Wie ein altes Hemd, das sie zusammengeknüllt und in die Wäschetonne geworfen hatte.
Wie albern. Er wollte, dass Whitney glücklich war. Und warum war er dann so unglücklich, weil sie alles hinter sich gelassen hatte?
Am Dienstag ging er nicht zur Arbeit. Wichtige Anrufe nahm er zu Hause entgegen, und die meiste Zeit verbrachte er damit, Finanzberichte zu lesen. Er rasierte sich nicht. Und er aß nichts. Das Esszimmer war nun ein Ort des Grauens. Kein Baby, das ihn erheiterte, keine Gespräche, die mit dem Meer um die Wette brandeten.
Am Mittwoch blieb er wieder zu Hause und las angeblich im Büro, aber in Wirklichkeit starrte er abwechselnd aufs Meer und in den Kamin. Er war völlig überrascht, als Mrs Tucker das Zimmer betrat.
„Sie haben einen Anruf.“
„Ich sagte doch, dass ich keine Anrufe entgegennehme.“
„Es ist Ihr Bruder.“ Sie lächelte. „Der Charmeur.“
Darius seufzte. „Nick.“
Sie ging zur Tür hinaus, und er riss den Hörer vom Telefon. „Was willst du?“
„Oh, ich störe offenbar!“
„Ich habe keine Zeit für Spielchen, Nick. Ich muss …“ Eigentlich musste er gar nichts. Er konnte sich nicht konzentrieren. Er wollte sich nicht konzentrieren. Er wusste nicht, was er wollte.
„Du vermisst sie.“
Natürlich vermisste er sie. Was für ein blöder Kommentar. „Ich habe ihr wehgetan.“
Nick hatte die Frechheit zu lachen. „Ach, Darius. Das klingt, als ob sie dich mindestens ebenso verletzt hat.“
„Ich fühle mich schlecht, weil es ihr schlecht geht.“
„Echt?“
„Ja.“
„Dir geht es nicht auch selbst schlecht?“
„Klar geht es mir schlecht. Das habe ich doch gerade gesagt. Ich hasse es, dass ich ihr wehgetan habe.“
„Und das ist der Grund, warum du zu Hause bleibst?“
„Das und die Tatsache, dass ich mich nicht rasieren will.“
Nick lachte laut auf. „Darius! Hat dir noch nie jemand das Herz gebrochen? Du klingst wie ich, als mich meine Frau Maggie verlassen hat. Ich konnte nichts essen. Ich konnte nicht schlafen. Ich starrte den ganzen Tag aufs Meer hinaus.“
Darius schwieg.
„Geht es dir auch so?“
Darius knurrte.
„Darius?“
„Also gut, ja!“, antwortete er gereizt. „Ich bin seit zwei Tagen zu Hause, esse nicht, rasiere mich nicht, schaue aufs Meer. Bausch das nicht auf!“
„Warum nicht?“
Warum nicht? Darius war drauf und dran, den Hörer hinzuknallen oder etwas Bösartiges zu erwidern. Alles tat ihm weh. Er vermisste Whitney. Nicht wie eine Freundin, die am Wochenende keine Zeit hatte. Nicht wie eine Liebhaberin, die ihn stehen ließ. Aber wie … wie einen Teil seines Lebens. Als sie zur Tür hinausgegangen war, hatte sich seine Zukunft geändert. Er war sich dessen nicht bewusst gewesen, aber in den Wochen mit Whitney hatte er begonnen, sie beide als Ginos Eltern zu sehen. Er hatte sie zusammen gesehen, glücklich, viele Jahre lang …
Er vermisste sie, er sehnte sich nach ihr, und er sah endlich, dass er vielleicht nur deshalb ein Frauenheld gewesen war, weil er nach Jen so verletzt war, dass er das nicht noch einmal erleben wollte. Er hatte auf die Richtige gewartet, der er sein Herz schenken konnte.
Und er hatte sie gefunden.
Und wieder verloren.
„Hol sie
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