Bianca Extra Band 2
ihm verrückt und unmöglich erschienen. Aber jetzt, wo er dieselbe Frau im Arm hielt, und sein Hemd nass von ihren Tränen war, da konnte er das nicht länger leugnen. Eine Last fiel von ihm ab.
„Ich verzeihe dir“, sagte er sanft, leise. „Ich verzeihe dir, Rebecca. Und ich … ich möchte, dass du weißt, dass ich …“
„Jesse ist tot“, sagte Rebecca, ohne den Kopf zu heben. „Er ist im ersten Einsatz gefallen. Eine verirrte Kugel aus den eigenen Reihen. Wir waren gerade erst verlobt, und er war tot. Darum habe ich nicht über ihn gesprochen.“
„Oh, Liebling, das tut mir so leid.“ Wieder wünschte sich Seth, er könnte ihr den Schmerz abnehmen. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schrecklich das für dich war.“
Sie lehnte sich zurück, trocknete sich die verquollenen Augen ab und wischte sich über die feuchten Wangen. „Danke“, sagte sie, steif und höflich. „Aber ich glaube nicht, dass du das wirklich verstehst.“
„Ich weiß, wie das ist, einen Menschen zu verlieren, den man liebt.“
„Ja … Aber Jesse hat seinen Job geliebt.“ Rebecca holte tief Luft. Dann noch mal. „Und das hat ihn das Leben gekostet.“
„Ich wünschte, das wäre nicht passiert. Ich wünschte, ich könnte das ändern.“ Seth nahm Rebeccas Hand. „Willst du darüber reden?“
„Ich glaube, du verstehst das Problem nicht“, wiederholte Rebecca mit belegter, unsicherer Stimme. „Ich habe Jesse geliebt. Er war der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte.“
„Das verstehe ich.“ Seth versuchte, aus ihren Worten schlau zu werden. Denn sie hatte recht. Er spürte, dass ihm irgendetwas entgangen war. „Willst du mir sagen, dass du dich Jesse immer noch verpflichtet fühlst?“
„Nein.“
„Was denn dann?“
„Jesse war in der Army. Jesse ist gestorben , weil er in der Army war. Und du bist …“
„… in der Air Force“, sagte Seth, als ihm endlich alles klar wurde. „Also denkst du …“
„Das Risiko ist mir einfach zu hoch. Für mich und für unsere Tochter. Wenn du das nächste Mal“, sie rang nach Luft, „weggehst, dann kommst du vielleicht nicht zurück. Du könntest fortgehen und nie wiederkommen.“
„Also hast du gedacht, es ist besser, wenn meine Tochter mich nie kennenlernt und ich sie auch nicht?“ Er sprach langsam und versuchte, sich in Rebecca hineinzuversetzen. „Um sie zu beschützen?“
Rebecca zog ihre Hand weg. „Nicht nur sie, sondern mich auch. Verstehst du denn nicht, Seth? Ich könnte dich lieben. Unsere Tochter wird dich lieben. Und was ist, wenn dann … wenn dir dann etwas passiert? So einen Verlust kann ich nicht noch mal durchmachen. Und es tut mir sehr leid, aber ja, ich wollte unsere Tochter davor bewahren, ihren Vater zu kennen und zu lieben, nur um ihn dann zu verlieren.“
„ Falls mir etwas passiert. Denn die meisten meiner Aufgaben haben nichts …“
„Du hast recht. Natürlich hast du recht. Aber ich will das Risiko einfach nicht eingehen.“
„Ich könnte hier und jetzt über die eigenen Füße stolpern und mir den Schädel einschlagen. Oder krank werden. Oder sonst was. Du auch, übrigens“, erklärte Seth in der Hoffnung, dass sie verstehen würde, was er damit sagen wollte. „Einfach nur morgens aufzuwachen und das Haus zu verlassen stellt doch schon ein Risiko dar.“
„Ja, aber das ist nicht dasselbe, wie sich wissentlich in Lebensgefahr zu bringen.“ Rebecca schaute weg. „Ich kann unsere Tochter weder von dir noch von deiner Familie fernhalten. Die Verbindung zwischen euch kann man nicht ändern. Es war falsch von mir, das zu ignorieren.“
„Ich bin froh, dass du zu diesem Schluss gekommen bist, Süße. Aber mein Job …“
„Aber ich kann mich nicht in dich verlieben.“ Rebecca sah ihn wieder an. Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen. „Im Leben geht es darum, aus Fehlern zu lernen. Ich kann den gleichen Fehler nicht zweimal machen. Ich … das werde ich einfach nicht tun.“
Seth lagen ein Dutzend stichhaltiger Einwände auf der Zunge. Aber er hatte das Gefühl, dass Rebecca ihm in diesem Augenblick nicht wirklich zuhören würde. Sie war müde und aufgelöst. Sie brauchte Ruhe. Ihre Gesundheit musste jetzt Vorrang haben.
Um den Rest konnte er sich später kümmern.
Er gab Rebecca einen zarten Kuss auf die Stirn. „Du musst jetzt todmüde sein.“
„Du willst mir nicht widersprechen?“
„Ich sehe keinen Anlass dafür. Du hast mir deine Gefühle erklärt, und das respektiere
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