Bianca Extra Band 2
sie das bereitgelegte Kostüm. Sie dachte daran, schnell zu duschen, sich zu frisieren, sich zu schminken, sich anzuziehen und ins Büro zu fahren. Sie dachte an die Arbeit, die auf sie wartete, und …
Es war so ein herrlicher Tag. Wie schön wäre es, sich eines ihrer Babybücher zu schnappen, sich damit auf die hintere Veranda zu setzen und die Füße hochzulegen?
Aber sie sollte zur Arbeit gehen. Man verließ sich auf sie. Außerdem musste sie dafür sorgen, dass die Partner weiterhin von ihr beeindruckt waren. Verantwortungsbewusste Erwachsene meldeten sich nicht einfach so krank. Sie … sie …
„Ach, was soll’s!“, sagte sie laut und deutlich.
Bevor sie es sich noch mal anders überlegen konnte, rief sie im Büro an. Fünf Minuten später legte Rebecca auf. Sie war schockiert und verwirrt. Seth hatte schon angerufen und Bescheid gesagt, dass sie nicht zur Arbeit kommen würde. Sie setzte sich aufs Bett, auf ihren perfekt gebügelten Rock, und dachte nach.
Wahrscheinlich sollte sie wütend sein. Sie hatte schließlich eine Zukunft in dieser Firma. Außerdem hatte Seth nicht das Recht, so eine Entscheidung für sie zu treffen. Aber …
„Dein Daddy hat beschlossen, dass wir einen freien Tag brauche“, sagte sie, als ihre Tochter ein paarmal kräftig nach ihren Rippen trat. Lächelnd rieb sie sich den unruhigen Bauch. „Was meinst du? Soll ich mich darüber freuen?“
Als Antwort rammte ihre Tochter ihr den Kopf ins Becken.
„Ich interpretiere das mal als Zustimmung“, entschied Rebecca. „Denn ich werde einen freien Tag nicht damit verschwenden, mich aufzuregen.“
Dreißig Minuten später machte sie sich frisch geduscht und barfuß auf den Weg nach unten. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihr Haar zu föhnen, und war völlig ungeschminkt. Himmel, sie hatte sogar daran gedacht, keinen BH zu tragen … Aber in ihrem Zustand erschien ihr das ein bisschen zu freizügig. Dafür war sie sehr dankbar, als sie Seth in der Küche vorfand.
Mit dem Rücken zu ihr stand er am Herd und rührte einen Topf um. Dabei pfiff er eine Melodie vor sich hin, die sie nicht erkannte. Er hatte immer noch die gleichen Sachen an – Jeans und ein zerknittertes Hemd. Außerdem war er barfuß. Das sagte ihr, dass er über Nacht geblieben war. Wahrscheinlich hätte sie sich bei dieser Erkenntnis unbehaglich fühlen sollen. Aber Himmel, sah dieser Mann gut aus, wie er da in ihrer Küche stand.
Also rührte sie sich nicht vom Fleck und sog neugierig die Luft ein. Zimt und Nelke. Ein Krug mit Orangensaft und ein halb gefülltes Glas standen auf der Arbeitsfläche. Daneben eine Tasse Kaffee. Auf dem Herd war ein zweiter Topf kurz davor überzukochen. Seth fluchte leise, nahm den Topf und ging damit zum Spülbecken. Da bemerkte er sie, und ihr wurde prompt ganz heiß.
Kein Mann sollte solche Augen haben dürfen wie Seth. Dunkel und geheimnisvoll. Schwierig zu deuten. Unerhört sexy und geradezu herzzerreißend schön.
Sie hoffte, dass ihre Tochter seine Augen haben würde.
Er wendete den Blick nicht von ihr ab, während er das Wasser ausschüttete, die Eier aus dem Topf nahm und in eine Schüssel mit Eiswasser gab, um sie abzuschrecken. Sie zitterte am ganzen Körper, weil sie sich so sehr danach sehnte, ihn an sich zu ziehen und ihn zu küssen.
„Du hast in meinem Büro angerufen und gesagt, dass ich nicht komme.“ Rebecca zwang sich, eine mürrische Miene aufzusetzen, und stemmte die Hände in die Hüften. „Und du bist letzte Nacht ohne meine Erlaubnis hiergeblieben.“
„Schuldig im Sinne der Anklage.“ Er wandte sich ab, machte den Herd aus und stellte den anderen Topf auf eine kalte Platte. „Ich habe dir auch noch Eier gekocht. Und Porridge mit ein bisschen Zimt und braunem Zucker. Warum setzt du dich nicht, und wir essen zusammen?“
„Seth“, sagte sie und bemühte sich darum, weiterhin eiskalt zu klingen. „Schau mich an.“
Das tat er. Fragend zog er die Augenbrauen zusammen und kräuselte humorvoll die Lippen. „Willst du mich bestrafen? Weil ich ein paar Entscheidungen ohne dich getroffen habe?“
Ihr wurde immer heißer. Durch und durch. „Du hast meine Kollegen angerufen“, wiederholte sie, „du bist über Nacht geblieben und hast mir Frühstück gemacht. Und jetzt willst du wissen, ob ich dich bestrafen will?“
„Das habe ich und das tue ich.“
So wie er das sagte, wie er aussah und sich anhörte, fühlte Rebecca sich auf einmal in die Vergangenheit versetzt. Zurück an einen
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