Bianca Extra Band 2
hat“, befahl Seth, sobald sie allein waren. „Und ich wüsste gerne, warum du mir nie von ihm oder eurer Verlobung erzählt hast.“
„Ich will nicht über Jesse reden.“ Sie senkte den Kopf und setzte sich aufs Sofa.
„Du warst mit ihm verlobt. Und wenn er etwas mit deinem Versuch zu tun hat, mir meine Tochter wegzunehmen, habe ich das Recht, alles zu erfahren.“ Seth sprang auf und ging hin und her. Mühsam versuchte er, sich zu beherrschen. „Triffst du dich wieder mit ihm? Will er etwa mein Kind großziehen?“
„Hör auf! Bitte, hör auf.“ Rebeccas Augen glänzten tränennass, und ihre Stimme brach beinahe. „Jesse will überhaupt nichts.“
„Jeder will irgendwas, Becca.“
Sie verbarg das Gesicht in den Händen. „Jesse nicht.“
„Was hat Jesse mit deiner Entscheidung zu tun, mir nichts von unserem Baby zu sagen?“
„Du bist doch in der Air Force“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Und ich glaube nicht, dass sich das ändern wird.“
„Das bin ich“, bestätigte Seth, verwirrt und misstrauisch. „Und nein, ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Aber was hat das mit Jesse zu …“
„Jesse war in der Army.“
„Und warum ist das für diese Unterhaltung von Bedeutung?“
Rebecca legte die Arme um ihren Babybauch und hob den Kopf. In ihren Augen entdeckte er Trauer und Angst und eine Sehnsucht, die so stark war, dass es ihm fast das Herz brach. Erst lief ihr eine Träne über die Wange, dann noch eine.
Auf einmal konnte er es nicht ertragen, dass seine Fragen sie so verletzt hatten. Er machte einen Schritt auf sie zu, um sie zu trösten. Aber sie hielt eine Hand hoch, um ihn daran zu hindern.
„Jesse ist gleich nach dem College zur Army gegangen“, sagte sie leise, mit belegter Stimme. „Er war mit Leib und Seele dabei. Er war sicher, dass er seine Berufung gefunden hatte. Ich habe ihn unterstützt. Ich … ich habe ihm sogar gut zugeredet. Als er nach der Grundausbildung nach Hause gekommen ist und mir den Heiratsantrag gemacht hat, habe ich Ja gesagt. Ich habe ihn geliebt, Seth. Ich habe ihn so sehr geliebt, dass ich mir die Welt ohne ihn gar nicht vorstellen konnte.“
Seth hatte das Gefühl, als ob ihm jemand einen Faustschlag in die Magengrube versetzt hatte. In diesem Augenblick glaubte er, dass sie ihn nie lieben würde, dass sie ihn nie heiraten würde. Denn sie liebte Jesse. Das war der Grund für alle Entscheidungen, die sie getroffen hatte. Was für eine Erklärung konnte es sonst geben?
„Warum bist du dann nicht glücklich verheiratet mit Jesse, mit zweieinhalb Kindern und Hund und allem Drum und Dran?“
Da verzerrte Rebecca das Gesicht, und die Tränen strömten ihr nur so über die Wangen, als ob sie nie wieder aufhören würde zu weinen. Sie öffnete den Mund, aber sie brachte keinen Laut – nicht einmal ein Schluchzen – heraus. Mühsam blinzelte sie mit tränenverklebten Wimpern und kämpfte darum, die Sprache wiederzufinden. Das war doch lächerlich. Es gab nichts, was so eine Verzweiflung wert wäre. Seth ging auf sie zu, nahm sie in die Arme und hielt sie so fest, wie er konnte.
„Schon okay, Süße. Schon gut. Ich muss das nicht wissen“, flüsterte er, während er ihr langsam und kräftig den Rücken streichelte. „Ich werde das Thema nie wieder ansprechen. Versprochen. Bitte, bitte, hör doch auf zu weinen. Ich halte das nicht aus, Liebling.“
Seth war mit seiner Weisheit am Ende. Also hielt er sie einfach weiter in den Armen und murmelte ihr ins Ohr, dass alles in Ordnung war, dass ihr nichts passieren würde und dass er für sie da sein würde, solange sie das wollte.
Aber vor allem wollte er, dass sie glücklich war und zufrieden. Er wollte, dass sie lächelte und lachte. Noch viel mehr wünschte er sich, das alles mit ihr zu erleben. Er hatte die Wahrheit verdrängt, und jetzt brach plötzlich alles über ihn herein. Ja, er wollte Rebecca heiraten. Ja, er wollte für seine Tochter der Vater sein. Und ja, er wünschte sich, dass sie drei eine Familie sein würden.
Denn er liebte Rebecca. Leidenschaftlich. Von ganzem Herzen. Als er im Oktober wieder im Dienst war, hatte er geahnt, wie tief seine Gefühle gingen. Als sie aufgehört hatte, ihm zu schreiben, hatte er gewusst, dass er sich in sie verliebt hatte. Aber damals hatte er gedacht, dass sie keine Zukunft zusammen hatten. Also hatte er versucht, sie zu vergessen.
Sich danach einzugestehen, dass er die Frau liebte, die ihm sein Kind hatte wegnehmen wollen … das war
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