Bianca Extra Band 2
unbedingt zähmen.
Sie fragte sich nur: Kann ich es auch?
Michael Wade wusste, dass er als Einzelgänger galt und ihm seine Persönlichkeit eher wenig Freunde einbrachte. Er arbeitete hart, ging selten aus und interessierte sich nicht dafür, mit den anderen unverheirateten Männern aus Fallen durch die Bars zu ziehen. Trinken und Feiern waren nicht sein Ding – nicht nach einem langen Tag auf der Ranch, die seit dem Tod seines Vaters ihm gehörte.
Seine Mutter war schon lange davor verschwunden, weil sie es nicht mehr ertragen hatte, dass ihr Ehemann unter seiner unerwiderten Liebe zu Polly Dixon von nebenan litt. Jedenfalls hatte Michael das von einem Mitschüler der Highschool gehört. Michael hatte der Auszug seiner Mutter sehr weh getan, mittlerweile dachte er selten daran. Er genoss seine Freiheit und legte auf Frauen allgemein keinen besonderen Wert.
Nicht einmal auf Bailey Dixon, die immer diesen sanften, hoffnungsvollen Blick bekam, wenn er sie in sein Bett zog. Vielleicht verhielt er sich nicht wie ein Gentleman, weil er mit ihr schlief, ohne mehr als körperliches Vergnügen zu wollen. Vielleicht sollte er sie zum Rückwärtsgang auffordern, wenn sie das nächste Mal bei ihm auf der Ranch vorbeikam.
Das Problem war, dass er ungern auf ihr keckes Lächeln verzichten wollte. Und auf ihren zierlichen, aber kurvenreichen Körper. Ihm gefiel, dass sie nichts von ihm verlangte. Das erleichterte es ihm, sein durchaus vorhandenes schlechtes Gewissen zu ignorieren. Manchmal fragte er sich nämlich, ob er seinem unsensiblen Vater nicht doch recht ähnlich war in seiner Leidenschaft für Frauen der Familie Dixon.
Außerdem ärgerte ihn an diesem kalten Februartag, dass er mehr als einmal an Bailey dachte. Vielleicht sogar insgesamt zwanzigmal. Er ertappte sich dabei, wie er zu ihrem windschiefen viktorianischen Haus hinüberschaute und sich fragte, was sie wohl gerade tat.
Jetzt war sie seit zwei Wochen nicht mehr bei ihm gewesen, und er war versucht, sie einfach anzurufen und zu fragen, wo zum Teufel sie abblieb.
Aber irgendetwas sagte ihm, dass das keine besonders charmante Einladung ergeben würde. Noch nie hatte er sie in sein Bett bitten müssen.
Er seufzte, blickte ein letztes Mal zu Baileys Haus hinüber und wendete sein Pferd.
Nein, diese Frau würde er nicht zu nahe an sich herankommen lassen.
Auf gar keinen Fall.
„Du erkennst mein Problem“, sagte Bailey zu ihrem älteren Bruder.
„Ich habe dir von Anfang an gesagt, du sollst dich nicht mit ihm einlassen. Er heiratet dich sowieso nicht!“, erwiderte Brad säuerlich. „Ich sollte hinübergehen und ihm den Schädel einschlagen oder ihn auf der Stelle abknallen.“
„Nein, das wäre nicht sehr nett.“ Bailey stellte ein Glas Milch auf den Tisch für das jüngste der sieben Dixon-Geschwister, das sie und Brad neugierig ansah, während sie versuchten, sich so zu unterhalten, dass die Kinder sie nicht gut verstehen konnten.
Bailey war fünfundzwanzig und Brad sechsundzwanzig. Außer ihnen hatten ihre Eltern noch fünf Nachzügler bekommen, die jetzt fünf, sechs, sieben, acht und neun Jahre alt waren. Ihre Mutter Polly war mit einundvierzig an Krebs gestorben, ihr Vater Elijah wenig später an gebrochenem Herzen.
Ihre Eltern hatten ihnen zwar viel Liebe mitgegeben, aber kaum Geld hinterlassen. Bailey und Brad zahlten noch immer die Erbschaftssteuer ab. Als Ältester hätte Brad das Oberhaupt der Familie verkörpern sollen, aber diese Aufgabe überließ er meistens Bailey. Jetzt wurde ihr Leben noch beschwerlicher, denn schon bald würden sie ein weiteres hungriges Maul füttern müssen.
Sie wusch weiter ab. „Ich wusste genau, worauf ich mich einlasse! Ich spreche mit ihm, sobald die Gelegenheit günstig ist.“
„Die Zeit rast. Warte nicht zu lang.“
„Brad, bitte! Ich weiß noch nicht einmal, wie ich es ihm beibringen soll …“ Sie schaute durchs Küchenfenster zu dem soliden Haus aus rotem Backstein hinüber, das Michaels Vater hatte bauen lassen.
Sie musste sich entscheiden. Sie konnte Michael von dem Baby erzählen, und zweifellos würde er sich wie ein Ehrenmann verhalten. Gleichzeitig wollte sie ihn zu nichts zwingen. Das bisschen, das sie von Michael hatte, wollte sie nicht verlieren. Er soll sich freiwillig zu mir bekennen – mit Körper und Seele, Herz und Verstand.
Als Brad die Küche verließ, nahm Bailey es kaum wahr, denn in Gedanken war sie auf der Nachbarranch. Und plötzlich kamen ihr die Tränen.
„Machst
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